David Kindt, Zeichner
Allegorie auf die Narrheit der Welt, 1622
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David Kindt, Zeichner

Allegorie auf die Narrheit der Welt, 1622

David Kindt, Zeichner

Allegorie auf die Narrheit der Welt, 1622

Von dem vor allem als Portraitist hervorgetretenen Hamburger Maler David Kindt (Anm. 1) sind nur zwei Zeichnungen bekannt, die Schellenberg erstmals veröffentlicht hat. Bei dem vorliegenden Blatt dürfte es sich um eine Komposition für ein Stammbuch handeln, bei der die Anspielung auf den eigenen Namen gesucht scheint.
Ein sitzendes Kind trägt die Weltkugel, die von einem Tuch bedeckt ist, an deren Zipfeln Schellen hängen. Zudem steckt ein Affe seinen Kopf aus der Kugel heraus. Allgemein als Allegorie auf die Narrheit der Welt gedeutet (Anm. 2), ist deshalb auch der von Peter-Raupp hergestellte Zusammenhang mit einem Emblem des das Himmelsgewölbe tragenden Atlas in Otto van Veens „Amorum Emblemata“ von 1612 nicht mehr als eine formale Übereinstimmung.(Anm. 3) Tatsächlich handelt es sich bei Kindts Darstellung um die Kopie nach einem Gemälde mit der gleichen Darstellung in einer Privatsammlung in New York, das Ann Lowenthal dem Haarlemer Cornelis Ketel (1548–1616) zugeschrieben hat.(Anm. 4) Dass es sich bei Kindts Darstellung um eine Kopie handelt, verdeutlicht vor allem die gegenüber dem Vorbild etwas unbeholfene Darstellung des Kindes.
Die auf dem Gemälde erscheinende Inschrift, die noch nicht vollständig transkribiert werden konnte, gibt auch die Deutung unserer Zeichnung vor: Während man die sinkende Welt tragen muss, gibt sich der Geck seinem Wohlgefallen hin.

Peter Prange

1 Sohn des Jan Kindt (1587 Amtsmeister in Hamburg, † 1608), von dem sich eine Zeichnung in der Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. C 63/1201 mit „Minerva als Beschützerin der Malkunst“ befindet.
2 Der Affe und die Narrenkappe mit Schellen gelten allgemein als Sinnbild der Narrheit, vgl. etwa auch noch später Jakob Börnitz: Emblemata ethicopolitica, Mainz 1650, S. 50.
3 Atlante maior, S. 36–37.
4 Ich danke Michiel Plomp, New York, für den Hinweis auf Ketels Gemälde, das Plomp demnächst publizieren wird.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten in der Mitte signiert und datiert: "Davit Kindt 16.22." (Feder in Braun)

Auf altem Untersatz nummeriert: "No 161" (Bleistift)

Provenienz

Kunsthändler und Sammler Hermann Arnold Blome (1894-1972), Bremen, ? - 13.5.1937 (1); Ankauf von diesem mit Mitteln aus dem Vermächtnis Lüders, 13.5.1937 (2)

1) HAHK: Rechnungen: Vermächtnisse 1935-1939 (Vermächtnis Lüders). Zu Arnold Blome siehe ausführlicher in: Eine Frage der Herkunft. Drei Bremer Sammler und die Wege ihrer Bilder im Nationalsozialismus, hrsg. von Dorothee Hansen und Brigitte Reuther, Wienand Verlag, Bremen 2014.
2) HAHK: Rechnungen: Vermächtnisse 1935-1939 (Vermächtnis Lüders). Die Ankaufssumme betrug 30,00 Reichsmark.

Stand: 7.1.2010, Ute Haug.
Status: ungeklärt, bedenklich.

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.198-199, Nr.428

Hanna Peter-Raupp: Zum Thema "Kunst und Künstler" in den deutschen Zeichnungen von 1540-1640, in: Zeichnung in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540-1640, hrsg. von Heinrich Geissler, Ausst.-Kat. Stuttgart 1979, S. 223-230, S.223

Heinrich Geissler: Zeichnung in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540-1640, Bd. 2, Ausst.-Kat. Staatsgalerie Stuttgart 1979, S.135, Nr.N 20, Abb.135

Carl Schellenberg: David Kindt - Nachtrag, in: Nordelbingen 17/18, 1942, S. 260-289, S.262, Abb.2