Friedrich Preller (der Ältere)
Italienische Landschaft, um 1831
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Friedrich Preller (der Ältere)

Italienische Landschaft, um 1831

Friedrich Preller (der Ältere)

Italienische Landschaft, um 1831

Das bildhaft komponierte, dabei vor allem in den Figuren nicht ganz vollendete Blatt orientiert sich an ähnlich komponierten Landschaften Joseph Anton Kochs, den Preller während seiner ersten Italienreise durch die Vermittlung Bonaventura Genellis kennengelernt. Von ihm sagte Preller später, dass die Bekanntschaft mit Koch ihn „über vieles ins Klare [brachte] und diese Zeit ist für mich bis jetzt die lehrreichste gewesen."1. Von ihm hatte Preller, der bis dahin nur nach Alten Meistern kopiert hatte, erstmals Anleitung und Anweisung in der Landschaftsmalerei erhalten. Mit Koch entdeckte Preller die Umgebung von Rom, Olevano und die Serpentara, wo er viele Studien vor der Natur anfertigte (vgl. auch Kat. 1915-183, und Kat. 1922-235).
Die Komposition der Landschaft steht in der Tradition der heroischen Ideallandschaften Kochs, dessen aus verschiedenen, hintereinander gestaffelten Gründen aufgebaute Komposition Preller übernimmt. Auch die klar abgegrenzte und betonte Verteilung von hellen und dunklen Partien entspricht Kochs Vorbild, doch scheinen auch jüngere Künstlerkollegen wie etwa Johann Christian Reinhart prägend gewesen zu sein, von dem er die klassisch-antik anmutenden Gebäude im Mittelgrund übernimmt, die bei Reinhart häufig Bestandteil seiner Gemälde sind. Eine zweite Version der Komposition befand sich kürzlich im Kunsthandel, die dort fälschlich Reinhart zugeschrieben wurde2; das Blatt dürfte ebenfalls von Preller stammen, doch ob es sich um eine Vorzeichnung für das Hamburger handelt oder um eine Nachzeichnung, lässt sich anhand des Photos allerdings nicht abschließend beurteilen. Auch die Figuren und der bewegte Baumschlag entsprechen nicht mehr verfestigter Formensprache wie auch die breitflächige Pinselarbeit, die an Arbeiten der jüngeren Generation, etwa Franz Hornys, erinnert. Insgesamt ist das Blatt geprägt von einem alle Bereiche erfassenden organischen Linienfluss, der es von Kochs Arbeiten absetzt.
Diese Merkmale trägt auch eine im März 1831 entstandene ideale Landschaft mit heimkehrenden Landleuten in Görlitz, die bisher Joseph Anton Koch zugeschrieben wurde, doch sicher von Preller stammt.3 Das Hamburger Blatt entspricht der Zeichnung annähernd in den Maßen, und dürfte zur selben Zeit um 1831 entstanden sein.4 Bestätigt wird diese zeitliche Einordnung durch ein 1831 entstandenes Blatt in Dresden, das dem Hamburger in der Thematik und Technik gleicht.5
Preller muss mit diesen in der Tradition der heroischen Ideallandschaften stehenden Blätter sehr erfolgreich gewesen, denn es lassen sich weitere Kompositionen nachweisen, die dem Hamburger Blatt ähneln. Dazu gehört ein weiteres Blatt in Dresden6, und ein Blatt in Frankfurt, das bisher als Werk Ludwig Richters galt.7
Peter Prange

1 Ina Weinrauthner: Friedrich Preller d. Ä. (1804-1878). Leben und Werk, Münster 1997, S. 21.
2 Heroische Landschaft, Feder und Pinsel in Braun, ca. 300 x 410 mm, vgl. Karl & Faber, München, Auktion 214, 30.11.2007, Nr. 542, Abb.
3 Ideale Landschaft mit heimkehrenden Landleuten, 1831, 285 x 410 mm, Görlitz, Kulturhistorisches Museum, Graphisches Kabinett, Inv. Nr. Zg 72-14, vgl. Otto von Lutterotti: Joseph Anton Koch 1768 – 1839. Leben und Werk, mit einem vollständigen Werkverzeichnis, Wien 1985, S. 334, Z 298, Abb. 214. Das aus der Sammlung Flinsch stammende Blatt galt dort als Werk Prellers, vgl. C. G. Boerner, Leipzig, Auktion 111, 29./30.11. 1912, S. 61, Nr. 461, Abb, doch wurde es 1914 aus der Sammlung Arnold Otto Meyer unter Kochs Namen versteigert, vgl. C. G. Boerner, Leipzig, Auktion 124, 16-18.3. 1914, Nr. 401. Lutterotti hielt an dieser Zuschreibung fest.
4 Die Datierung „Oktober 1837“ ist erst nachträglich aufgetragen worden.
5 Italienische Berglandschaft, 1831, Bleistift, Feder in Grau, Pinsel in Grau und Braun, 270 x 397 mm, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv. Nr. C 1960-130.
6 Italienische Landschaft, Bleistift, Feder in Braun, Pinsel in Braun, Grau und Blau, 304 x 402 mm, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, C 1908-389.
7 Hier Friedrich Preller zugeschrieben, Italienische Landschaft mit Schafherden, Bleistift, Feder in Schwarz, Pinsel in Braun, Grau und Blau, 309 x 397 mm, Frankfurt, Städel Museum, Graphische Sammlung, Inv. Nr. 16015, vgl. Freiheit des Sehens. Zeichenkunst von Kobell bis Corinth aus dem Städel Museum, bearbeitet v. Marianne von Manstein, Ausst.-Kat. Städel Museum, Petersberg 2012, S. 29-31, Nr. 7, Abb. (als Ludwig Richter).

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links datiert: "Octob. 37." (Bleistift)

Auf dem Verso unten links: "F[?] toba[?]" [Bleistift, unterstrichen]

Provenienz

Erworben 1932 bei Hollstein und Puppel, Berlin

Bibliographie

Freiheit des Sehens. Zeichenkunst von Kobell bis Corinth aus dem Städel Museum, hrsg. von Marianne von Manstein, Petersberg 2012, S.30-31, Nr.bei Nr. 7, Abb.S. 30

Gedächtnisausstellung zur 150. Wiederkehr des Geburtstags von Friedrich Preller d. Ä., Ausst.-Kat. Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg, Heidelberg 1954, S.29, Nr.111, Abb.S. 46