Baccio Bandinelli
Studienblatt mit drei männlichen Figuren,
Zurück Bildinfos ➕ 🗖

Baccio Bandinelli

Studienblatt mit drei männlichen Figuren,

Baccio Bandinelli

Studienblatt mit drei männlichen Figuren

Das Blatt wurde von Georg Ernst Harzen als Werk Baccio Bandinellis eingestuft, eine Einschätzung, die niemals angezweifelt worden ist. Ward datierte die Zeichnung in die Spätzeit des Künstlers, als Energie und Kraft noch spürbar waren, die Kontrolle über die Feder jedoch bereits nachließ.(Anm.1)
Die Deutung des Bildthemas ist schwierig. Schaar schlug eine Episode aus dem Leben Noahs vor, bei der Sem und Jafet die Blöße ihres trunkenen Vaters verdecken. In der Nacktheit der Personen und in einigen übereinstimmenden Details, wie z. B. dem Zelt, lassen sich Entsprechungen zu einer etwas größeren und klar mit dem Thema zu verbindenden Studie in London (Anm.2) herstellen. In jedem Fall handelt es sich um eine der für Bandinelli typischen reinen Figurenstudien, die nicht zwingend einen ikonographischen Ausgangspunkt haben. Vergleichbar ist eine ebenfalls mit der Feder gezeichnete Gruppe dreier Männer in Windsor(Anm.3), deren Ikonographie auch unklar ist. All diese Blätter lassen das Interesse des Bildhauers am athletischen männlichen Akt erkennen.

David Klemm

1 Roger B. Ward: Baccio Bandinelli as a draughtsman, Phil. Diss. University of London, London 1982, Nr. 167.
2 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1895-9-15-549; Baccio Bandinelli 1493-1560. Drawings from British Collections, bearb. v. Roger Ward, Ausst.-Kat. Cambridge, Fitzwilliam Museum, Cambridge 1988, S. 71–72, Nr. 40.
3 Windsor Castle, Royal Library, Inv.-Nr. 376; vgl. Arthur E. Popham, Johannes Wilde: The Italian Drawings of the XV and XVI Centuries in the Collection of His Majesty the King at Windsor Castle, London 1949, S. 188, Nr. 75, mit Abb. 24.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links: Stempel der Sammlung Reynolds (L. 2364); rechts davon: Stempel der Sammlung Hone (L. 2793); in der Mitte wohl von einer Hand des 17. Jh. bezeichnet: "Baccio" (Feder in Schwarz), daneben nummeriert: "33" (Feder in Graubraun); auf dem Verso unten links nummeriert: "222" (Feder in Braun, durchgestrichen); rechts davon Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Provenienz

Nathaniel Hone (1718-1784), London (L. 2793); Sir Joshua Reynolds (1723-1792), London (L. 2364); 1861 von Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) in London, wahrscheinlich bei Colnaghi, erworben (NH Ad : 01 : 32, fol. 829); NH Ad : 01 : 32, fol. 829 (als Baccio Bandinelli): "Studienblatt von drey männlichen Figuren. Breite Feder. 8.5 / 12.11 Samml. Reynolds u Hone."; am Rand: "Coln". Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.78-79, Nr.24

Eckhard Schaar, David Klemm: Italienische Zeichnungen der Renaissance aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1997, S.81, Nr.2, Abb.44

Roger Barry Ward: Baccio Bandinelli as a draughtsman, Phil. Diss., University of London 1982, Nr.167

V. T. [nicht aufgelöst]: Amburgo: Mostra di disegni italiani dal XV al XVIII secolo, in: Emporium. Rivista mensile illustrata d'arte e di cultura 76, 1957, Nr. 126, S. 228-229, S.229

[Wolf Stubbe]: Italienische Zeichnungen 1500-1800. Ausstellung aus den Beständen des Kupferstichkabinetts, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1957, S.16, Nr.57