Jacob Gensler, Zeichner
Studie zu Elbstrand, verdeckte Sonne, 1840
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Jacob Gensler, Zeichner

Studie zu Elbstrand, verdeckte Sonne, 1840

Jacob Gensler, Zeichner

Studie zu Elbstrand, verdeckte Sonne, 1840

Jacob Gensler, der mittlere von drei Brüdern einer Hamburger Malerfamilie, etablierte sich nach seiner künstlerischen Ausbildung in der Hansestadt, in Eutin bei Wilhelm Tischbein, an der Münchner Akademie bei Peter Cornelius und Aufenthalten in Tirol und Wien seit 1831 in seinem Heimatort. (Anm. 1) Dabei bildeten die Gensler-Brüder Günther, Jacob und Martin auch den Nukleus für einen Zirkel, in dem sich Künstler und Kunstfreunde versammelten und aus dem Initiativen wie der Hamburger Künstlerverein hervorgingen. (Anm. 2)
Rund um das Gemälde „Seilerbahn am Strand von Blankenese“ (Hamburg, Privatbesitz), das Gensler 1842 fertigstellte, entstand in den vorangehenden Jahren eine Reihe von vorbereitenden Arbeiten. Die vorliegende Zeichnung sowie eine motivisch eng verwandte Ölstudie (Hamburger Kunsthalle, Inv. HK-3338) zeigen im Unterschied zu anderen Vorarbeiten und dem Gemälde lediglich den Strandabschnitt und verzichten fast gänzlich auf die Darstellung von Bildpersonal, das die Landschaft in eine volkstümlich anmutende Genredarstellung überführt. Die Zeichnung entstand, wie viele weitere Skizzen und Studien Genslers, an Orten in Hamburgs Umgebung, die der Künstler immer wieder aufsuchte: etwa Blankenese, damals ein Fischerdorf außerhalb der Stadt, oder die Heide südlich der Elbe. Vor Ort unter freiem Himmel angefertigt, steht die frische und spontane Wirkung der auf großzügigem Format ausgeführten Landschaftsstudie zu den detailliert gemalten, idealisierten Schilderungen des einfachen Lebens in den ausgeführten Gemälden in starkem Gegensatz.
Hinter einer Weide mit geschwungenem Stamm, die mit einem am Boden liegenden Anker und Steinen den Vordergrund markiert, erstreckt sich die Seilerbahn, ein langer gerader Abschnitt am Blankeneser Strand. Dort sind die Böcke aufgestellt, die die Seiler oder Reeper für die Herstellung von Seilen und Tauen benützten. Das vorderste Bock liegt wie der Weidenstamm und der Anker im Schatten. Die Lavierung in ihren gezeichneten Umrissen erzeugt eine Struktur dunkler Formen, die am linken Bildrand durch einen Steinwall und Blattwerk aufgegriffen wird. In den hinteren Bildzonen sind nur wenige Flächen, die etwa den Rumpf der Boote bilden, durch leichte Lavierung hervorgehoben. Der verschattete Vordergrund kontrastiert mit dem luftigen Strandabschnitt, dessen Weite nur wenige zart gezeichnete Bäume und die Masten der vor Anker liegenden Boote unterbrechen. Die Leichtigkeit der zeichnerischen Erfassung evoziert eine momentane Lichtsituation, die auch der Titel anführt, und hält die atmosphärische Qualität des ruhigen Strandes mit sparsamen, aber wirkungsvollen Mitteln fest.

Judith Rauser

1 Vgl. Silke Reuther: Johann Jacob Gensler. Ein Maler aus Hamburg (1808-1845), Hamburg 1995; Dörte Zbikowski: Die Künstler und ihre Werke, Jacob Gensler, in: Mit klarem Blick. Hamburger Malerei des Biedermeier, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Hamburg 1996, S. 111-114; Silke Reuther: Gensler. Drei Hamburger Maler, hrsg. v. Uwe M. Schneede, Hamburg 1999, S. 11-15, 18-38, 44-45.
2 Vgl. Silke Reuther: Ein Leben für die Kunst. Die Genslers in Hamburg, in: Ausst.-Kat. Hamburg 1996, S. 20-25; Reuther 1999.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts bezeichnet: "J. G." (Bleistift); auf dem Verso oben links bezeichnet: "32 x 4[6?]" (Bleistift); in der Mitte nummeriert: "59." (Feder in Schwarz)

Provenienz

Sammlung Franz Beck (1893-1983), Stade (nach Auskunft von Ernst Heinrich); Sammlung Günter Heinrich (1912-2000), Horneburg bei Stade; erworben 2007 von dessen Sohn Ernst Heinrich, Stade, mit Mitteln des Fördervereins "Die Meisterzeichnung. Freunde des Hamburger Kupferstichkabinetts e. V."

Bibliographie

IDEA. Jahrbuch der Hamburger Kunsthalle 2005-2007. Im Fokus Kunst um 1800, hrsg. von Uwe Fleckner, Hubertus Gaßner, 2009, S.198, 203, Abb.