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Domenico Beccafumi, Kopie nach
Zwei nackte MĂ€nner in der Landschaft,
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Domenico Beccafumi, Kopie nach

Zwei nackte MĂ€nner in der Landschaft,

Domenico Beccafumi, Kopie nach

Zwei nackte MĂ€nner in der Landschaft

Schon der Stifter Georg Ernst Harzen bestimmte das Blatt als Zeichnung nach Beccafumis seltener Radierung „Zwei nackte MĂ€nner in der Landschaft“.(Anm.1) Das von ihm fĂŒr die Zeichnung verwendete Adjektiv „geistreich“ ist insofern zutreffend, als der anonyme Kopist keine detailgenaue Kopie anfertigte, sondern bei relativ genauer Beachtung der Form eine ganz andere graphische Gesamtwirkung anstrebte. Er hat dafĂŒr die von Beccafumi durch Schraffuren erzielten Licht- und Schattenzonen durch Lavierungen ersetzt. Dadurch wirkt das Blatt eher wie eine Vorzeichnung fĂŒr einen Clairobscur-Schnitt. Gleichzeitig hat der Zeichner auch zahlreiche Details der Radierung verĂ€ndert oder ganz weggelassen und zudem der Landschaft deutlich mehr Platz eingerĂ€umt.(Anm.2)
Das Blatt wurde von Harzen sicher aufgrund der an Poussin erinnernden Zeichenweise dem französischen Meister zugeschrieben. SpĂ€ter wurde die Zeichnung als Kopie nach Beccafumi eingeordnet. Anna Maria Petrioli Tofani schlug vor, dass das Blatt die Kopie einer verlorenen Vorzeichnung ist.(Anm.3) Ein Vergleich mit der stilistisch vollstĂ€ndig anders gehaltenen – und zudem seitenverkehrten – Vorzeichnung in Chatsworth schließt dies aber aus.(Anm.4)
Weitere Kopien nach der Radierung befinden sich in Florenz (Anm.5) und in Paris (Anm.6).

David Klemm

1 Nicht bei Bartsch. Vgl. zur Radierung allgemein Domenico Beccafumi e il suo tempo, Ausst.-Kat. Siena, Chiesa di Sant’Agostino, Palazzo Bindi Sergardi, Mailand, 1990, S. 479–480, Nr. 146.
2 Zum Beispiel befindet sich die linke Hand des Liegenden in Hamburg neben dem Körper, der Kopf ist stĂ€rker im Profil wiedergegeben. Einige Details – wie die Finger der stehenden Figur – sind nur sehr flĂŒchtig gezeichnet.
3 Kartonnotiz.
4 Chatsworth, Devonshire Collections, Inv.-Nr. 6. Domenico Beccafumi e il suo tempo, Ausst.-Kat. Siena, Chiesa di Sant’Agostino, Palazzo Bindi Sergardi, Mailand, 1990, S. 478, Nr. 144.
5 Florenz, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffizi, Inv.-Nr. 1263 F.
6 Paris, École Nationale SupĂ©rieure des Beaux-Arts, Inv.-Nr. 454.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links auf dem montierten Karton bezeichnet: "Micarino fec." (Bleistift); unten in der Mitte bezeichnet: "N. Poussin" (Bleistift); auf dem Verso in der Mitte bezeichnet: "N. Poussin" (Bleistfit); unten links bezeichnet: "7.1 8.10" (Bleistift); unten in der Mitte nummeriert: "No. 103." (Feder in Schwarz); oberhalb davon bezeichnet: "L. P." (Bleistift); unten rechts bezeichnet und nummeriert: "N poussin 24" (Feder in Schwarz); in der unteren BlatthÀlfte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); Sammlerstempel (nicht zu identifizieren)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 01 : 06, S. 153 (als Nicolas Poussin): "Deukalion erschafft Menschen nach der Sintfluth, Steine hinter sich werfend. Geistreicher Entwurf nach dem Kupferstich des D. Beccafumi. Feder u Bister. B. 7.1. H. 8.10."; Legat Harzen 1863 an die "StĂ€dtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt ĂŒbereignet fĂŒr die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.89, Nr.43

Domenico Beccafumi e il suo tempo, Ausst.-Kat. Siena, Pinacoteca Nazionale di Siena 1990, S.480

Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, hrsg. von Helmut R. Leppien und Heinz Spielmann, Bd. 12, Dr. Ernst Hauswedell & Co Verlag Hamburg 1967, S.191

Wolf Stubbe: Erwerbungen fĂŒr die Graphische Sammlung im Jahre 1966, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 12, Hamburg 1967, , S.191

Donato Sanminiatelli: Domenico Beccafumi, Mailand 1967, S.231, Nr.bei Nr. 2

J. Judey: Domenico Beccafumi, Berlin 1932, S.132, 149

Erwin Panofsky: Bemerkungen zu der Neuherausgabe der Haarlemer Michelangelo-Zeichnungen durch Fr. Knapp, in: Repertorium fĂŒr Kunstwissenschaft 48, 1927, S. 25-58, S.333-24, mit Anm. 2, Abb.6 auf S. 32