Heinrich Reinhold
Die Monte Lepini von Olevano aus, 24.8.1824
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Heinrich Reinhold

Die Monte Lepini von Olevano aus, 24.8.1824

Heinrich Reinhold

Die Monte Lepini von Olevano aus, 24.8.1824

Das auf beiden Seiten benutzte Blatt gibt Blicke von Olevano auf die umgebenden Bergketten wieder, die beide am 24. August 1824 entstanden sind. Auf der Rectoseite den Blick auf die Monti Lepini, auf dem Verso den Blick auf den Monte Scurgula mit Paliano im Vordergrund. Beide Ansichten zeigen einen heftig bewegten Himmel, auf dem Recto einen aufkommenden Regenschauer, auf dem Verso die Landschaft im Regen. Auch auf diesem Blatt hat Reinhold hinsichtlich einer Umsetzung ins Ölbild Notizen zur Wetterlage und deren Farbigkeit gemacht. Das aus einem Skizzenbuch stammende Blatt steht Horny sowohl stilistisch als auch in der Landschaftsauffassung nahe, die sich vor allem durch eine schriftliche Versicherung der Wetterphänome auszeichnet.
Die jüngst vertretene Einschätzung, unter dem Einfluss von Koch hätten auch Carl Philipp Fohr und Horny Wolkenstudien betrieben, ist zu relativieren (Anm. 1). Von Koch existieren nur vereinzelt Wolkenstudien (Anm. 2), die nicht ausdrücklich als reine Wolkenstudien entstanden, sondern in den Gesamtzusammenhang einer Landschaft eingebunden sind. Horny selbst verweist zwar auf einem Blatt im Münchner Skizzenbuch explizit auf Koch (Anm. 3), doch allenfalls als motivische Anregung. Das stetige Studium der sich verändernden Wolkenformationen lag Koch fern, dazu gehört auch, dass bei ihm Farbnotizen oder Bemerkungen zu Stimmungen und Atmosphäre vollkommen fehlen. Solche Skizzen dienten nicht nur zur Vorbereitung bzw. zur Umsetzung in die Malerei, wie sie von Reinhold auch existieren, sondern sind Ausdruck eines sich ständigen Vergewisserns und Vergegenwärtigens der eigenen Wahrnehmung vor der Natur. Darin äußert sich eine ästhetische Subjektivität, der durch die Angabe von Daten, Jahres- und Tageszeiten, durch Notizen zu atmosphärischen Stimmungen und Farben Wahrhaftigkeit verliehen wird (Anm. 4). Daran knüpft Reinhold an, dessen Ansicht der Monte Lepini und des Monte Scurgula Horny zum Verwechseln nahe steht (Anm. 5, vgl. Inv. Nr. 57193) - allerdings ist dieser in seiner Neigung zur Stilisierung und in der Reduktion der Komposition noch radikaler. Was aber die Beobachtung der Licht- und Wetterphänomene und ihre schriftliche Versicherung darüber betrifft - Reinhold hat neben zahlreichen Farbangaben rechts auf dem Verso des Blattes noch “Regen“ notiert, den er mit wenigen Strichen andeutet -, stehen sich beide Künstler nahe, die damit eine neue Sicht auf die Landschaft begründeten. Vgl. für die Versoseite auch das stilistisch ähnliche Blatt mit dem Monte Scurgula in einem Skizzenbuch in Wien (Anm. 6) und zum Motiv Inv. Nr. 47392.
Von Reinhold existieren im Vergleich mit Horny weniger Wolken- und Wetterstudien, auch sind sie wie auf der Versoseite von Inv. Nr. 43916, einem Blick von Olevano auf die Volskerberge, noch mehr wie bei Koch in den Zusammenhang der Landschaft eingebunden. Interessant ist in dieser Beziehung auch Inv. Nr. 43882, das einen Blick auf Subiaco zeigt, der von Kochs klarer Tektonik angeregt sein mag (Anm. 7), doch die größte zeichnerische Ausdruckskraft in die Darstellung der Wolkenformationen legt. Es sind typische Abendwolken, die ausfransen, und entsprechend hat Reinhold neben dem Datum auch die Tageszeit auf dem Blatt vermerkt.
Neben weiteren Blättern dieser Art im Skizzenbuch in Wien (Anm. 8) gehört zu diesen Studien auch ein ehemals im Kunsthandel befindliches Blatt, das fälschlich Johann Joachim Faber zugeschrieben worden ist (Anm. 9).

