Jan Baptist Weenix, zugeschrieben Anonym (niederländisch, 17. Jh.)
Die Stadtmauer von Utrecht, von Nordwesten gesehen, 1647 - 1650
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Jan Baptist Weenix, zugeschrieben Anonym (niederländisch, 17. Jh.)

Die Stadtmauer von Utrecht, von Nordwesten gesehen, 1647 - 1650

Jan Baptist Weenix, zugeschrieben Anonym (niederländisch, 17. Jh.)

Die Stadtmauer von Utrecht, von Nordwesten gesehen, 1647 - 1650

Dargestellt sind die nördlichen Mauern der Stadt Utrecht. Von links erkennt man die Türme „Vos“ (Fuchs), „Beer“ (Bär) und „Leeuw“ (Löwe); hinter dem „Beer“ ist ein Teil des „Plompetoren“ zu sehen, vorne links das „Begijnebolwerk“.(Anm.1) Von dort führt ein Steg mit einer Klappbrücke durch das sogenannte „Begijnewaterpoortje“ in die Stadt. Diese Klappbrücke ist auf späteren Darstellungen derselben Bausituation nicht mehr abgebildet und lässt auf eine Entstehung der Zeichnung um 1650 schließen.(Anm.2)
Unser Blatt, das zuletzt unter den anonymen Niederländern des 17. Jahrhunderts verwahrt wurde, stimmt in Stil, Format und Technik größtenteils überein mit zwei Zeichnungen in Den Haag, die Egbert Haverkamp Begemann 1976 publizierte als Frühwerke des Andries Both aus der Zeit um 1632/33.(Anm.3) Auch unsere Zeichnung wurde von Haverkamp Begemann in einer undatierten Notiz auf dem Unterlegkarton mit Andries Both assoziiert.
Alternativ sollte die Hand des Jan Baptist Weenix in Betracht gezogen werden, dem das Blatt gemäß der alten Beischrift einmal zugeordnet war. Die feine Ausführung und der bisweilen spröde Strich erinnern an Zeichnungen wie den „Blick über den Tiber zum Aventin“ im British Museum, aber auch mit Kat.-Nr. 1179 lassen sich Eigenheiten wie der fedrig markierte Baumschlag und die markant umrissenen Figürchen in Verbindung bringen.(Anm.4)
Weenix lebte nach seiner Italienreise zunächst in Amsterdam und anschließend, von 1649 bis 1656, in Utrecht. Von seiner Hand sind weitere niederländische Architek-turdarstellungen bekannt, z. B. die „Vierschaar des alten Rathauses in Amsterdam“ (um 1647/52).(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Die Identifizierung der Gebäude basiert auf Informationen des Utrechter Archief.
2 Laurens Schoemaker in einer E-Mail vom 3. 10. 2008 mit Verweis auf Zeichnungen Herman Saftlevens.
3 „Der Plompetoren in Utrecht“, Den Haag, Koninklijk Huisarchief, Atlas Munniks van Cleef, Nr. 157 (Graphit, 211 x 191 mm); „Außerhalb der Stadtmauern von Utrecht“, ebd. Atlas Munniks van Cleef Nr. 103 (Graphit, 154 x 200 mm), Egbert Haverkamp Begemann: The Youthful Work of Andries Both: His Landscape Drawings, in: Tribute to Wolfgang Stechow, Print Review 5, 1976, S. 88-95, Abb. 7 und 8, in Anschluss an eine signierte Federzeichnung in gleicher Sammlung, Atlas Munniks van Cleef, Nr. 93, Egbert Haverkamp Begemann: The Youthful Work of Andries Both: His Landscape Drawings, in: Tribute to Wolfgang Stechow, Print Review 5, 1976, S. 88-95, Abb. 5.
4 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1871,1209.6312 (211 x 306 mm), Anne-Charlotte Steland: Jan Baptist Weenix in Rom - 1643 bis 1647. Zur Datierung des zeichnerischen Frühwerks anhand von Signaturveränderungen, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 33, 1994, S. 87-112, Abb. 33. Die Autorschaft Weenix’ wurde für das Hamburger Blatt auch vorgeschlagen von Stijn Alsteens am 23. 2. 2008 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, im Anschluss an das Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“.
5 Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts, Sammlung De Grez, Inv.-Nr. 4060/3992, Holland in Linien. Niederländische Meisterzeichnungen des Goldenen Zeitalters aus den Königlich-Belgischen Kunstmuseen Brüssel, Ausst.-Kat. Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique, Amsterdam, Museum het Rembrandthuis, Aachen, Suermondt-Ludwig Museum, Zwijndrecht 2007, Nr. 51.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

unten links: "Weninx" (Feder in Braun); verso M. L. 1233, unterhalb davon: "Stadtmauer vor Utrecht." (Bleistift); auf dem Unterlegkarton unten rechts Notiz von Haverkamp Begemann: "cf A. Both" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
24-26 mm (v)

Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335); Legat Philippi 1908

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.619-620, Nr.1181