Jakob Philipp Hackert
Die Küste bei Vietri, 1770
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Jakob Philipp Hackert

Die Küste bei Vietri, 1770

Jakob Philipp Hackert

Die Küste bei Vietri, 1770

Zusammen mit Inv.-Nr. 1951-222 entstand die Küstenlandschaft noch 1770, nachdem Hackert im Frühjahr 1770 in Neapel erkrankt war und danach in Vietri sul Mare Erholung suchte. Die beiden Hamburger Sepia-Zeichnungen dokumentieren Hackerts erste Begegnung mit dieser Landschaft und ihren typischen, von hohen Pinien bewachsenen Felsen und Buchten. Dabei schildert er die Landschaft jeweils nur in kleinen Ausschnitten, die erst gemeinsam gesehen ein vollständigeres Bild von der damals noch unerschlossenen Küste ergeben. Es geht Hackert mehr um die detailgetreue Wiedergabe der Landschaft und die Gestaltung sowie Einbindung der verschiedenen Flächen in den Raum. Kontrastreich heben sich die dunklen, kräftigen Partien im Vordergrund hervor, das spiegelnde Wasser trennt die einzelnen Bildelemente mehr als dass es sie vereint, weshalb Nordhoff nicht zu Unrecht von „Rauminseln“ spricht, denen der Gesamteindruck untergeordnet wird. Kompositorisch am nächsten steht dem vorliegenden Blatt eine im gleichen Jahr entstandene Ansicht der Küste von Capri in Stuttgart(Anm.1), auf der Hackert den gleichen kulissenartigen Bildaufbau verwendet. Darüber hinaus ist das Hamburger Blatt in Format und Technik zwei weiteren 1770 in Vietri entstandenen Verkaufsblättern eng verwandt.(Anm.2)
Nach dem Hamburger Blatt ätzte Wilhelm Friedrich Schlotterbeck (1777–1819) 1797 für die Chalcographische Gesellschaft in Dessau eine Aquatinta.(Anm.3)

Peter Prange

1 Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 688, vgl. Nordhoff 1994, S. 264, Nr. 637, Abb. 294.
2 „Bei Vietri“, Privatbesitz, vgl. Nordhoff 1994, S. 257–258, Nr. 621; und „Lamarina à Vietri“, Kunstmuseum Olten, Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts, Inv.-Nr. 1990. Z. 19 (nicht bei Nordhoff 1994), vgl. Ausst.-Kat. Olten 1999, S. 31–32, Nr. 13.
3 Nordhoff ohne Hinweis auf die Aquatinta, vgl. Ausst.-Kat. Dessau 1996, S. 174.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Signiert und datiert oben links: "à Vietri pres de Salerne f: par J. philippe Hackert 1770" (Feder in Braun)

Auf dem Verso oben Mitte nummeriert: "5 (im Kreis)"; unten rechts nummeriert: "862"; unterhalb davon nummeriert "727 (durchgestrichen)" (Bleistift); unterhalb davon nummeriert: "105" (Feder in Braun); Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerb aus unbekannter Quelle in den Besitz der Kunsthalle gelangt

Bibliographie

Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit, hrsg. von Hubertus Gaßner und Ernst-Gerhard Güse, Ausst.-Kat. Klassik Stiftung Weimar, Hamburger Kunsthalle, Ostfildern 2008, S.339, 236, Abb, Nr.99

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.176-177, Nr.363

The Ingram Collection: Drawings & Watercolours from the Collection of the Late Michael Ingramm, Sotheby's, 8. 12. 2005, London, 2005, S.52, Nr.bei Nr. 59

Petra Roettig, Annemarie Stefes, Andreas Stolzenburg: Von Dürer bis Goya. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2001, S.174-175, Nr.82, Abb.

Facetten der Romantik. Aquarelle und Zeichnungen aus der Stiftung für Kunst des 19. Jahrhunderts, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Olten, Luzern 1999, S.32

Georg Striehl: Der Zeichner Christoph Heinrich Kniep (1755-1825). Landschaftsauffassung und Antikenrezeption, Hildesheim 1998, S.266, Abb.362

"...Waren nicht des ersten Bedürfnisses, sondern des Geschmacks und des Luxus." Zum 200. Gründungstag der Chalcographischen Gesellschaft Dessau, hrsg. von Norbert Michels, Ausst.-Kat. Anhaltinische Gemäldegalerie Dessau, Weimar 1996, S.174, Nr.bei Nr. 75-77

Claudia Nordhoff, Hans Reimer: Jakob Philipp Hackert 1737-1807. Verzeichnis seiner Werke, Bd. 2, Berlin 1994, S.257, Nr.620, Abb.285

Alla Ricerca del Sud. Tre secoli di viaggi ad Amalfi nell'immaginario europeo, Ausst.-Kat. Antico Arsenale Amalfi 1989, Abb.III, 1, 33

Eckhard Schaar: Kunst der Goethezeit aus den Sammlungen der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. BATIG KunstFoyer, Hamburg, Hamburg 1989, S.12, 28, Nr.18, Abb.S. 18

Hein- Th. Schulze Altcappenberg: "Le Voltaire de l´Art". Johann Georg Wille (1715 - 1808) und seine Schule in Paris, Münster 1987., S.327, Nr.87

Deutsche Landschaftszeichnungen des 18. Jahrhunderts aus der Graphischen Sammlung, Ausst.-Kat. Staatsgalerie Stuttgart 1985, S.40, Nr.bei Nr. 15

Wolfgang Krönig: Disegni a Seppia nei dintorni di Napoli, in: Napoli Nobilissima 1980, Nr. 19, S. 99-116, Abb.1

Wolfgang Krönig: Sepia-Zeichnungen aus der Umgebung Neapels von Philipp Hackert, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 33, 1971, S. 175-204, S.178-179, Abb.178

Wolf Stubbe: Italienreise um 1800. Aquarelle und Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1958, S.34, Nr.169