Die lockere Skizze dürfte als Entwurf für eine kunstgewerbliche Arbeit entstanden sein. Denkbar wäre die Rahmung eines größeren Reliquiars. Wahrscheinlicher handelt es sich aber um den Entwurf für den oberen Abschnitt eines Altaraufbaus. In diesem Zusammenhang würde das querovale Bild als oberer Einsatz gedacht sein, während das Hauptaltarbild unterhalb davon angedeutet erscheint. Die C-Schwünge sowie die Leichtigkeit des Entwurfs deuten ins zweite Drittel des 18. Jahrhunderts. Dabei ist eine Zuordnung zur italienischen Kunst jener Zeit nicht einfach. Die Zeichnung erinnert entfernt an Entwürfe des in Oberitalien tätigen Andrea Brustolon (1660–1732), doch sind die Figuren auf dem Hamburger Blatt anders laviert und wohl etwas sicherer gezeichnet.(Anm.1) Denkbar ist auch, dass es sich hier – wie bereits per anonymer Kartonnotiz vermutet wurde – um einen Entwurf aus dem süddeutsch-österreichischen Kunstkreis handelt.

David Klemm

1 Vgl. Catalogo del Museo Civico di Belluno. I Disegni, bearb. v. Mauro Lucco, Belluno 1989.