Vor palastartiger Kulisse ist ein prachtvolles Stillleben aufgebaut. Früchte und Gemüse häufen sich zu Füßen eines mit kostbaren Gefäßen überladenen Tisches, zwei Diener arrangieren und präsentieren die Speisen, ein dritter gießt Wein aus einer Karaffe in eine ausladende Schüssel. Dieses Prunkstillleben wirkt flämisch und erinnert an Werke des Pieter Boel oder Jan Fyt.(Anm.1) Auch der auf einem Podest sitzende Papagei ist fester ikonographischer Bestandteil dieser Bildgattung.(Anm.2)
Die skizzenhafte Ausführung in Feder über Graphit erinnert an einzelne Blätter im Amsterdamer Studienbuch des Paul de Vos, und auch für die energische Schraffur lässt sich das Blatt mit Zeichnungen dieses Künstlers vergleichen.3 Darüber hinaus verbindet die bisweilen etwas wirr und kratzig anmutende Linienführung mit einem David de Coninck (1642/46–1701/05) zugeschriebenen Blatt.4 So kann von einer Entstehung in der unmittelbaren Nachfolge des Frans Snijders ausgegangen werden.

Annemarie Stefes

1 Pieter Boel, „Vanitas-Stillleben“, 1663, Lille, Palais des Beaux-Arts, Inv. Nr. P 78, Alan Chong, Wouter Kloek: Still-Life Paintings from the Netherlands 1550-1720, Ausst.-Kat. Rijksmuseum, Amsterdam, Cleveland Museum of Art, Cleveland, Zwolle 1999, Nr. 64 (ohne Figuren); Jan Fyt, „Prunkstillleben mit Diener, der einen Vorhang zurückschlägt“, München, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 1805; „Prunkstillleben“, 1644, Dessau, Gemäldegalerie Schloss Mosigkau, Inv.-Nr. 70.
2 Vgl. Segal, in: Sam Segal, Liesbeth M. Helmus: Jan Davidsz. De Heem und sein Kreis, Ausst.-Kat. Utrecht, Centraal Museum, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum 1991, ’s-Gravenhage/Braunschweig 1991, S. 143 zur Interpretation dieses Motivs.
3 Amsterdam, Rijksprentenkabinett, Inv.-Nr. RP-T-1905-65, vgl. fol. 2r, fol. 5 v, fol. 9r oder 11v.
4 Cambridge (Mass.), Harvard Art Museum/Fogg Museum, Inv.-Nr. 1957.12.11.