Jan Wyck, (?) Thomas Wijck, ehemals zugeschrieben
Römische Tempelruinen mit Hirten und Vieh,
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Jan Wyck, (?) Thomas Wijck, ehemals zugeschrieben

Römische Tempelruinen mit Hirten und Vieh,

Jan Wyck, (?) Thomas Wijck, ehemals zugeschrieben

Römische Tempelruinen mit Hirten und Vieh

Diese Zeichnung galt bislang als Werk des Thomas Wijck. Zwar besteht eine gewisse Verwandtschaft zu Zeichnungen wie dem „Forum des Nerva“ in Bremen, und die monumentale Säulenarchitektur erinnert an ein signiertes Wandgemälde des Künstlers,(Anm.1) doch deutet die Pinselarbeit auf eine andere, spätere Hand. An eine Entstehung im 18. Jahrhundert dachten auch Charles Dumas und Robert-Jan te Rijdt; letzterer zog eine Funktion als Pasticcio nach Motiven des 17. Jahrhunderts in Betracht.(Anm.2) Tatsächlich gehören Figuren wie der in einen Mantel gehüllte Mann zu den bei Jan Asselijn oder Jan Baptist Weenix beliebten Staffagetypen, und die Pyramide hinten links erinnert an die von den „Italianisanten“ gerne dargestellte Pyramide des Gaius Cestius in Rom.(Anm.3)
Möglicherweise handelt es sich aber auch um eine Arbeit des seit 1664 in England tätigen Jan Wyck – in diesem Fall wäre die alte Zuschreibung Folge einer Verwechslung von Vater und Sohn. In ihrem breitflächigen Farbauftrag erinnert die Zeichnung an eine von Jan Wyck signierte Landschaftszeichnung in Windsor Castle.(Anm.4) Eng verwandt ist die Gestaltung der Geländeformationen im Vordergrund, ebenso wie die flüchtig getuschte Hintergrundzone. In beiden Fällen sind die flächig modellierten Figuren mit zarten Pinselstrichen eingefasst. Einzig der Baumschlag ist dort fedriger und damit schwungvoller gearbeitet, während die Blätter hier durch kompakt gruppierte, kurz gestippte Pinselstriche wiedergegeben sind.

Annemarie Stefes

1 Kunsthalle Bremen, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 69/289, Corpus Gernsheim 64183; Haarlem, Frans Hals Museum, Inv.-Nr. OS I-365.
2 Robert-Jan te Rijdt nach Ansicht des Originals, 23. 2. 2008; Charles Dumas auf Grundlage einer Digitalphotographie, 1. 10. 2008.
3 Vgl. Lisa Oehler: Rom in der Graphik des 16. bis 18. Jahrhunderts, Berlin 1997, Nr. 25 mit Abb.
4 Windsor Castle, Collection of Her Majesty the Queen, Inv.-Nr. 12874, Christopher White, Charlotte Crawley: The Dutch and Flemish Drawings of the fifteenth to the early nineteenth centuries in the collection of Her Majesty the Queen at Windsor Castle, Cambridge 1994, Nr. 513.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso auf dem Kaschierpapier M. alte Inventar Nr.: "7681" (Bleistift); unterhalb davon L. 1233; u. r. bez.: "JB [?, teilweise verdeckt]" (Rötel)

Wasserzeichen / Kettenlinien

nicht feststellbar
nicht feststellbar

Provenienz

Marie Callisen, geb. Lawaetz (1822-1901), Altona bei Hamburg (1886); ihr Vermächtnis 1886 an die Kunsthalle, nach ihrem Tod 1901 der Kunsthalle übergeben

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.644, Nr.1233

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1901, Hamburg 1902, S.33