Egid Schor, zugeschrieben
Entwurf für eine Deckengestaltung, 1690 - 1700
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Egid Schor, zugeschrieben

Entwurf für eine Deckengestaltung, 1690 - 1700

Egid Schor, zugeschrieben

Entwurf für eine Deckengestaltung, 1690 - 1700

Das Blatt war bisher einem anonymen Italiener des 18. Jahrhunderts zugeordnet, doch handelt es sich um den Teilentwurf für ein Deckenfresko von Egid Schor. Der Entwurf für den Eckzwickel hat seine nahezu wörtliche Entsprechung in einem zwar formatkleineren, doch in der Technik übereinstimmenden Blatt im Tiroler Ferdinandeum in Innsbruck aus der Sammlung Roschmann (Anm.1), auf dem ebenfalls ein Eckzwickel dargestellt ist. Das Dekorationssystem beider Blätter entspricht prinzipiell Schors Ausmalung der beiden Chorkapellen im Zisterzienserstift Stams, die um 1696 entstand. Besonders die Ausmalung der rechten Kapelle, in der sich seitliche Giebelaufsätze erheben, die den Blick in das gerahmte ovale Bildfeld freigeben, ist strukturell vergleichbar. Ebenso entstehen wie auf dem Hamburger Blatt neben den Giebelaufsätzen Ausblicke ins Freie, wo Putten auf dem Geländer sitzen oder spielen. Schor greift hier auf Dekorationssysteme mit „stucchi finti“ zurück, die er während seines Aufenthalts in Rom bei Pietro da Cortona (1597–1669) kennengelernt hatte. Auch stilistisch stimmt das Hamburger Blatt vor allem in der Anlage der Putti, aber auch in der pointierten Ausarbeitung der Architekturteile mit dem Innsbrucker Blatt überein. Dieses gilt seit Heinrich Hammers Untersuchung zur Tiroler Deckenmalerei als Werk Egid Schors (Anm.2), was durch Gertrude Aurenhammer bestätigt wurde (Anm.3), weshalb auch das Hamburger Blatt als weiterer Entwurf zu der gleichen Decke Schor zuzuweisen ist. Eine Teilkopie (?) nach dem Hamburger Blatt, unten links als „Aegidius Schor“ bezeichnet, befand sich 2005 im Londoner Kunsthandel. (Anm.4)
Möglicherweise handelt sich bei den beiden Blättern in Hamburg und Innsbruck um den Entwurf für Deckengemälde im Saal des sogenannten Stamserhauses in Innsbruck, an denen Schor zu Beginn der 1690er Jahre gearbeitet hatte, die heute jedoch zerstört sind.(Anm.5)

Peter Prange

1 Gertrude Aurenhammer: Die Handzeichnung des 17. Jahrhunderts in Österreich, Wien 1958, S. 116, Nr. C 45, Abb. 14.
2 Heinrich Hammer: Die Entwicklung der barocken Deckenmalerei in Tirol, Straßburg 1912, S. 142.
3 Aurenhammer (Anm. 1), S. 116.
4 Old Master Drawings including property from the Arthur Feldmann Collection, 6.7.2005, Sotheby’s London 2005, S. 62, Nr. 52, Abb.
5 Vgl. Hammer (Anm. 2), S. 137, Anm. 2.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233); unten rechts nummeriert: "30" (Bleistift)

Provenienz

Marie Callisen, geb. Lawaetz (1822-1901), Altona bei Hamburg (nicht bei Lugt); ihr Vermächtnis 1886 an die Kunsthalle, nach ihrem Tod 1901 der Kunsthalle übergeben.

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.333, Nr.948

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1901, Hamburg 1902, S.32-2