Isaac van Ostade
Isaac van Ostade
Während ein Großteil der Figurenstudien Van Ostades von Cornelis Dusart aufgearbeitet oder in kleinere Bestandteile zerschnitten wurden, gehört dieses Blatt zu den wenigen unangetasteten Zeichnungen.(Anm.1) Es gibt darüber hinaus einen wichtigen Anhaltspunkt für die chronologische Strukturierung des gezeichneten Œuvres: Für ein 1643 datiertes Gemälde griff Van Ostade auf das obere Paar zurück.(Anm.2) Im gleichen Jahr war der Künstler zum Meister ernannt worden, und in dieser Zeit fand er auch zu seinem eigenen Stil. Dafür kombinierte er, wie auch auf Inv.-Nr. 22276, die schmale Kielfeder mit der breiten Rohrfeder, jetzt jedoch mit größerer Sicherheit, sich der Wirkung der einander teils ergänzenden, teils korrigierenden Federstriche bewusst. Besonders die breit gezeichneten Konturen des stehenden Rauchers erinnern in ihrer Straffheit und Großzügigkeit an Zeichnungen Rembrandts.(Anm.3) Diese Figur war ursprünglich als Tänzer angelegt, wie aus der darunter liegenden Graphitzeichnung ersichtlich wird.
Das zeichnerische Temperament des Künstlers zeigt sich auch in der energisch durchgestrichenen Figur auf der Rückseite des Blattes.(Anm.4)
Annemarie Stefes
1 Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Bd. 1, S. 63.
2 Ehemals Sammlung A. C. Neave, Aukt.-Kat. London, Christie’s, 18. 11. 1955, Nr. 121, Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, S. 173.
3 Vgl. Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Bd. 1, S. 51 mit Verweis auf dessen „Jünglingsstudie“ in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1930-34, Otto Benesch: The Drawings of Rembrandt, 6 Bde., London 1954-57, Bd. 2, Nr. 311.
4 Durchgestrichene Partien begegnen auch auf anderen Zeichnungen Isaac van Ostades, so z. B. dem „Interieur mit Kartenspielern“ auf der Rückseite einer Zeichnung in Frankfurt am Main, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 905, Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Bd. 1, Nr. 427.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Monogrammiert u. r.: "J. V. O." (Feder in Graubraun)
Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)Wasserzeichen / Kettenlinien
-
24-27 mm (h)
Verso
Titel verso: Studie zu einem stehenden Bauern, verworfene Studie zu einem gehenden Bauern
Technik verso: Kielfeder in Graubraun, Rohrfeder in Hellbraun über Graphit; Graphit, mit Feder in Braun durchgestrichen
Provenienz
Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:06, fol. 157: "[Isaac van Ostade Studienblätter] Stehender Bauer mit Pfeife und Krug. Fröhliche Bauern Mann und Frau. Noch zwey ähnliche Paare. {Feder} Bez: JvO Feder Auf der Rückseite ein Bauer mit Krug und Bierglas Feder 3.10.7.0"; NH Ad: 02: 01, S. 262); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle
Bibliographie
Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.431-432, Nr.792
Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, Text, Bd. 1, 2 Bde, Hamburg 1981, S.51, 54, 55, 63, 73, Anm. 118, 173, Nr.483
Gustav Pauli: Zeichnungen alter Meister in der Kunsthalle zu Hamburg. Niederländer, hrsg. von Hamburger Kunsthalle, Veröffentlichungen der Prestel-Gesellschaft, Bd. 12, Frankfurt a. M. 1926, Abb.Taf. 20
Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen. Tafeln, Bd. 2, 2 Bde, Hamburg 1981, Abb.Taf. 203, Nr. 483