Jacob van der Ulft Jan de Bisschop, ehemals zugeschrieben
Eingang des Klosters in Grottaferrata bei Rom,
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Jacob van der Ulft Jan de Bisschop, ehemals zugeschrieben

Eingang des Klosters in Grottaferrata bei Rom,

Jacob van der Ulft Jan de Bisschop, ehemals zugeschrieben

Eingang des Klosters in Grottaferrata bei Rom

Harzen hielt diese Zeichnung für ein „Hauptblatt“ Jan de Bisschops. Dessen Autorschaft wurde jedoch erstmals von Zwollo (1973) abgelehnt zugunsten einer Zuschreibung an Jacob van der Ulft. Darauf weisen Eigenschaften wie die für De Bisschop etwas zu luftigen und gleichmäßigen Laubangaben links und die zarten, bisweilen zittrig anmutenden Gebäudekonturen.(Anm.1) Auch das um 1690 gebräuchliche Wasserzeichen geht mit dieser Zuschreibung konform, denn De Bisschop starb bereits 1671.
Dennoch ist ein Bezug zu De Bisschop nicht ausgeschlossen: Möglicherweise diente eine Zeichnung dieses Künstlers unserem Blatt als Vorlage.(Anm.2) Alternativ wäre ein Zusammenhang mit einer in Perspektive und Lichteinfall übereinstimmenden Zeichnung Gaspare Vanvitellis (1652/56–1736) denkbar.(Anm.3)
Stilistisch vergleichbar und im Format verwandt ist die ebenfalls aus dem Œuvre De Bisschops ausgegliederte und Van der Ulft zugeschriebene „Baumreiche Landschaft mit Ponte Lucano und Plautiergrab“.(Anm.4) Die eng gezackten Häkchenkürzel erinnern zudem an eine italianisierende Vedute in Chatsworth.(Anm.5) Aus diesen Gründen ist Zwollos Vorschlag beizupflichten. Das Hamburger Blatt kann zu den wenigen mit schwarzer Kreide vorgezeichneten Arbeiten des Künstlers gerechnet werden.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Die Händescheidung war bereits im 18. und 19. Jahrhundert ein Problem, wie den Bemerkungen Christiaan Josis zu entnehmen ist, der De Bisschops Zeichnungen aber als „plus finis, plus soignés et mieux payés“ beschreibt, vgl. Renske E. Jellema, Michiel Plomp: Episcopius - Jan de Bisschop (1628-1671), advocaat en tekenaar, Ausst.-Kat. Amsterdam, Museum het Rembrandthuis, Zwolle 1992/93, S. 16.
2 Vgl. An Zwollo: Hollandse en Vlaamse veduteschilders te Rome 1675-1725, Assen 1973, S. 154. Es wird vermutet, dass Van der Ulft De Bisschops Zeichnungen auf dessen Nachlassauktion am 10. 2. 1677 erwarb und sie anschließend als Inspirationsquelle benutzte, vgl. Schatborn, in: Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 199.
3 London, Privatbesitz, An Zwollo: Hollandse en Vlaamse veduteschilders te Rome 1675-1725, Assen 1973, S. 154 und Abb. 191. In diesem Falle hätte Van der Ulft die Vorlage verfremdet: Abweichungen finden sich in dem fehlenden Brückenbogen, dem schlanker proportionierten und von Efeu bewachsenen Bollwerk rechts, den hier ergänzten Zypressen innerhalb der Klosteranlage, dem in der Mitte im Eingangsgebäude platzierten oberen Fenster und dem fehlenden Ziegeldach sowie in der landschaftlichen Rahmung.
4 Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 5. 11. 2002, Nr. 87. Vgl. auch die „Ansicht von Tivoli, von Norden gesehen“, 1673, Privatbesitz Amsterdam, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 198, Abb. C.
5 Chatsworth, Devonshire Collection, Inv.-Nr. 1434, vgl. Michael Jaffé: The Devonshire Collection of Northern European Drawings, Bd. 1, Van Dyck - Rubens, Bd. 2, Flemish Artists, Bd. 3, Dutch Artists, Turin/London/Venedig 2002.
6 Die hier verwendete Eisengallustinte war bei beiden Künstlern gebräuchlich, vgl. Renske E. Jellema, Michiel Plomp: Episcopius - Jan de Bisschop (1628-1671), advocaat en tekenaar, Ausst.-Kat. Amsterdam, Museum het Rembrandthuis, Zwolle 1992/93, S. 15.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Lilienwappen, ähnlich Heawood 1673 (Den Haag 1691)
25-27 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 6: "[J. Bischop] Die Abtey Grottaferrata bey [...] Feder und Bister. 13.5./10.8. Hauptblatt."; NH Ad: 02: 01, S. 243); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.552, Nr.1046

An Zwollo: Hollandse en Vlaamse veduteschilders te Rome 1675-1725, Assen 1973, S.154, Abb.192