Derzeit sind 12, vielleicht auch 13 Zeichnungen Waterloos aus Danzig und Umgebung bekannt, darunter ein – von späterer Hand – „um 1660“ datiertes Blatt in Wien.(Anm.1) Hier ist das im Jahre 1178 gegründete, nördlich von Danzig gelegene Kloster Oliva dargestellt, wo am 1. Mai 1660 der 1656 begonnene Schwedisch-Polnische Krieg mit einem Friedensvertrag beendet wurde. Möglicherweise war dies der Anlass für Waterloos Reise nach Danzig. Der akkurat gezeichnete Prospekt des Zisterzienserklosters, der auch hinsichtlich des Formates eine Ausnahme unter den Danzig-Ansichten bildet, entstand vielleicht als Auftragsarbeit oder als Vorlage für einen geplanten, aber nicht durchgeführten Kupferstich.(Anm.2)
Die Klosteranlage liegt am Fuße einer bewaldeten Hügelkette und wird zum Vordergrund hin eingefasst von landwirtschaftlich genutzten Flächen – das Kloster hatte erheblichen Anteil an der Kultivierung und wirtschaftlichen Erschließung der Weichselgebiete.(Anm.3)
Die noch heute erhaltene Stiftskirche wurde seit ihrer Errichtung im 13. Jahrhundert mehrfach umgebaut. Die barocken Hauben der beiden Westtürme und des Vierungstürmchens sind Zeugen von derartigen „Modernisierungen“. Neben der Stiftskirche das auffälligste Gebäude ist der Torbau links, die „Porta Magna“, deren fünf Rundgiebel von jeweils einer Heiligenfigur bekrönt sind. Dieser Bau ist heute nicht mehr erhalten: Waterloos Zeichnung ist die einzig bekannte Darstellung.

Annemarie Stefes

1 Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 15148 (169 x 219 mm): „door A. Waterloo omtrent A 1660“, Marian Bisanz-Prakken: Rembrandt and His Time. Masterworks from the Albertina, Vienna, Ausst.-Kat. Milwaukee Art Museum, New York und Manchester 2005, Nr. 74. Die anderen zehn Zeichnungen befinden sich in Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 15147 (161 x 219 mm), Marian Bisanz-Prakken: Rembrandt and His Time. Masterworks from the Albertina, Vienna, Ausst.-Kat. Milwaukee Art Museum, New York und Manchester 2005, Nr. 73; Budapest, Szépmüvészeti Múzeum, Inv.-Nr. 1752 (368 x 538 mm) und Inv.-Nr. 1753 (392 x 543 mm), Teréz Gerzi: 17th-Century Dutch and Flemish Drawings in the Budapest Muiseum of Fine Arts, Budapest 2005, Nr. 308 und 309; Klassik Stiftung Weimar, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. KK 5611 (277 x 369 mm), Lotte und Wolf Stubbe: Um 1660 auf Reisen gezeichnet. Antonie Waterloo. Ansichten aus Hamburg, Altona, Blankenese, Holstein, Bergedorf, Lüneburg und Danzig-Oliva, Hamburg 1983, Taf. 51; Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby Mak van Waay, 16. 11. 1981, Nr. 65 (150 x 191 mm), ebd. Taf. 55; Oslo, Nasjonalgalleriet, Inv.-Nr. B. 15772 (381 x 546 mm), ebd. Taf. 56; Zoelen/Zaltbommel, Kunsthandel Beets, Fontein und Laurentius (312 x 476 mm), ebd. Taf. 57; Cambridge (Mass.), Harvard Art Museum/Fogg Museum, Sammlung Maida und George Abrams, Inv.-Nr. 2008.252 (440 x 580 mm), ebd. Taf. 58; Leiden, Prentenkabinet der Universiteit, Inv.-Nr. PK-T-AW-284 (277 x 367 mm), ebd. Taf. 60; Aukt.-Kat. Amsterdam, Sotheby’s, 19. 11. 1998, Nr. 95. – Eine Zeichnung im Historischen Museum Amsterdam, Sammlung Fodor könnte ebenfalls in der Nähe von Danzig aufgenommen worden sein, Inv.-Nr. A 10368 (286 x 374 mm), Ben Broos, Marijn Schapelhouman: Nederlandse Tekenaars geboren tussen 1600 en 1660, Oude tekeningen in het bezit van het Amsterdams Historisch Museum, waaronder de collectie Fodor, Bd. 4, Amsterdam/Zwolle 1993, Nr. 174.
2 Lotte und Wolf Stubbe: Um 1660 auf Reisen gezeichnet. Antonie Waterloo. Ansichten aus Hamburg, Altona, Blankenese, Holstein, Bergedorf, Lüneburg und Danzig-Oliva, Hamburg 1983, S. 21.
3 Ebd., S. 217, Anm. 90.