Giovanni Battista Naldini
Kopf eines älteren Mannes (Nikodemus ?), um 1570/71
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Giovanni Battista Naldini

Kopf eines älteren Mannes (Nikodemus ?), um 1570/71

Giovanni Battista Naldini

Kopf eines älteren Mannes (Nikodemus ?), um 1570/71

Die qualitätvolle Zeichnung eines nachdenklich nach unten schauenden bärtigen Mannes gelangte 1962 mit der Stiftung von der Hellen als Werk Andrea del Sartos in die Kunsthalle. In der Folgezeit wurde das Blatt von Anna Maria Petrioli Tofani und Philip Pouncey (Kartonnotizen) sowie von John Gere (Notiz auf Karteikarte) Giovanni Battista Naldini zugewiesen. Christel Thiem publizierte die Zeichnung 1999 erstmals als Naldini. Die alte Zuweisung an Andrea del Sarto ist vor diesem Hintergrund insofern von Interesse, als Naldini sich vor allem in seiner Jugend durch exaktes Kopieren von Zeichnungen del Sartos schulte und dessen subtile Zeichentechnik übernommen hat.(Anm. 1)
Thiem brachte die Hamburger Zeichnung mit einer am rechten Rand neben Joseph von Arimathia stehenden Figur auf Naldinis „Beweinung Christi“ in der Cappella Minerbetti in S. Maria Novella in Florenz in Verbindung.(Anm. 2) Übereinstimmend zwischen Zeichnung und Gemälde sind die Kopfhaltung und der Typus des bärtigen Mannes. Für eine Darstellung des Nikodemus sprechen auch der nachdenklich ernste Blick und der im Vergleich zu Joseph etwas dunklere Bart des jüngeren Mannes. Ein Vergleich zwischen Zeichnung und Gemälde ist allerdings dadurch erschwert, dass der Kopf des Nikodemus auf dem Gemälde sehr stark angeschnitten ist. Möglicherweise wollte Naldini dieser Figur ursprünglich größeres Gewicht beimessen.
Naldini hat das Gemälde in mehreren Zeichnungen vorbereitet. Dabei kommt dem Hamburger Blatt als detaillierter Kopfstudie besondere Bedeutung zu.(Anm. 3)
Die Zeichnung zählt zu einer kleinen Gruppe von Blättern, die ehemals Georg Ernst Harzen gehörten, aus unbekanntem Grund zu einem unbekannten Zeitpunkt die Kunsthalle verließen, aber durch spätere Stiftungen wieder in das Museum gelangten.(Anm. 4)

David Klemm

1 Christel Thiem: Der tote Christus. Eine ikonographische Studie zum Werk des Florentiners Giovanni Battista Naldini, in: Mitteilungen des Kunsthistorischen Institutes in Florenz 43, 1999, S. 224-238, S. 25–26.
2 Vgl. Christel Thiem: Der tote Christus. Eine ikonographische Studie zum Werk des Florentiners Giovanni Battista Naldini, in: Mitteilungen des Kunsthistorischen Institutes in Florenz 43, 1999, S. 224-238, Abb. auf S. 230.
3 Ebd., S. 231.
4 Vgl. auch die Inv.-Nr. 1986-37.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233); am linken unteren Rand: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); rechts daneben Aufkleber mit dem Aufdruck: "Coll. W. v. d. Hellen"; unterhalb davon: Aufkleber mit dem Aufdruck: "Coll. v. Rhodin"; unterhalb davon bezeichnet: "Coll. Harzen" (Feder in Schwarz); unten links: Stempel der Sammlung Garnier (L. 1067); rechts daneben: Stempel der Sammlung Rhodin (L. 2971); unten in der Mitte: Aufkleber mit dem Aufdruck: "Papier: (Agnus dei)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Passionslamm im Kreis; ähnlich Briquet 47 (Venedig 1484), 48 (Florenz 1498), 49 (Florenz 1511, Treviso 1514) und 50 (Rom 1535, Rom und Neapel um 1564).

Provenienz

Sammlung Garnier (L. 1067); Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 01 : 03, fol. 121 (als "Im Styl von Titian"): "Ein bärtiger Kopf, frey in Röthel beendigt. 7.2. 9.8. Samml. Garnier."; NH Ad : 02 : 01, S. 225 (als anonym); Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle; zu einem unbekannten Zeitpunkt abgegeben; Washington von der Hellen (1834-1900), Hamburg (nicht bei Lugt); Gustav von der Hellen (1879-1966), San Isidro/Argentinien (nicht bei Lugt); Schenkung von der Hellen 1962 an die Hamburger Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.248-249, Nr.342, Abb.Farbtafel S. 41

David Klemm: Von Leonardo bis Piranesi. Italienische Zeichnungen von 1450 bis 1800 aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner, David Klemm und Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Bremen 2008, S.106-107, Abb, S. 228, Nr.46

Christel Thiem: Der tote Christus. Eine ikonographische Studie zum Werk des Florentiners Giovanni Battista Naldini, in: Mitteilungen des kunsthistorischen Institutes in Florenz 43, 1999, S. 224-238, S.231, 238, Abb.9 auf S. 231