Federico Zuccari
Weiblicher Kopf im Viertelprofil (Maria Magdalena),
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Federico Zuccari

Weiblicher Kopf im Viertelprofil (Maria Magdalena),

Federico Zuccari

Weiblicher Kopf im Viertelprofil (Maria Magdalena)

Das Blatt wurde bereits von Georg Ernst Harzen mit den Brüdern Zuccari in Zusammenhang gebracht, wobei er zwischen Taddeo und Federico schwankte. Philip Pouncey hat die Studie dann 1962 per Kartonnotiz Federico gegeben. Seitdem wurde die Zuschreibung von Heiko Damm, Florenz, und Detlef Heikamp, Florenz, bestätigt.(Anm.1) Für eine Zuschreibung spricht die von Federico häufig verwendete Technik, mit feinen schwarzen und roten Kreiden zu zeichnen. Dabei gelingt es ihm, die Charakterzüge des Gesichts subtil herauszuarbeiten und zugleich das Erstaunen der Frau sichtbar zu machen. Zudem kann die Zuschreibung nun durch den Bezug zu Federico Zuccaris um 1563/64 entstandenem Fresko „Die Auferweckung des Lazarus“ in der Cappella Grimani in S. Francesco della Vigna in Venedig untermauert werden.(Anm.2) Eindeutig handelt es sich bei der Darstellung um eine Studie zum Kopf der dort zu Füßen Christi dargestellten Maria Magdalena.(Anm.3)
Zu dem Fresko haben sich zahlreiche weitere Vorstudien u. a. in der Albertina (Anm.4), in den Uffizien(Anm.5) und im Louvre erhalten.(Anm.6) In technischer Hinsicht besonders gut vergleichbar mit dem Hamburger Blatt ist u. a. der Christuskopf in der Albertina.(Anm.7)
Die Verso-Zeichnung einer aufblickenden Frau steht möglicherweise in Verbindung zum verlorenen Wandfresko der „Bekehrung der Maria Magdalena“ in der Cappella Grimani. Zwar lässt sich auf der überlieferten Vorzeichnung in den Uffizien keine genaue Entsprechung ausmachen,(Anm.8) doch weist die auf dem Kupferstich von Aliprando Caprioli im linken Vordergrund erkennbare kniende und ein Kind vor sich haltende Frau eine gewisse, wenn auch nicht genaue Ähnlichkeit mit dem Kopf auf dem Verso auf.(Anm.9) Hugo Chapman wies darauf hin, dass es sich um einen Abklatsch einer ansonsten nicht nachweisbaren Zeichnung handelt.(Anm.10) Hierauf deuten die im Vergleich zum Recto blässliche Gesamtwirkung der Studie sowie die – im Gegensatz zum Recto – von links nach rechts geführten Schraffuren – hin.

David Klemm

1 Mündliche Mitteilungen auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 4. 5. 2008.
2 Vgl. zur Kapelle Cristina Acidini Luchinat: Due modelli opposti per il „Giudizio“ nella cupola, in: Winner/Heikamp 1999, S. 117-124, I, S. 227–234; Abb. S. 230; William R. Rearick, Battista Franco and the Grimani Chapel, in: Saggi e Memorie 2, 1958/59, S. 105-139, S. 105–139.
3 Harzen hat die Figur bereits richtig als Maria Magdalena gedeutet, ohne allerdings den Bezug zum Wandbild in Venedig herzustellen.
4 Wien, Albertina, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. 649; vgl. Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. I (Inv. 1-2000), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 33, Wien, Köln, Weimar 1992, S. 352.
5 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 11190 F.
6 Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 4606.
7 Wien, Albertina, Grafische Sammlung, Inv.-Nr. 649; vgl. Veronika Birke, Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina. Generalverzeichnis, Bd. I (Inv. 1-2000), Veröffentlichungen der Albertina Bd. 33, Wien, Köln, Weimar 1992, S. 351–352.
8 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 11036 F. Cristina Acidini Luchinat: Due modelli opposti per il „Giudizio“ nella cupola, in: Winner/Heikamp 1999, S. 117-124, I, S. 232, Abb. 13 und S. 260, Anm. 42.
9 Cristina Acidini Luchinat: Due modelli opposti per il „Giudizio“ nella cupola, in: Winner/Heikamp 1999, S. 117-124, I, S. 232, Abb. 14.
10 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 18. 1. 2008. Hierauf wies auch bereits Georg Ernst Harzen in seinem Inventareintrag hin (siehe oben).

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten in der Mitte bezeichnet: "3.5 4.3" (Bleistift); unterhalb davon rechts bezeichnet: "F. Zuchero[?]" (Bleistift); unten rechts: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ (Fragment): Nicht erkennbar.

Verso

Titel verso: Weiblicher Kopf en face

Technik verso: Schwarze und rote Kreide

Provenienz

Wahrscheinlich Samuel Woodburn (1786-1853), London (L. 2588); wahrscheinlich auf dessen Nachlaßauktion 1854 in London (Lugt Ventes 21988) von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) erworben (vgl. NH Ad : 03 : 16, Sp. 14 als "Taddeo Zucchero"); NH Ad : 02 : 01, S. 223 (als Taddeo Zuccari): "Kopf der Magdalene"; NH Ad : 01 : 03, fol. 119 (als "Francesco[!] Zucchero"): "Vollendeter Entwurf einer büssenden Magdalena im Brustbild in Kreide und Röthel schön ausgeführt. Auf der Rückseite dder Gegendruck eines weiblichen aufblickenden Kopfes in derselben Art. 3.5. 4.3"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.372, Nr.569