Hendrik Pothoven, zugeschrieben Abraham Blooteling, ehemals zugeschrieben
Bildnis des Frederik Hendrik von Oranien im Harnisch, um 1760 - 1800
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Hendrik Pothoven, zugeschrieben Abraham Blooteling, ehemals zugeschrieben

Bildnis des Frederik Hendrik von Oranien im Harnisch, um 1760 - 1800

Hendrik Pothoven, zugeschrieben Abraham Blooteling, ehemals zugeschrieben

Bildnis des Frederik Hendrik von Oranien im Harnisch, um 1760 - 1800

Wie rückseitig notiert, handelt es sich um ein Porträt des niederländischen Statthalters Frederik Hendrik von Oranien-Nassau (1584–1647). Es folgt dem von Michiel Jansz. van Mierevelt 1632 ausgebildeten Bildnistypus, dessen Popularität sich in zahlreichen Kopien widerspiegelt.(Anm.1) Unsere Zeichnung geht nicht direkt zurück auf das gemalte Original, sondern auf einen ebenfalls 1632 datierenden Stich des Willem Jacobsz. Delff (H. 10).(Anm.2) Dabei verzichtete der Zeichner auf Details wie die figürliche Verzierung des Harnischs, und auch das Muster des Spitzenkragens wurde auf seine Grundformen reduziert.
Schon bei ihrer Inventarisierung galt die Hamburger Zeichnung als Arbeit des Abraham Bloteling (1640–1690), ausgehend von der allerdings nicht originären Beischrift. Bloteling gehörte zu den Künstlern, die sich um die Weiterentwicklung des Schabkunstverfahrens verdient gemacht hatten, und er schuf in dieser Technik zahlreiche Porträts nach gemalten Vorlagen. Zeichnungen können ihm jedoch kaum zugeschrieben werden. Zu den wenigen sicheren Werken gehört das monogrammierte und 1664 datierte „Bildnis eines 28-jährigen Mannes“.(Anm.3) Es ist ebenfalls in großem Format auf blauem Papier gearbeitet, unterscheidet sich aber von der flächig angelegten Hamburger Zeichnung in der ausdrucksstarken Modellierung mit ihren subtilen Übergängen. Ungleich detaillierter gearbeitet ist auch das mit Pinsel gezeichnete „Bildnis Charles II.“ in London.(Anm.4) Angesichts dieser Unterschiede ist die alte Zuschreibung an Bloteling nicht länger aufrechtzuerhalten.
Robert-Jan te Rijdt wies erstmals auf möglichen Bezug zu Hendrik Pothoven, und dieser Vorschlag kann durch den Vergleich mit Zeichnungen des Künstlers bestätigt werden.(Anm.5) Ähnlich breit mit dem Pinsel gezeichnet ist eine größere Gruppe von Bildnissen in Leiden und Amsterdam.(Anm.6)
Die alte Bezeichnung „A. Bloteling“ sollte möglicherweise eine ältere, durch die ausgelöschte Beischrift in der unteren Blattmitte dokumentierte Attribution an Jan Anthonisz. van Ravesteyn (1572–1657) korrigieren.(Anm.7)

Annemarie Stefes

1 Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. SK-A-254.
2 Dies wird deutlich am Verhältnis zwischen Kragenschleife und Medaillon, die zudem größer proportioniert sind als auf dem Gemälde. Auch die Ziernägel des Harnischs weichen ab von der gemalten Fassung, stimmen hingegen mit der Radierung überein.
3 Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 14. 11. 2006, Nr. 87 (414 x 324 mm).
4 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. Gg,1.460, nach einem Gemälde von Sir Peter Lely (218 x 185 mm, Griffelspuren), vermutlich Vorarbeit zu dem Schabkunstblatt W 8, vergleichbar dem in gleicher Technik gearbeiteten „Bildnis des Edward Montagu“, ebenfalls nach Lely, gegriffelt und in gleicher Sammlung verwahrt, Inv.-Nr. Gg,1.464 (235 x 191 mm), mit Bezug zu W. 30. – Zwei kleinere monogrammierte Porträtzeichnungen auf Pergament bieten in ihrer noch präziseren Ausführung keinen direkten Anhaltspunkt: „Porträt von Noah Bridges“, London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. Gg,1.501, und „Bildnis des Marquis von Moncada“, ebd., Inv.-Nr. Gg 1.502; vgl. auch das „Porträt eines Unbekannten“ in den Staatlichen Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 353, Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederländischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 86, Corpus Gernsheim 47214.
5 Am 23. 2. 2008 im Anschluss an das Symposium „Niederländische Altmeisterzeichnungen 1500 bis 1800“ im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle. An eine Entstehung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts glaubte auch Rudi Ekkart (Mitteilung vom 13. 5. 2009 auf Grundlage einer Digitalphotographie). Auszuschließen ist der in der Photokartei des RKD vorgeschlagene Bezug zu Jan Thopas.
6 Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK 2536, Inv.-Nr. PK 2665, Inv.-Nr. PK 2667, Inv.-Nr. PK 2718, Inv.-Nr. PK 2724, Inv.-Nr. PK 2727, Inv.-Nr. PK 2751, Inv.-Nr. PK-P-AW 1647, Inv.-Nr. PK 8967; Gemeente Amsterdam, Stadsarchief, Abb.-Nr. 010055000119, Abb.-Nr. 010055000120, Abb.-Nr. 010055000121, Abb.-Nr. 010055000122, Abb.-Nr. 010055000123, De verzameling Van Eeghen. Amsterdamse tekeningen 1600-1950, Zwolle 1988, Nr. 145–149.
7 Jan Anthonisz. van Ravesteyn waren ehemals einige Bildnisse des Statthalters Frederik Hendrik zugeordnet, z. B. ein Gemälde in Apeldoorn, Koninklijk Paleis Het Loo, Inv.-Nr. PL 230.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Oben links bezeichnet: "A. Bloteling" (Feder in Braun); unten in der Mitte bezeichnet: "[Ravest?]ijn" (schwarze Kreide oder Feder in Grau, teilweise ausgelöscht)

Auf dem Verso unten links bezeichnet: "Fr. Henr. v. Oranien" (Bleistift); unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
25-28 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 6: "A. Bloteling Brustbild des Prinzen Fred. Hendrik von Oranien, im Harnisch. Halblebensgroß; bez. A Bloteling. Kreide u. Bister auf blau Papier, gehöht. 8.4.10.10."; NH Ad: 02: 01, S. 244); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.442, Nr.817