Giovanni Lanfranco
Männliche Kopfstudie,
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Giovanni Lanfranco

Männliche Kopfstudie,

Giovanni Lanfranco

Männliche Kopfstudie

Die mit einer Zuschreibung an Giovanni Lanfranco in die Sammlung gelangte Zeichnung weist die für den Künstler typische weiche Zeichenweise auf. Charakteristisch ist, dass die Kontur des Kopfes nur ansatzweise, z. B. an der Nase, mit festem Strich umrissen wird. Die starke plastische Wirkung des Kopfes erzielt Lanfranco dadurch, dass er Striche und Schraffen nicht allzu gleichförmig, sondern zum Teil gegenläufig und in unterschiedlichen Stärken setzt. Zur weiteren Verlebendigung tragen wenige Weißhöhungen bei.
Hinsichtlich der subtilen Zeichentechnik gut vergleichbar mit dem Hamburger Blatt ist eine Kopfstudie in Oxford, die ebenfalls einen Mann mit Bart und Kurzhaarschnitt zeigt.(Anm. 1) Allerdings ist dort der Kopf stärker ins Profil gedreht und die Art der Durchbildung weniger weit fortgeschritten.
Obgleich der Kopf wie eine Studie für ein konkretes Werk wirkt, konnte bislang keine Verbindung zu einem der zahlreichen Gemälde und Fresken Lanfrancos hergestellt werden.
Das Hamburger Blatt ist traditionell diesem Künstler zugeschrieben, was schon in der Beschriftung der alten Montierung ihren Ausdruck fand. Dieser Vorbesitzer wie auch der durch einen Aufkleber nachweisbare Verkauf auf einer deutschen Auktion konnten bislang nicht ermittelt werden.

David Klemm

1 Oxford, Christ Church, Inv.-Nr. 540; James Byam Shaw: Drawings by Old Masters at Christ Church Oxford, 2 Bde., Oxford 1976, I, S. 166, Nr. 597, II, Taf. 326.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Ehemals oben in der Mitte Aufkleber aus einem Auktionskatalog: "GIOV. LANFRANCO. / 1308. Ein niederblickender Kopf mit Tonsur. Kreide auf blau Papier, gehöht. fol. Grossartig und meisterlich gezeichnet." [aus restauratorischen Gründen entfernt]; auf dem Karton unten in der Mitte bezeichnet: "Lanfranchi." (Feder in Grau); rechts davon nummeriert: "1308" (Bleistift); auf dem Verso oben in der Mitte: "G.G. 27." (Feder in Braun); unterer Bereich rechts nummeriert: "8" (Bleistift); rechts unterhalb davon: Stempel der Kunsthalle (L. 1233); unten in der Mitte nummeriert: "1274." (Bleistift); unten rechts bezeichnet und nummeriert: "Granier" oder "Cranier" / 20645 / 12 ...[?] (Bleistift)

Provenienz

Jonathan Richardson, sen. (1665–1745), London (L. 2184); aufgrund der Notation auf dem Verso; erworben 1972 von Adolphe Stein, Paris

Bibliographie

Peter Forster und Rebecca Krämer: Caravaggios Erben. Barock in Neapel, Ausst.-Kat. Museum, Wiesbaden 2016, Nr.6, Abb.S. 215

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.210, Nr.285

David Klemm: Von Leonardo bis Piranesi. Italienische Zeichnungen von 1450 bis 1800 aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner, David Klemm und Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Bremen 2008, S.146-147, Abb, S. 231, Nr.66

Eckhard Schaar: Erwerbungen für die Graphische Sammlung im Jahre 1972, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 18, 1973, S. 205-214, S.205, Abb.

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Hamburger Kunsthalle und Museum für Kunst und Gewerbe, Bd. 18, Dr. Ernst Hauswedell & Co Verlag Hamburg 1973, S.205, Abb.