Federico Zuccari (Umkreis)
Federico Zuccari (Umkreis)
Die fĂŒr das PortrĂ€t angewandte Technik mit mehreren farbigen Kreiden ist um 1600 u. a. fĂŒr Federico Zuccari und Ottavio Leoni nachweisbar. Georg Ernst Harzen gab das Blatt Zuccari. Auf dem Verso vermerkte er wohl in Bezug auf die auf dem Recto befindliche alte Inschrift âPadovaninoâ, dass es sich um ein PortrĂ€t des Malers Francesco Padovanino (1561â1617) handeln könne. Möglicherweise hat Harzen aber diese Bezeichnung falsch gedeutet, da auch Ottavio Leoni (1578â1630) diesen Beinamen trug. Bezieht man den Namen nĂ€mlich auf Ottavio Leoni und beachtet zudem, dass das Blatt auf dem Recto eine alte Zuweisung an Ottavio Leoni trĂ€gt, so wird die in der Kunsthalle vorgenommene Zuordnung an diesen KĂŒnstler nachvollziehbar. Das PortrĂ€t wĂŒrde demnach ein Selbstbildnis des KĂŒnstlers zeigen.
Zieht man das Selbstbildnis von 1624 zum Vergleich heran, dann sind bezĂŒglich der krĂ€ftigen Nase, der heraustretenden Augen sowie der stark konturierten Ober- und Unterlider durchaus Ăhnlichkeiten feststellbar. Ein Vergleich der Lippen ist aufgrund des Bartes auf dem PortrĂ€t von 1624 schwierig.
DemgegenĂŒber steht das stilistische Erscheinungsbild der Zeichnung, das eher auf Zuccari als auf Leoni deutet. Diese EinschĂ€tzung wurde 2005 von Ursula Fischer Pace bekrĂ€ftigt. Heiko Damm hĂ€lt eine Zuschreibung unter Vorbehalt fĂŒr denkbar.(Anm.1) In der sehr ernsten Auffassung des PortrĂ€tierten und in der starren Frontalansicht Ă€hnelt das Blatt dem Biildnis eines jungen Mannes in Weimar.(Anm.2) Allerdings ist die Anlage der Schraffuren im Hintergrund fĂŒr PortrĂ€tstudien des KĂŒnstlers untypisch. Ăberhaupt weisen â was auch Detlef Heikamp betonte â viele der gesicherten PortrĂ€ts Zuccaris eine versiertere und wirkungsvollere Verwendung der Kreide auf.(Anm.3) Denkbar ist also, dass hier ein KĂŒnstler aus Zuccaris Umfeld beeinflusst von dessen KreideportrĂ€ts tĂ€tig gewesen ist.
Offen bleiben muss die Frage, ob es sich bei dem Dargestellten um Ottavio Leoni handelt.
David Klemm
1 MĂŒndliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 25.3.2008.
2 Vgl. Dieter Graf: PortrÀtstudien Federico Zuccaris, in: Winner/Heikamp 1999, S. 43-81, S. 80.
3 MĂŒndliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 4.5.2008. Nach Janos Scholz handelt es sich um eine venezianische Arbeit. Notiz in der Gernsheim-Kartei im Archiv des Kupferstichkabinetts.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Wasserzeichen / Kettenlinien
ja - oder auf dem Karton? WZ (auf Kaschierung): Nicht erkennbar.
Provenienz
Georg Ernst Harzen (1790-1853), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 04 : 01, S. 126, Nr. P 225 (als Federico Zuccari); Legat Harzen 1863 an die "StĂ€dtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt ĂŒbereignet fĂŒr die 1869 eröffnete Kunsthalle
Bibliographie
David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.377, Nr.574
[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den BestÀnden des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.27, Nr.139