Giacinto Calandrucci
Verklärung Christi,
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Giacinto Calandrucci

Verklärung Christi,

Giacinto Calandrucci

Verklärung Christi

Die Zeichnung wurde traditionell Carlo Maratta zugeordnet. Nicholas Turner schrieb das Blatt dann erstmals mit Vorsicht Giacinto Calandrucci, einem Schüler des berühmten Meisters, zu.(Anm.1) Dieser Einordnung hat Dieter Graf 2000 nachdrücklich zugestimmt.(Anm.2) Sowohl Recto als auch Verso lassen sich stilistisch einwandfrei mit gesicherten Zeichnungen Calandruccis verbinden.
Die auf dem Recto dargestellte Transfiguration – mit Christus, Moses und Elias, aber ohne Apostel – ist neben der Salzburger Domfassade und dem Ovalrelief von Gianlorenzo Bernini für die Cathedra Petri eines der wenigen Beispiele dieses ikonographischen Typs und deshalb von besonderem Interesse.(Anm.3)
Ein Gemälde oder Fresko mit diesem Motiv ist nicht nachweisbar, doch findet sich eine ähnliche Haltung des Oberkörpers Christi mit der Figur Gottvaters auf dem um 1682 gemalten Deckenbild in der Cappella Cimini in S. Antonio dei Portoghesi in Rom.(Anm.4)
Noch enger verbunden mit diesem Fresko ist die Rötelstudie mit der Darstellung Gottvaters auf dem Verso. Während Calandrucci die Figur hier in ein Hochoval eingefügt hat, dokumentieren zwei Kompositionsstudien in Düsseldorf, dass sich der Künstler später für ein Queroval entschied.(Anm.5) Auch Abwandlungen in der Haltung Gottvaters machen es wahrscheinlich, dass das Hamburger Blatt als sehr frühe Studie zu diesem Fresko gelten kann.
Eine auffallende kompositionelle Übereinstimmung besteht zu einer Annibale Carracci zugeschriebenen Zeichnung mit einem segnenden Gottvater.(Anm.6) Dies betrifft auch Details wie die Handhaltung, die angedeutete Glorie und einige Putti. Da das Blatt mit Carraccis Studien für die Herrera-Kapelle in San Giacomo degli Spagnuoli in Rom in Verbindung gebracht wird, dürfte es kurz nach 1600 entstanden sein.(Anm.7)
Gemeinsames Vorbild der Entwürfe von Carracci und Calandrucci ist sicherlich Raffaels Darstellung „Der segnende Gottvater“ in der Cappella Chigi in S. Maria del Popolo in Rom.

David Klemm

1 Undatierte Kartonnotiz.
2 Kartonnotiz.
3 Die Metamorphose. Künstlerentwürfe des Barock, Ausst.-Kat. Salzburger Barockmuseum 1979.
4 Dieter Graf: Die Handzeichnungen des Giacinto Calandrucci. Kataloge des Kunstmuseums Düsseldorf III, Handzeichnungen Bd. 4, 2 Bde., Düsseldorf 1986, S. 36–37.
5 Ebd., S. 37, Nr. 14–15.
6 „Gottvater segnend“, 279 x 206 mm; schwarzer Stift, Feder und braune Tinte; vgl. Aspetti dell’Arte Emiliana dal XVI al XVIII Secolo, bearb. v. Daniele Benati, Ausst.-Kat. Bologna, Galleria Cavour, Bologna 1998, S. 28–29.
7 Die von Francesco Albani ausgeführten Malereien in der Kapelle unterscheiden sich grundsätzlich von Carraccis Entwurf.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso oben rechts nummeriert: "4" (Feder in Braun); unterhalb davon bezeichnet: "Q" (Bleistift); ((Stempel der Kunsthalle fehlt noch))

Verso

Titel verso: Gottvater

Technik verso: Rötel

Provenienz

Wahrscheinlich Julian Benjamin Williams (1831-1856 Vizekonsul, dann bis 1866 Konsul in Sevilla); Frederick William Cosens (1819-1889), Sevilla; auf dessen Nachlaßauktion bei Sotheby's London am 11.11.1889 erworben vom Londoner Kunsthändler Bernard Quaritch (1819-1899); 1891 von diesem von der Kunsthalle mit einem Konvolut mehrerer Blätter erworben.

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.108-109, Nr.82

Die Metamorphose. Künstlerentwürfe des Barock, Ausst.-Kat. Salzburger Barockmuseum 1979, S.188, Nr.66, Abb.189 (Seite)