Joachim von Sandrart
Das Forum Romanum, um 1631
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Joachim von Sandrart

Das Forum Romanum, um 1631

Joachim von Sandrart

Das Forum Romanum, um 1631

Sandrart zeichnete diese Ansicht des Forum Romanum während seines Romaufenthaltes in den Jahren 1629–1635. Hinter den Säulen des Castor und Pollux-Tempels erkennt man links hinter dem Brunnen die auf den Ruinen des antiken Tempels des Antoninus Pius und der Faustina aufgebaute Kirche S. Lorenzo in Miranda, rechts davon den Rundtempel des Romulus mit SS. Cosmas und Damian sowie die drei großen Bögen der Konstantin-Basilika. Durch die dunklen, stark akzentuierten Säulenschäfte hebt sich der Vordergrund von dem hellen Hintergrund ab und betont so die räumliche Weite des Blattes. Vorbild für diese Laviertechnik, besonders die Manier der linearen Pinselstriche, könnten die Rom-Ansichten des Holländers Bartholomäus Breenbergh (1599/1600–1659) gewesen sein, der sich von 1619– 1629 in der Stadt aufhielt. Roethlisberger datiert die Hamburger Zeichnung auf Grund der stilistischen Nähe zu Sandrarts im Jahr 1631 entstandener Darstellung der „Caracalla-Thermen“ ebenfalls in diese Jahre.(Anm. 1) Beide Blätter gehören zu den wenigen bekannten zeichnerischen Zeugnissen aus der Zeit des Künstlers in Rom, in der er neben zahlreichen Künstlern wie Frans Duquesnoy, Pietro da Cortona, Nicholas Poussin und Pieter van Laer auch Claude Lorrain kennenlernte. Dessen zeichnerische Anfänge liegen um 1630. Das Hamburger Blatt könnte daher durchaus ein Beleg für Sandrarts bisher eher ignorierte Behauptung sein, er sei es gewesen, der Claude angeregt habe im Freien zu malen, worauf dieser die Landschaftsmalerei für sich entdeckt habe.(Anm. 2)
Sandrarts Blatt diente Matthäus Merian d. Ä. (1593–1650) als Vorlage für eine Illustration in zwei von ihm herausgegebenen topographischen Ansichtenwerken. Erstmals verwendete Merian die Ansicht als Blatt 5 in seiner deutschen Übersetzung des geographisch-historischen Universalwerkes von Pierre Davity (1573– 1635) „Neuwe Archontologia Cosmica“, die 1637/38 in Frankfurt erschien.(Anm. 3) In einer weiteren Auflage von 1646 war die verkleinerte Ansicht als Blatt 8 beigegeben, 1695 in einer bereits von seinen Erben herausgegebenen, vermehrten Auflage als Blatt 3 und schließlich noch einmal in einer nach 1695 erschienen Auflage als Blatt 6.(Anm. 4) Merians Erben nahmen das Blatt 1688 zusätzlich auch als Illustration 39 in ihre „Topographia Italiae“ auf.(Anm. 5)

Petra Roettig

1 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. HZ 5260, vgl. Roetlisberger 1971, S. 260.
2 Ebd.
3 Vgl. Lucas Heinrich Wüthrich: Das Druckgraphische Werk von Matthaeus Merian d. Ae., Bd. 3, Die grossen Buchpublikationen, Hamburg 1993, S. 322.
4 Ebd., S. 325, 326 und 327.
5 Vgl. Lucas Heinrich Wüthrich: Das Druckgraphische Werk von Matthaeus Merian d. Ae., Bd. 4, Die grossen Buchpublikationen II, Die Topographien, Hamburg 1996, S. 648.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links monogrammiert: "J v S" (eigenhändig?, Feder in Grau)

Auf dem Verso bezeichnet: "Joach. Sandrart d. Für Merian Topogr. Italiae Fkft 1688 fol. p 104 Verkleinert radirt, v. M. Merian?" (Feder in Braun); Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233 und L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Dreiberg, darüber der Buchstabe "F" in Wappenschild, ähnlich Heawood 2614-2616 (Italien 1625, Rom nach 1565 und Rom 1638)
ca. 24 mm

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), NH Ad: 01: 04, fol. 152: "Sandrart Das römische Forum mit den Säulen des Minervatempels im Vorgrunde Bez J. v. S. Bleistift und Seppia.15.5.10.1. Die Zeichnung ist verkleinert. Für {Meria} eine Radierung in Merians Topographia Italiae Francof. 1688 fol. p. 104 benutzt worden."; und Ad: 02: 01, S. 236; Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Das Licht der Campagna: Die Zeichnungen Claude Lorrains aus dem British Museum London, A. Stolzenburg, D. Klemm, J. Rauser, M. Sonnabend, Ch. Vogtherr Petersberg: Michael Imhof Verlag 2017, 288, S.34, Abb.S. 34 (Abb. 9)

Cecilia Mazzetti di Pietralata: Joachim von Sandrart (1606-1688). I disegni, hrsg. von Studi della Bibliotheca Hertziana, Silvana Editoriale 2012, S.114, Abb., Nr.38

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.303, Nr.808, Abb.Farbtafel S. 64

Anna Schreurs: Joachim von Sandrart (1606-1688). Ein europäischer Künstler aus Frankfurt, Ausst.-Kat. Historisches Museum Frankfurt 2006, S.15, Abb.6

Petra Roettig, Annemarie Stefes, Andreas Stolzenburg: Von Dürer bis Goya. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2001, S.162-163, Nr.76, Abb.

Von Dürer bis Baselitz. Deutsche Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1989, S.62-63, Abb., Nr.26

Christian Klemm: Joachim von Sandrart. Kunst-Werke und Lebens-Lauf, Berlin 1986., S.352, Anm. 46

Christian Klemm: Sandrart a Rome, in: Gazette des Beaux-Arts 121, 1979, Nr. 93, S. 153-166., S.165, Anm. 35

Marcel Röthlisberger: Some Drawings by Sandrart, Swanewelt, and Claude, in: Master Drawings 9, 1971, Nr. 3, S. 260-262., S.260, Abb.Taf. 44

Marcel Röthlisberger: Claude Lorrain. The Drawings, 2 Bde, Berkeley 1968., S.434, Nr.bei Nr. 1196