Anonym (italienisch?, 18. Jahrhundert)
Kanzeldeckel,
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Anonym (italienisch?, 18. Jahrhundert)

Kanzeldeckel,

Anonym (italienisch?, 18. Jahrhundert)

Kanzeldeckel

Bei der bislang als Thronbaldachin bezeichneten Darstellung handelt es sich eindeutig um eine Kanzelbekrönung. Gut zu erkennen sind zwei Erdteildarstellungen direkt auf dem Deckel, links mit dem Kirchturm Europa, rechts mit der indianischen Kopfbedeckung Amerika. Die beiden fehlenden Erdteildarstellungen dürften am Kanzelkorb vorgesehen gewesen sein. Oberhalb davon erhebt sich ein von Putti und Engeln belebter Wolkenhimmel, dessen formales und inhaltliches Zentrum die Taube des Heiligen Geistes bildet.
Die leichte Zeichenweise verankert das Blatt eindeutig im 18. Jahrhundert, wie auch bislang angenommen worden ist. Weniger überzeugend ist die bisherige Zuordnung zur italienischen Kunst, denn ein derart reich ausgestatteter Kanzeltypus ist vornehmlich im süddeutsch-österreichischen Raum zu finden und für Italien ganz ungewöhnlich.
Unabhängig davon erscheint die formale Lösung nicht vollauf überzeugend, fehlt doch dem gesamten Aufbau ein eindeutiges Zentrum. In diesem Sinne treten z. B. in Ordenskirchen die jeweiligen Heiligen – wie Benedikt von Nursia und Bernhard von Clairvaux – als Standfiguren auf Kanzeldeckeln viel wirkungsvoller in Erscheinung als hier die Taube des Hl. Geistes.
Die Darstellung eines Engels auf dem Verso stammt wohl vom Zeichner der Vorderseite.

David Klemm

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1234)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ (Fragment): Wohl unterer Teil eines Lilienwappens, darunter Ziffer „4“ und Buchstabe „WR“.

Verso

Titel verso: Engel

Technik verso: Feder in Braun, grau laviert

Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335); Legat Philippi an die Hamburger Kunsthalle 1908

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.458, Nr.756