Domenico Zampieri, genannt Domenichino
Domenico Zampieri, genannt Domenichino
Die ausdrucksstarke Porträtzeichnung wurde von Georg Ernst Harzen treffend Domenichino zugeschrieben. Sie blieb von der Forschung erstaunlicherweise bis 2001 weitgehend unbeachtet. Eine stilistisch vergleichbare Bildniszeichnung eines Kardinals, die des Ludovico Ludovisi, befindet sich in Windsor Castle.(Anm.1) Sehr ähnlich ist auch eine Vorzeichnung in Windsor Castle zu einem Bildnis Papst Gregors XV. (gest. 1623), der sich zusammen mit dem Kardinal Ludovico Ludovisi auf einem Doppelbildnis malen ließ.(Anm.2) Es wird sich bei dem Hamburger Blatt aufgrund der Kleidung auch um einen Geistlichen bzw. einen Kardinal handeln, dessen Identität noch unbekannt ist. Möglicherweise diente das Blatt als Vorzeichnung für ein Gemälde, worauf die zumindest auf der linken Bildhälfte zahlreich vorhandenen Durchstechlöcher hindeuten. Dass diese für die Herstellung einer Druckgraphik gedient haben können, ist aufgrund des großen Blattformats wohl auszuschließen.
David Klemm
1 Windsor Castle, Royal Library, Inv.-Nr. 48; vgl. John Pope-Hennessey: The Drawings of Domenichino in the Collection of His Majesty The King at Windsor Castle, London 1948, S. 31, Nr. 2; Richard E. Spear: Domenichino, 2 Bde., New Haven, London 1982, II, Abb. 246.
2 Windsor Castle, Royal Library, Inv.-Nr. 47; vgl. John Pope-Hennessey: The Drawings of Domenichino in the Collection of His Majesty The King at Windsor Castle, London 1948, S. 31, Nr. 1, Taf. 30.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Wasserzeichen / Kettenlinien
WZ: Mehrere [sechs?] Sechsecke in ornamentaler Umrahmung, darüber nicht erkennbares Zeichen; nicht identifiziert.
Provenienz
Georg Errnst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01. S. 213 (als Domenichino): "Lebensgr. Kopf eines Geistlichen. Gfol. Kreide"; NH Ad : 01 : 03, fol. 118: "Lebensgroßer Kopf eines jungen Mannes, von vorn gesehn, mit Barett bekleidet. Vortrefflich in Kreide auf grauem Papier ausgeführt und gehöht. 10.1. 12.6."; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle
Bibliographie
David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.164-165, Nr.205, Abb.Farbtafel S. 47
David Klemm: Von Leonardo bis Piranesi. Italienische Zeichnungen von 1450 bis 1800 aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, hrsg. von Hubertus Gaßner, David Klemm und Andreas Stolzenburg, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Bremen 2008, S.138-139, Abb, S. 230, Nr.62
Petra Roettig, Annemarie Stefes, Andreas Stolzenburg: Von Dürer bis Goya. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2001, S.52-53, Nr.21, Abb.
Andreas Stolzenburg: Die Zeichnungen der Alten Meister. Gesammelt und ausgestellt in der Hamburger Kunsthalle, in: Von Dürer bis Goya. 100 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 2001, , S.8
V. T. [nicht aufgelöst]: Amburgo: Mostra di disegni italiani dal XV al XVIII secolo, in: Emporium. Rivista mensile illustrata d'arte e di cultura 76, 1957, Nr. 126, S. 228-229, S.229
[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.24, Nr.114