Christian Bernhard Rode
Ägyptisches Totengericht, um 1779
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Christian Bernhard Rode

Ägyptisches Totengericht, um 1779

Christian Bernhard Rode

Ägyptisches Totengericht, um 1779

Das Blatt ist die Vorlage für die seitenverkehrte Illustration Tafel IX in Schröckhs „Weltgeschichte“, die dem 1. Teil nach Seite 132 beigegeben ist (vgl. auch Inv.-Nr. 23645 a). In der vorliegenden Zeichnung hat sich Rode eng an den Text gehalten, in dem Diodor den Brauch der Ägypter schildert, über ihre Toten Gericht zu halten: Nachdem sich 42 Richter versammelt haben, wird die Barke zu Wasser gelassen, in die der Sarg mit dem Körper gelegt wird. Zuvor jedoch wird jedem die Erlaubnis gegeben, die tote Person anzuklagen.(Anm.1) Diesen Moment schildert Rode, während der Bootsmann, der von den Ägyptern Charon genannt wurde, darauf wartet, mit dem Toten auslaufen zu können.
Rode hat das Thema in Zeichnungen wiederholt bearbeitet, allerdings lässt sich ihr Zweck nicht immer eindeutig bestimmen. Bestellern seiner Gemälde legte Rode oft vollkommen bildmäßig durchgearbeitete Blätter vor, andererseits zeichnete er nach seinen Gemälden und verkaufte diese Zeichnungen oder verwendete sie als Vorlagen für seine Reproduktionsradierungen. Auch die Szene nach Diodor von Sizilien hat Rode 1777 in einer Radierung verarbeitet (Anm.2), ohne dass die Zeichnung allerdings als direkte Vorlage zu bezeichnen wäre. Eine etwas kleinere Zeichnung in Wien gibt die Komposition leicht verändert nahezu spiegelbildlich wieder.(Anm.3) Eine weitere Zeichnung zu dem Thema befindet sich in Nürnberg (Anm.4), die möglicherweise mit derjenigen identisch ist, die Rode 1797 auf der Akademie-Ausstellung gezeigt hat.(Anm.5)

Peter Prange

1 Diodor von Sizilien, 1. Buch, Kap. 92.
2 Vgl. Renate Jacobs: Das Graphische Werk Bernhard Rodes (1725-1797), Münster 1990, S. 287, Nr. 82.
3 Wien, Albertina, Inv.-Nr. 4518, vgl. Hans Tietze, Erika Tietze-Conrat, Otto Benesch, Karl Garzarolli-Thurnlackh: Die Zeichnungen der deutschen Schulen bis zum Beginn des Klassizismus. Beschreibender Katalog der Handzeichnungen in der Graphischen Sammlung Albertina, Bd. IV, hrsg. v. Alfred Stix, Wien 1933, S. 147, Nr. 1809, Taf. 275.
4 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. Hz 3765, vgl. Monika Heffels: Die Handzeichnungen des 18. Jahrhunderts. Die Deutschen Handzeichnungen, Bd. IV, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 1969, S. 228–229, Nr. 255.
5 Verzeichnis der zu der Kunstausstellung der königl. Academie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften eingesandten Gemälde, Kupferstiche usw., Berlin 1797, S. 1–2, Nr. 4.

Details zu diesem Werk

Wasserzeichen / Kettenlinien

ca. 26 mm

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerb aus unbekannter Quelle in den Besitz der Kunsthalle gelangt

Bibliographie

Peter Prange: Deutsche Zeichnungen 1450-1800. Katalog, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 1, Köln u.a. 2007, S.284, Nr.753