Esaias van de Velde (I), Umkreis Jan Josephsz. van Goyen, ehemals zugeschrieben
Holländischer Kanal mit Segelschiffen,
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Esaias van de Velde (I), Umkreis Jan Josephsz. van Goyen, ehemals zugeschrieben

Holländischer Kanal mit Segelschiffen,

Esaias van de Velde (I), Umkreis Jan Josephsz. van Goyen, ehemals zugeschrieben

Holländischer Kanal mit Segelschiffen

Diese Zeichnung wurde im Einklang mit dem Harzen-Inventar als Werk des Esaias van de Velde“ geführt, später jedoch Jan van Goyen zugeordnet.(Anm.1) Dagegen sprach sich erstmals Stechow im Jahre 1924 aus.(Anm.2) Die von Zwollo vorgeschlagene Verbindung zu Herman Saftleven wurde wiederum von Schulz abgelehnt.(Anm.3)
Grundsätzlich scheint die alte Zuschreibung an Van de Velde in die richtige Richtung zu weisen. In ähnlichem Format sind zwei 1624 datierte Zeichnungen in Paris und ein unvollständig „162.“ datiertes Blatt in Providence gearbeitet.(Anm.4) Auch stilistisch bestehen Verwandtschaften zu diesen Blättern: in der feinen, gleichmäßigen Horizontalschraffur, den großzügigen Vegetationsstrukturen im Vordergrund und den mit kantiger Kreide gesetzten Akzenten. Das um 1609/16 gebräuchliche Wasserzeichen weist auf eine Entstehung im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. Insgesamt unterscheiden sich jedoch gesicherte Van de Velde-Zeichnungen in den präziseren Laubangaben von unserem Blatt, das in diesem Bereich deutlich diffuser gearbeitet ist, und für die lockere Schrägschraffur im Hintergrund findet sich keine Entsprechung im Œuvre Van de Veldes.
Die rückseitig dargestellten Aktfiguren sind ohne stilistischen oder thematischen Bezug zu der Recto-Zeichnung. In Haltung und Proportion entsprechen sie dem Schönheitsideal des frühen 17. Jahrhunderts und bestätigen so zumindest den zeitlichen Ansatz.

Annemarie Stefes

1 Im Inventar des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle, Bd. VI (um 1890), S. 207; vielleicht aufgrund des in Thema und Format verwandten „Wasserschlosses“, um 1645, Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. I 42 (210 x 321 mm), Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Œuvreverzeichnis. Bd. 1, Katalog der Handzeichnungen, Amsterdam 1972, Nr. 835.
2 In einer Karteinotiz im Archiv des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle.
3 Wolfgang Schulz: Herman Saftleven 1609-1685. Leben und Werke. Mit einem kritischen Katalog der Gemälde und Zeichnungen, Berlin 1982, S. 394.
4 Paris, École Nationale Supérieure des Beaux-Arts, Inv.-Nr. Mas. 2075, George S. Keyes: Esaias van de Velde, Doornspijk 1984, Nr. D 174–175; Providence, Rhode Island School of Design, Museum of Art, Inv.-Nr. 61.075, ebd. Nr. D 79. Vgl. auch zwei Landschaften aus demselben Jahr in den Staatlichen Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 14116, ebd. Nr. D 191 bzw. Stockholm, Nationalmuseum, Inv.-Nr. 2164/1863, ebd. Nr. D 204. Das Architekturmotiv erinnert an Zeichnungen in Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1893-A-2764, George S. Keyes: Esaias van de Velde, Doornspijk 1984, Nr. D 91 und Den Haag, Privatbesitz, ebd. Nr. D 106.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Lilienwappen, wie Heawood 1721A (Schieland 1614); mittleres Blatt wie 1721 (Schieland 1609); vgl. auch 1768 (England, um 1616)
ca. 25 mm (h)

Verso

Titel verso: Zwei weibliche Aktfiguren von anderer Hand

Technik verso: Graphit bzw. Bleistift und Rötel

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (HK, KK, A, NH Ad: 01: 06, Fol. 151: „Ein altes thurmartiges Stadtthor mit Zugbrücke am Ufer eines breiten Binnengewässers, wo bey einem Landungsplatze mehrere Schiffe und Bote angelegt haben, im Hintergrund ein Dorf hinter Baumgruppen versteckt. Flüchtig in Kreide und Tusche beendigt“); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.562, Nr.1071

Wolfgang Schulz: Herman Saftleven 1609-1685. Leben und Werke. Mit einem kritischen Katalog der Gemälde und Zeichnungen, Berlin 1982, S.394, o.Nr.