Giovanni Paolo Panini (Nachahmer)
Phantasievedute mit antiken Monumenten,
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Giovanni Paolo Panini (Nachahmer)

Phantasievedute mit antiken Monumenten,

Giovanni Paolo Panini (Nachahmer)

Phantasievedute mit antiken Monumenten

Im 18. Jahrhundert verstärkte sich das Interesse an von der Antike inspirierten Phantasielandschaften und Veduten. Sie zeigen vor allem versatzstückhaft arrangierte Architekturelemente der römischen Vergangenheit. Gut erkennbar ist hier der Septimus-Severus-Bogen (rechts), der Saturn-Tempel (links) und eine der beiden Triumphsäulen (Marc Aurel- oder Trajans-Säule).
Ein Hauptmeister dieses Genres war Giovanni Paolo Panini, dessen Werke in zahlreiche europäische Sammlungen gelangten und viele Nachahmer fanden. Das Hamburger Blatt erinnert hinsichtlich der Anordnung der Architekturelemente und der Figuren deutlich an Kompositionen des Künstlers, ohne genau mit einem bekannten Gemälde überein zu stimmen.
Vergleicht man das Blatt mit gesicherten Zeichnungen Paninis, fallen deutliche zeichentechnische Unterschiede auf. So wirken Paninis Entwürfe hinsichtlich der Wiedergabe der Architekturdetails präziser und aufgrund der gekonnten Laviertechnik auch plastischer. Qualitative Unterschiede bestehen vor allem in der Wiedergabe der Figuren, die bei Panini besser proportioniert und deutlich sicherer gezeichnet sind.(Anm.1)
Die hier geäußerten Zweifel dürften bereits Antonio Morassi und Fernando Arisi dazu bewogen haben, das Blatt allenfalls einem Nachahmer Paninis zuzuschreiben.(Anm.2) Diese Einschätzung wurde von Marco Chiarini vorbehaltlos bestätigt.(Anm.3) Signatur und Datierung müssen vor diesem Hintergrund als fingiert eingeschätzt werden und deuten auf eine Fälschungsabsicht des anonymen Zeichners hin.

David Klemm

1 Vgl. z. B. Aukt.-Kat. London, Christie’s, Old Master Drawings, 2. 7. 1991, Nr. 294; vgl. auch Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. III (Inv. 2401-14325), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 35, Wien, Köln, Weimar 1995, S. 1634–1640.
2 Die Ansicht von Morassi folgt einer alten Karteinotiz und stammt wohl aus den 1920er Jahren. Mitteilung von Fernando Arisi, Museo Civico Piacenza, 23. 11. 1960.
3 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 24. 3. 2008.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links auf einem Monument bezeichnet: "J[?]. P. Panini 1723" (Feder in Braun); auf dem Verso Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); im rechten unteren Bildteil bezeichnet: "L" (Bleistift)

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerbung aus unbekannter Quelle in den Besitz der Kunsthalle gelangt

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.258, Nr.364

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.28, Nr.150

V. T. [nicht aufgelöst]: Amburgo: Mostra di disegni italiani dal XV al XVIII secolo, in: Emporium. Rivista mensile illustrata d'arte e di cultura 76, 1957, Nr. 126, S. 228-229, S.229