Johann Adam Klein
Brustbild des Malers Franz Ludwig Catel (1778-1856), um 1820
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Johann Adam Klein

Brustbild des Malers Franz Ludwig Catel (1778-1856), um 1820

Johann Adam Klein

Brustbild des Malers Franz Ludwig Catel (1778-1856), um 1820

Klein hat in Rom 1820 und 1821 zahlreiche Künstlerfreunde porträtiert. Es entstand eine „schöne Bildnissammlung der jetzt lebenden bekannten Künstler, Dichter und Gelehrten“, die von Ludwig Emil Grimm, der 1828 Klein in Nürnberg besucht hatte, als „geistreich und frei“ beschrieben wurde (Anm. 1). Als nach Kleins Tod 1876 dessen Nachlass versteigert wurde, befanden sich darin aus der Porträtsammlung noch 106 Blätter (Anm. 2), doch besaß auch der mit Klein befreundete Leibarzt des bayerischen Kronprinzen Ludwig, Johann Nepomuk von Ringeis ein Konvolut, von dem Teile 1898 durch die Tochter des Arztes an die Staatliche Graphische Sammlung in München gelangten (Anm. 3). Es ist also davon auszugehen, dass Kleins Porträtsammlung im ursprünglichen Umfang noch größer war, und an die Sammlung Schnorrs, Fohrs oder Vogels von Vogelstein heranreichte.
Klein hatte sich bereits in Wien als Porträtist betätigt, wo 1814 drei Radierungen mit Bildnissen des Ehepaares Feil sowie ihres Vaters Kammerhuber entstanden (Anm. 4) und er 1815 das Profilbildnis im Oval von Laurenz Janscha zeichnete (Anm. 5). Auch diese Bildnisse waren bereits als reine Profilansichten angelegt, doch erscheinen die Dargestellten auf den Radierungen noch als Halbfiguren im Oval, erst das Bildnis von Laurenz Janscha zeigt den Dargestellten als Büste im Oval. Während in der Form des Ovals noch eine in einer spätbarocken Tradition stehende Auffassung vorherrscht, die Beschränkung auf die Büste nicht ohne Einfluss von Schnorrs römischem Porträtbuch geschah. In seinen römischen Künstlerporträts wählte Klein die Büstenform in strenger Profilansicht, auf der der Kopf detailliert und sorgfältig ausgearbeitet wurde, der Oberkörper z. T. weniger ausgeführt wurde, was aber darin begründet sein dürfte, dass solche Blätter nicht vollendet sind. Alle Porträts, die ein nahezu einheitliches Format von ca. 134 x 106 mm aufweisen, führte Klein in Bleistift aus.
Kleins Porträts entstanden offenbar als persönliches Album Amicorum. In der Regel fertigte er zwei Bleistiftstudien an, von denen ein Exemplar der Porträtierte erhielt, das andere bleib als Erinnerung im Besitz Kleins (Anm. 6). Kleins Porträts dokumentieren auf einzigartige Weise die vielfältige Kunstszene in Rom und zeigen gleichzeitig, wie stark Klein in das Kunstleben der Deutsch-Römer während seines Aufenthalts in Rom eingebunden war.
Die Hamburger Kunsthalle besitzt von Klein ein Porträt des Franz Ludwig Catel, das weniger ausgearbeitet ist als seine anderen bekannten Bildnisse. Es beschränkt sich weitgehend auf dem Umriss, verzichtet auf eine detaillierte Angabe der Binnenstruktur und bleibt dabei ungewöhnlich locker im Strich. Die Maße des Blattes weichen vom üblichen Format ab, es ist etwas kleiner, zudem durchgepaust und auf dem Verso geschwärzt.
Ein weiteres Bildnis von Catel, das im Format und in der Ausarbeitung den anderen Porträts entspricht, befindet sich in Wien (Anm. 7). Es entstand im September 1820 in Neapel, wo Klein Catel getroffen und mit ihm Ausflüge in Umgebung gemacht hatte (vgl. Inv. Nr. 23475). Das Hamburger Blatt trägt zwar auf der Rückseite einen alten Vermerk zum Dargestellten und nennt Klein als Zeichner, doch ist dessen Autorschaft nicht sicher, da es in Details wie die Angabe der Ohren Unsicherheiten aufweist, die auf den anderen Bildnissen nicht sichtbar sind. Es dürfte sich um eine Kopie nach Klein Bildnis in Wien handeln, die zum Zwecke der druckgraphischen Vervielfältigung durchgepaust und auf der Rückseite geschwärzt wurde.

