Bartholomeus van der Helst
Sitzender Kavalier, 1644
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Bartholomeus van der Helst

Sitzender Kavalier, 1644

Bartholomeus van der Helst

Sitzender Kavalier, 1644

Gezeichnete Entwürfe zu Porträts sind selten und wurden in der Regel auch nicht signiert – anders als die für eine eigene Klientel geschaffenen selbständigen Bildniszeichnungen (Inv.-Nr. 22610, 22611, 22651). Um so wertvoller ist diese zunächst Johannes Cornelisz. Verspronck (1600/03–1662) zugeordnete Zeichnung, bei der es sich um den Entwurf zu einem Gemälde des Bartholomeus van der Helst handelt.(Anm.1) Auf dem Gemälde greift der Künstler im wesentlichen auf Haltung und Kleidung der skizzierten Figur zurück, gibt dem Dargestellten aber einen etwas freundlicheren und stärker dem Betrachter zugewandten Ausdruck. Mit knappem Strich ist der links zu Füßen des Kavaliers liegende Pudel angedeutet, und auch die räumliche Anlage des Gemäldes stand dem Künstler bereits vor Augen: Rechts erkennt man das geöffnete Fenster und davor ein flüchtig skizziertes Objekt auf einem Tisch. Hierbei handelt es sich um eine reich skulptierte goldene Uhr, die vermutlich als Statussymbol zu interpretieren ist.(Anm.2)
Das Gemälde datiert 1644 und gibt damit einen festen Anhaltspunkt für die Datierung der Zeichnung. Sie wird als einzig sicher zuschreibbare Zeichnung des Malers gewertet (Anm.3) und dient damit als wertvolle Referenz für die Bestimmung stilistisch verwandter Blätter.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 „Bildnis eines Herrn mit Pudel“, Montreal, Museum of Fine Arts, Inv.-Nr. 186.
2 J. J. de Gelder: Bartholomeus van der Helst, Rotterdam 1921, S. 60 sah in der Uhr einen Hinweis auf eine Tätigkeit als Uhrmacher oder Goldschmied; Judith van Gent, die ein Werkverzeichnis des Künstlers vorbereitet, hält es eher für ein Wohlstandsattribut, in Übereinstimmung mit den großen Dimensionen des gemalten Porträts (Mitteilung per E-Mail, 14. 11. 2009).
3 Van Gent, siehe Anm. 2.
4 Dies betrifft beispielsweise eine Zeichnung in Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. U ** 1, Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, Nr. 573.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

-
19-29 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 64 als "Spronck": "Ein vornehmer Herr in gewählter Kleidung, mit glattem Halskragen und schwartzem Mantel, auf einem Stuhle sitzend. Kreide auf blauem Papier. Gehöht. 8.9.10.10"; NH Ad: 02: 01, S. 270); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Annemarie Stefes, Leonore van Sloten, Leonoor van Oosterzee: Tekenen in Rembrandts tijd. Meesterwerken uit de Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Museum Het Rembrandthuis, Amsterdam 2012, S.122, Nr.53, Abb.S. 42

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.273, Nr.431

Michiel C. Plomp: The Dutch Drawings in the Teylers Museum Haarlem, Bd. 2, Haarlem u. a. 1997, S.478, bei Nr. 573

Walther Bernt: Die niederländischen Maler und Zeichner des 17. Jahrhunderts, Bd. 4, München 1979, Nr.290

Walther Bernt: Die niederländischen Zeichner des 17. Jahrhunderts, Bd. 1, München 1957, Nr.290