Jacopo Palma d. J. (gen. il Giovane)
Sitzender Christus, um 1614
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Jacopo Palma d. J. (gen. il Giovane)

Sitzender Christus, um 1614

Jacopo Palma d. J. (gen. il Giovane)

Sitzender Christus, um 1614

Die von Georg Ernst Harzen dem Tintoretto zugeschriebene Studie lag im Kabinett seit ca. 1890 als Zeichnung eines anonymen Italieners des 16. Jahrhunderts. Unbezeichnete Kartonnotizen rückten das Werk in die Nähe von Federico Barocci und den Bassano. Janos Scholz tendierte zu einem Künstler aus der Tintoretto-Nachfolge, zog zugleich aber auch Palma il Giovane in Erwägung. Diese Einschätzung wird hier mit Nachdruck unterstützt, denn das Blatt stellt offensichtlich eine Kompositionsstudie zu dem um 1614/16 entstandenen Gemälde „Christus übergibt die Schlüssel an Petrus“ in Conegliano dar.(Anm.1) Palma legt in der Zeichnung die Komposition bereits so genau fest, dass er später viele Details – so die Kopf- und Handhaltung, die Anordnung vieler Falten – in das Gemälde übernehmen konnte. Da das Gemälde aber noch einige Abänderungen aufweist, kann die Zeichnung ohne Zweifel als Vorstudie bezeichnet werden.
Das unpublizierte Hamburger Blatt erweist sich im Vergleich zu der bislang als Vorstudie eingestuften Pariser Zeichnung eindeutig als ausgereifter und genauer.(Anm.2) Es dürfte demnach – folgt man der Datierung Mason Rinaldis für das Gemälde – um 1614 entstanden sein.

David Klemm

1 Congeliano, Museo Civico. Das Werk stammt aus der Chiesa del Convento dei Cappuccini di Conegliano. Vgl. Stefania Mason Rinaldi: Palma il Giovane. L’opera completa, Classici dell’arte, Mailand 1984, S. 83, Nr. 80, mit Abb. 623.
2 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 5756; vgl. Stefania Mason Rinaldi: Palma il Giovane. L’opera completa, Classici dell’arte, Mailand 1984, S. 83, Abb. 622 u. S. 162, D 166.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Umfassungslinie (schwarze Tinte); auf dem Verso bezeichnet: "Tintoretto" (Bleistift); unten links: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Möglicherweise Sphäre mit Stab und drei Rauten darüber; nicht identifiziert.

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 221 als (Jacopo Tintoretto); NH Ad : 01 : 03, fol. 110 (als Jacopo Tintoretto): "desgleichen [Kreidestudie] einer sitzenden Christusfigur, auf gr. P. Gehöht. 6.0. 8.8"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.253, Nr.352