Peter Prange

1 Erinnerungen aus meinem Leben von Ludwig Emil Grimm, hrsg. von Adolf Stoll, Leipzig 1913, S. 431.
2 Vgl. Catalog der vom verstorbenen Maler und Radirer Johann Adam Klein in München hinterlassenen Handzeichnungen, Aquarelle, Radirungen & c. sodann einer ausgewählten Sammlung alter Bund neuer Kupferstiche, Radirungen und Holzschnitte, München, Joseph Aumüller, Auktion 2.10.1876, S. 10, Nr. 288. Jahn 1863, S. XXXI erwähnt „einen starken Quartband“ mit Künstlerbildnissen im Besitz des Künstlers, der mit den im Nachlass genannten Porträts identisch sein dürfte. Wolf von Harder: Johann Adam Klein. Ein Nürnberger Maler-Radierer im 19. Jahrhundert, Phil. Diss. Univ. Erlangen 1922, S. 109, erwähnt zudem ein handschriftliches Verzeichnis von Kleins Porträtalbum, das sich ehemals in der Sammlung Heymann in Wien befand, doch heute verschollen ist.
3 In der Staatlichen Graphischen Sammlung in München befinden sich vier Künstlerbildnisse von Klein: Bildnis Julius Schnorr von Carolsfeld, 1821, Bleistift, 134 x 106 mm, Inv. Nr. 37401; Bildnis Gustav Heinrich Naeke, Bleistift, 129 x 106 mm, Inv. Nr. 37398; Bildnis Johann Martin von Rohden, Bleistift, 133 x 106 mm, Inv. Nr. 37397; Bildnis Joseph Anton Koch, Bleistift, 134 x 106 mm, Inv. Nr. 37400.
4 Vgl. Conrad Jahn: Das Werk von Johann Adam Klein. Maler und Kupferätzer zu München, München 1863, S. 56-57, Nr. 149-151. Vgl. auch die Vorzeichnung zu Jahn 1863, Nr. 150: Bildnis der Sofie Kammerhuber, 1813, Bleistift auf grünlichem Papier, 141 x 106 mm, Wien, Albertina, Inv. Nr. 29455.
5 Bildnis des Laurenz Janscha, 1815, Bleistift, 128 x 90 mm, Wien, Albertina, Inv. Nr. 5574. 1815 entstand auch das radierte Bildnis von Kleins Freund Johann Georg Mansfeld, vgl. Jahn 1863, S. 58-59, Nr. 156.
6 Vgl. Matthias Mende: Italien lockt! in: Romantische Entdeckungen. Johann Adam Klein 1792-1875. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik, Ausst.-Kat. Stadtmuseum Fembohaus Nürnberg, hrsg. von Jutta Tschoeke, Nürnberg 2006, S. 58.
7 Bildnis des Franz Ludwig Catel, 1820, Bleistift, 129 x 91 mm, Wien, Wien-Museum, Inv. Nr. HMW 64971; vgl. „Es ist nur ein Rom in der Welt.“ Zeichnungen und Bildnisse deutscher Künstler in Rom um 1800, Ausst.-Kat. Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Darmstadt 1977, Abb. S. 44. Für weitere Informationen zu dem Blatt danke ich Ralph Gleis, Wien.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten bezeichnet: "Franz Catel. / .Klein." (Bleistift)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad:04:01, S. 26, Nr. C. 77 („Catalogue d‘une Collection de Portraits […]: "J. A. Klein / Franz Catel / Peintre / Dessin à la mine de plomb:/ [Format:] Duodécimo")“); Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Luise Charlotte Pickert: Gli Artisti tedeschi a Perugia nel secolo XIX, Perugia 1957, Abb.Tafel XXXIX

Hans Geller, Herbert von Einem: Die Bildnisse der deutschen Künstler in Rom 1800-1830, Berlin 1952, S.45, Nr.152