Peter Prange

1 Reiter 2011, S. 96, Nr. 211.
2 Joseph Anton Koch, Wolkenstudie, Bleistift, 143 x 202 mm, Wien, Akademie der bildenden Künste, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 6427 verso, vgl. Reiter 2011, S. 96, Nr. 211, ohne Abb.! Vgl. auch die Nrn. 458, 570, 590 und 611.
3 Von Dillis bis Piloty, Nr. 34.
4 Vgl. dazu Hanna Hohl: Verlust und Gewinn. Franz Hornys Stellung als Landschafter, in: Horny 1998, S. 18.
5 Siehe auch die ähnliche Ansicht in Lübeck von Horny: Blick über Paliano auf die Volskerberge, Bleistift, 166 x 327 mm, Lübeck, Museen für Kunst und Kulturgeschichte, Behnhaus, Inv. Nr. AB 2133.
6 Monte Scurgula im Volskergebirge, Bleistift, 149 x 202 mm, Wien, Albertina, Inv. Nr. 24988, fol. 32 recto, vgl. Reinhold 1988, S. 63, Nr. 94, Abb. S. 180.
7 Joseph Anton Koch, Subiaco, um 1805, Bleistift, 137 x 197 mm, Wien, Akademie der bildenden Künste, Kupferstichkabinett, Inv. Nr. 6369, vgl. Reiter 2011, S. 83, Nr. 158, Farbtaf. S. 296.
8 Skizzenbuch mit 61 paginierten Seiten, Bleistift, 149 x 202, Wien, Albertina, Inv. Nr. 24988, fol. 19: Blick auf die Volskerberge (vgl. Reinhold 1988, S. 62, Nr. 91, Abb. S. 177); fol. 20: Blick auf die Volskerberge; fol. 24 v: Wolkenstudien; fol. 31: Wolkenstudien; fol. 42: Wolkenstudie; fol. 59: Landschaft mit Wolkenstudie; fol. 59 v: Wolkenstudie.
9 Landschaft bei Olevano, 1822, Bleistift, 98 x 151 mm, vgl. Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 348, 7.6.2000, Nr. 232, Taf. 59

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links bezeichnet: "x ganz hell blendend fester Kontur" (Bleistift); unten rechts datiert: "d. 24 Aug 24" (Bleistift); Farbangaben über das Blatt verteilt; auf dem Verso: in der Mitte links: "fahl gelb, blau grünlich gelb, gelb bl hell"; in der Mitte rechts: "Regen"; unten links bezeichnet: "der erleuchtete Fels links der Scurgula fahl gelbrothlich lichtgrund(?). aus [...]gebirge"; unten rechts datiert: "d. 24 Aug 24" (Bleistift)

Verso

Titel verso: Landschaft im Regen bei Olevamo

Technik verso: Bleistift

Provenienz

Erworben aus Staatsmitteln 1909

Bibliographie

Heinrich Reinhold. Der Landschaft auf der Spur, hrsg. von Andreas Stolzenburg, Markus Bertsch und Hermann MIldenberger, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, München 2018, S.260, Nr.76, Abb.S. 201

Nadine Brüggebors: "Auch treibt mich mein Gemüth zur Landschaft". Heinrich Reinhold (1788-1825). Leben und Werk - Werkverzeichnis der Gemälde, Ölskizzen, Zeichnungen und Druckgraphiken, Bd. 2 (Werkverzeichnis), Univ.-Diss. (Manuskript), Freie Universität Berlin, Berlin 2016, S.165, Nr.Z 352

Nadine Brüggebors: "Auch treibt mich mein Gemüth zur Landschaft". Heinrich Reinhold (1788-1825). Leben und Werk - Werkverzeichnis der Gemälde, Ölskizzen, Zeichnungen und Druckgraphiken, Bd. 3 (Abbildungen), Univ.-Diss. (Manuskript), Freie Universität Berlin, Berlin 2016, S.120, Nr.Z 352

Peter Prange: Kopie als Instrument der Naturaneignung. Heinrich Reinhold und Joseph Anton Koch, in: Römische historische Mitteilungen 5, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2012, S. 407-431, S.412, mit Anm. 19, Abb.10 auf S. 425