Francesco Guardi, Zeichner
Lagunenlandschaft mit einem Turm,
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Francesco Guardi, Zeichner

Lagunenlandschaft mit einem Turm,

Francesco Guardi, Zeichner

Lagunenlandschaft mit einem Turm

Francesco Guardi begann als Figurenmaler, doch wandte er sich seit den später 1740er Jahren zunehmend der Landschaft zu. Dabei ist er zunächst hinsichtlich Motivwahl und Zeichentechnik stark von seinem berühmten Zeitgenossen Canaletto beeinflusst. So ähnelt die Ansicht einer Lagune in der Verwendung von Bister und grauer Lavierung sowie der skizzenhaften Figurenbehandlung beispielsweise einer Landschaftszeichnung Canalettos in Oxford.(Anm. 1)
Allerdings ist Guardi zumeist weniger als sein großes Vorbild an einer topographisch genauen Schilderung interessiert. Seine Landschaften sind atmosphärisch reich und stellen mehr oder weniger phantasievolle Erinnerungen an seine venezianische Heimat dar. So ist das Hamburger Blatt zwar deutlich von Canalettos großer Radierung mit der Darstellung des Torre di Marghera (oder Malghera) beeinflusst, wandelt das Vorbild aber letztlich frei ab.(Anm. 2)
Große Ähnlichkeit weist ein Entwurf für eine Wanddekoration mit einer Lagunenlandschaft mit Turm im Cooper-Hewitt Union Museum auf.(Anm. 3) Ein ähnliches Motiv findet sich auch auf Guardis Gemälde „Lagunenlandschaft“ in der Londoner National Gallery.
Derartige Ansichten entstanden sowohl für einheimische Sammler als auch für auswärtige Kunstkenner, die Venedig auf ihren Italienreisen besuchten.
Die Zeichnung zählt zu den wichtigsten Ankäufen Gustav Paulis, des zweiten Direktors der Hamburger Kunsthalle, für die italienische Abteilung. Pauli konzentrierte sich weitgehend auf Werke des 18. Jahrhunderts, da sich der große Sammler Georg Ernst Harzen für diese Epoche kaum interessiert hatte. Allerdings konnte Pauli aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Lage während des Krieges und in den 1920er Jahren nur wenige Blätter in der Qualität von Guardis Lagunenlandschaft erwerben.

David Klemm

1 Parker 980; vgl. Karl Theodor Parker: Catalogue of the Collection of Drawings in the Ashmolean Museum, II, Italian Schools, Oxford 1956, S. 492, Nr. 980, Tafel CCVII.
2 Rodolfo Pallucchini, Giacomo F. Guarnati: Le acqueforti del Canaletto, Venedig 1945, 8; Bromberg 1974, S. 43–47. Guardi kopierte die Radierung Canalettos recht genau in einer Zeichnung, die 1951 Hippolyte Worms in Paris gehörte.
3 New York, Cooper-Hewitt Union Museum, Inv.-Nr. 1938–57-242. Dieses Blatt wurde von Rudolf Berliner 1951 als Fälschung des 19. Jahrhunderts oder auch als Nachahmung von Giacomo Guardi (1764–1835) angesehen. Offensichtlich ist aber nur der rechte, kleinere Teil später hinzugefügt worden. Morassi hat die Zeichnung generell als eigenhändig eingestuft. Vgl. Antonio Morassi: Guardi. Tutti I Disegni di Antonio, Francesco e Giacomo Guardi, Venedig 1975, S. 161, Nr. 462.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso bezeichnet: "Guardi" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Nicht erkennbar. CM: Buchstabe „W“; nicht identifiziert.

Provenienz

Erworben 1917 vom Kunsthandel Franz Rosenthal

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.203-204, Nr.270, Abb.Farbtafel S. 61

David Klemm: Von Leonardo bis Piranesi. Italienische Zeichnungen von 1450 bis 1800 aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner, David Klemm und Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Bremen 2008, S.190-191, Abb, S. 234-235, Nr.88

Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Werner Hofmann, München 1989 (2. erw. Aufl.), S.213, Nr.477, Abb., Abb.477

Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Werner Hofmann, München 1985, S.197, Nr.441, Abb.

Antonio Morassi: Guardi. Tutti I Disegni Di Antonio, Francesco e Giacomo Guardi, Venedig 1975, S.185, Nr.621, Abb.598

Hundert Meisterzeichnungen aus der Hamburger Kunsthalle 1500-1800, Bd. 5, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1967, S.28, Nr.28, Abb.Taf. 29

K. T. Parker, James Byam Shaw: Canaletto e Guardi. Catalogo della Mostra dei disegni, Ausst.-Kat. Venedig, Fondazione Cini, Venedig 1962, S.62, Nr.80, Abb.80

V. T. [nicht aufgelöst]: Amburgo: Mostra di disegni italiani dal XV al XVIII secolo, in: Emporium. Rivista mensile illustrata d'arte e di cultura 76, 1957, Nr. 126, S. 228-229, S.229

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.32, Nr.174, Abb.Taf. 28

Wolfgang Krönig: Zeichnungen von Francesco Guardi in Köln, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch XVIII, 1956, S. 244-255, S.252-253, Abb.253

Otto Benesch: Einige unbekannte Werke von Francesco Guardi, in: Arte Veneta VIII, 1954, , S. 308

James Byam Shaw: The Drawings of Francesco Guardi, London 1951, S.76-77, Nr.68, Abb.

Rudolf Berliner: Two Contributions to the Criticism of Drawings related to decorative Art, in: The Art Bulletin XXXIII, 1951, Nr. 1, S. 51-55, S.54, Abb.o.S., Nr. 5

Oskar Fischel: Dreizehnte Veröffentlichung der Prestel-Gesellschaft: Zeichnungen italienischer Meister in der Kunsthalle zu Hamburg, in: Kunst und Künstler XXIX, 1930/31, S. 480, S.480

Odoardo H. Giglioli: [Anmerkungen zur Prestel-Mappe], in: Cronache d`Arte, 5, 1928, , S.263

August Liebmann Mayer: Zeichnungen Alter Meister in der Kunsthalle zu Hamburg. Italiener, Pantheon Band II, 1928, S. 388, S.388

Gustav Pauli: Zeichnungen Alter Meister in der Kunsthalle zu Hamburg. Italiener. Neue Folge, Frankfurt am Main 1927, Abb.Taf. 25

Gustav Pauli: Die Kunsthalle zu Hamburg 1914 - 1924. Bericht über die letzten zehn Jahre der Verwaltung, Hamburg 1925, Abb.69

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1917, Hamburg 1918, S.12