Domenico Campagnola
Die Darstellung Mariens im Tempel,
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Domenico Campagnola

Die Darstellung Mariens im Tempel,

Domenico Campagnola

Die Darstellung Mariens im Tempel

Die Zeichnung wurde von Georg Ernst Harzen noch Tizian zugeschrieben, eine Attribution die sicher durch eine alte Verso-Notiz gefördert wurde. An dieser Zuordnung zweifelte bereits Wilhelm Koopmann, der 1891 Domenico Campagnola als Zeichner des Blattes vorschlug. Er hat damals das bis weit ins 20. Jahrhundert gültige grundsätzliche kennerschaftliche Problem beschrieben, dass in vielen Kabinetten Europas die Figuren und Landschaften des Domenico Campagnola für Arbeiten Tizians gehalten wurden. In Hamburg dauerte es dann trotz Koopmanns früher Zuordnung zu Campagnola bis 1984, ehe das Blatt dank einer Kartonnotiz von Elisabetta Saccomani diesem Meister definitiv zugewiesen wurde. Diese Einschätzung ist insofern zwingend, da sich die Hamburger Zeichnung mit ihrer etwas unruhigen Strichführung schlüssig in das Œuvre Campagnolas einfügen lässt. Vittoria Romani hat das Blatt in Anschluß an Saccomani in die Frühzeit des Künstlers datiert, da in ihr zahlreiche Einflüsse von Tizians Frühwerk, aber auch von Arbeiten des Romanino erkennbar sind.(Anm.1) Dies betrifft vor allem die Art der Raum- und Gruppenbildung sowie der Gewandbehandlung.
Das Thema „Die Darstellung Mariens im Tempel“ fand vor allem in Oberitalien in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vielfältige Beachtung. Neben Gemälden von Cima da Conegliano und Tizian hat sich auch ein anonymer Kupferstich nach einem Entwurf von Giulio Romano erhalten.(Anm.2) Im Gegensatz zu diesen Arbeiten ist Campagnolas Entwurf auffallend auf das Hochformat hin entwickelt, wodurch das Motiv des Treppenaufstiegs und die Verbindung zwischen Zacharias und Maria eine starke Betonung erhalten.

David Klemm

1 Dal Pordenone a Palma il Giovane. Devozione e pietà nel disegno veneziano dal Cinquecento, hrsg. v. Caterina Furlan, Ausst.-Kat. Pordenone, ex chiesa di San Francesco, Mailand 2000, S. 102.
2 The Illustrated Bartsch, begründet u. hrsg. v. Walter L. Strauss u. John T. Spike, New York 1978- 33 (16), 7 (378).

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Reste einer Umfassungslinie (Feder in Braun); auf dem Verso unten links bezeichnet: "9 1/4 - 14 Tiziano" (Bleistift); unterhalb davon nummeriert: "a. 114." (Feder in Braun); rechts davon bezeichnet: "9.3 14.0" (Bleistift); unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unten rechts bezeichnet: "E" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Nicht erkennbar.

Provenienz

Von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244), 1820 in Rom aus unbekannter Quelle erworben (NH Ad. : 02 : 01, S. 220); NH Ad : 02 : 01, S. 220 (als Tizian); NH Ad O1 : 03, fol. 115 (als Tizian): "Die Darstellung der jungen Maria. Von der Heiligen Anna geleitet betritt sie die zum Tempel führende Treppe auf deren Höhe der Hohepriester von vielen Personen umgeben ihr entgegentritt. Vorzügliche Federzeichnung in der Manier des vorigen [vgl. Urteil des Midas, Inv. Nr. 21531] ausgeführt. 9.3. 14.0"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.116, Nr.97

Dal Pordenone a Palma il Giovane. Devozione e pietà nel disegno veneziano dal Cinquecento, Ausst.-Kat. Pordenone, ex chiesa di San Francesco, Mailand 2000, S.102, Nr.10, Abb.

Eckhard Schaar, David Klemm: Italienische Zeichnungen der Renaissance aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1997, S.86, Nr.12, Abb.51

Wilhelm Koopmann: Einige weniger bekannte Handzeichnungen Raffaels, in: Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstammlungen 12, 1891, S. 40-49, S.40