Francesco Piranesi, Zeichner, Umkreis
Entwurf für ein Pilasterkapitell mit dem Wappen des Papstes Pius VI. (reg. 1775-1799), um 1780
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Francesco Piranesi, Zeichner, Umkreis

Entwurf für ein Pilasterkapitell mit dem Wappen des Papstes Pius VI. (reg. 1775-1799), um 1780

Francesco Piranesi, Zeichner, Umkreis

Entwurf für ein Pilasterkapitell mit dem Wappen des Papstes Pius VI. (reg. 1775-1799), um 1780

Das Pilasterkapitell weist in seinem dekorativen Schmuck Hinweise auf das Wappen des Papstes Pius VI. aus dem Hause Braschi-Honesti (reg. 1775–1799) auf. Die große Sorgfalt, mit der die Zeichnung ausgeführt wurde, lässt auf eine Umsetzung in einen Kupferstich schließen, doch ist eine derartige Graphik nicht bekannt.
Das Blatt wurde zunächst als anonyme Zeichnung des 18. Jahrhunderts inventarisiert und 1971 Giovanni Battista Piranesi zugewiesen. Diese Zuordnung ist insofern nachvollziehbar, als der Künstler zahlreiche sehr exakt ausgeführte Kapitelle radiert hat.(Anm. 1) Dagegen spricht, dass derartig genaue Kreidestudien im überlieferten zeichnerischen Œuvre des Künstlers nicht nachweisbar sind. Vergleichbar erscheinen lediglich einige in die Frühzeit datierte Studienblätter mit Architekturdetails in der Pierpont Morgan Library (Anm. 2). Bedenkt man Piranesis Zeichenstil im Alter (u. a. Studien in Pompeji), so erscheint es absolut unwahrscheinlich, dass er damals eine derartig genaue Vorzeichnung für einen Stich selbst angefertigt haben soll. Denkbar ist wohl eher ein römischer Künstler im Umkreis Piranesis, vielleicht sogar Piranesis Sohn Francesco. Dieser hat 1782 ein Profilbildnis Papst Pius’ VI. gestochen. Die ornamentale Rahmung des Ovalporträts weist den zum Wappen des Papstes gehörenden blasenden Genius auf, der sich in ähnlicher Form auch im oberen Bereich der Hamburger Zeichnung befindet.(Anm. 3) Unabhängig von der noch unsicheren Zuschreibung überzeugt die Zeichnung durch subtile Handhabung des Stifts, sichere Proportionen und feine Wiedergabe der unterschiedlichen Stofflichkeit (z. B. der Federn).

David Klemm

1 Vgl. Antichità di Cora II. B. Zwei Kapitelle und eine Basis; vgl. John Wilton-Ely: Giovanni Battista Piranesi. The Complete Etchings, 2 Bde., San Francisco 1994, II, S. 735, Nr. 677; verschiedene Kapitelle auch in: „Della Magnificenza ed Architettura de’ Romani“ Tafel VII; John Wilton-Ely: Giovanni Battista Piranesi. The Complete Etchings, 2 Bde., San Francisco 1994, II, S. 835, Nr. 767; auch Tafel IX, Wilton-Ely 1994, II, S. 837, Nr. 769. Vgl. auch das Kapitell mit Tiara aus derselben Serie; John Wilton-Ely: Giovanni Battista Piranesi. The Complete Etchings, 2 Bde., San Francisco 1994, II, S. 825, Nr. 756.
2 New York, Pierpont Morgan Library; Giovanni Battista Piranesi. Drawings in the Pierpont Morgan Library, hrsg. v. Felice Stampfle, New York 1978, S. 30–31, Nr. 25–27. Die Autorschaft Giovanni Battista Piranesis bei derartigen Blättern wurde von Mayor abgelehnt.
3 Andreas Busiri Vici: A Papal Ceremony by Desprez, in: Apollo 85, 1967, 63, S. 366-370, S. 366, Abb. 1.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts: Stempel der Sammlung Philippi (L. 1335); auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1234); unten in der Mitte Stempel der Sammlung Philippi (L. 1335); unterhalb davon bezeichnet: "G. B. Piranesi/Entwurf z Pilaster Capitell./mit dem Emblem des Papstes Pius VI/(Braschi-Honesti)" (Bleistift); am rechten Blattrand bezeichnet: "G" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Möglicherweise bekröntes Lilienwappen (schwer erkennbar).

Provenienz

Von Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335), erworben vor Mai 1884 (vgl. Aukt. Kat. Philippi 1884, Nr. 462); Legat Philippi an die Hamburger Kunsthalle 1908

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.279, Nr.402