Heinrich Reinhold, (?)
Eichen in der Serpentara, 1822
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Heinrich Reinhold, (?)

Eichen in der Serpentara, 1822

Heinrich Reinhold, (?)

Eichen in der Serpentara, 1822

Die eindrucksvolle Zeichnung mit der Darstellung einer das Blatt nahezu füllenden Eiche gewinnt durch die gleichzeitige Verwendung der braunen und grauen Feder eine ungewöhnliche Farbigkeit und Tiefe. Das Baummotiv ist ähnlich beherrschend wie auf Inv. Nr. 47394, doch wird es diesmal in die Umgebung Olevanos eingebunden, dessen Silhouette im Hintergrund rechts erkennbar ist. Die Zeichnung ist sicher in der Serpentara entstanden, jenem kleinen Eichenwald zwischen Olevano und Civitella, den Reinhold während seiner dortigen Aufenthalte unablässig durchstreift hat.
Ähnlich wie auf Inv. Nr. 47394 ist der Einfluss Franz Hornys spürbar, dessen Stilisierung und Abstraktionsvermögen Reinhold mit seinen Mitteln modifiziert. Die Verwendung zweier farbiger Tinten macht das Blatt luzider und transparenter, doch dort, wo Horny den Pinsel einsetzt, geben bei Reinhold dichtgesetzte Schraffuren die Binnenzeichnung. Während Horny durch den Einsatz des Pinsels insgesamt zu einer abstrahierten Flächigkeit strebt, bleibt Reinholds künstlerisches Ausdrucksmittel allein die Linie, doch schafft die Kombination zweier Tinten und von Blattwerk ohne Binnenzeichnung – an diesen Stellen lässt Reinhold den weißen Blattgrund stehen – insgesamt ein malerisches, lebendiges Erscheinungsbild, das der vibrierenden Kraft Hornys nahekommt.
Dem Hamburger Blatt, das im Sommer 1822 entstanden sein dürfte, entspricht stilistisch eine großformatige Ansicht aus der Serpentara mit Civitella im Hintergrund, die sich ehemals in Frankfurter Kunsthandel befand (Anm. 1).

Peter Prange

1 Landschaft bei Olevano mit Blick Richtung Civitella, Feder in Braun auf Transparentpapier, 430 x 577 mm, vgl. Gemälde, Zeichnungen, Künstlergraphik, Galerie und Kunstantiquariat Joseph Fach, Katalog 100, Frankfurt am Main 2011, S. 56-57, Nr. 28, Abb.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts bezeichnet und datiert: "Olevano. 1822." (Bleistift)

Unten in der Mitte bezeichnet: "Deutsche Eichen" (Bleistift); auf dem Verso unten links nummeriert: "No 9." (Feder in Braun)

Provenienz

Sammlung Alexander Flinsch (1834-1912), Berlin; erworben 1912 bei C. G. Boerner, Leipzig, Auktion Alexander Flinsch, 111, S. 65, Nr. 498

Bibliographie

Nadine Brüggebors: "Auch treibt mich mein Gemüth zur Landschaft". Heinrich Reinhold (1788-1825). Leben und Werk - Werkverzeichnis der Gemälde, Ölskizzen, Zeichnungen und Druckgraphiken, Bd. 2 (Werkverzeichnis), Univ.-Diss. (Manuskript), Freie Universität Berlin, Berlin 2016, S.210, Nr.ZF 27

Nadine Brüggebors: "Auch treibt mich mein Gemüth zur Landschaft". Heinrich Reinhold (1788-1825). Leben und Werk - Werkverzeichnis der Gemälde, Ölskizzen, Zeichnungen und Druckgraphiken, Bd. 3 (Abbildungen), Univ.-Diss. (Manuskript), Freie Universität Berlin, Berlin 2016, S.135, Nr.ZF 27

Susanne Peters-Schildgen: Von Rom nach Neapel. Das Itinerar und die Zeichnungen von Johann Joachim Faber in Italien, in: Faber in Italien, Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck 1992, S. 7-22, S.o.S., bei Anm. 47

Heinrich Reinhold (1788-1825). Italienische Landschaften, Ausst.-Kat. Kunstgalerie, Gera, Gera 1988, S.67, Nr.122, Abb.208

Wolf Stubbe: Italienreise um 1800. Aquarelle und Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1958, S.31, Nr.153

Deutsche Romantiker. Malerei und Zeichnung, Ausst.-Kat. Städtischen Kunst und Altertumsmuseum, Rostock, Rostock 1936, S.14, Nr.112

Handzeichnungssammlung Alexander Flinsch Berlin. Ludwig Richter / Schwind / Chodowiecki / Steinle / Feuerbach. Deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts, Auktion 111, 29. u. 30.11.1912, C. G. Boerner, Leipzig 1912, S.65, Nr.498