Die drei Zeichnungen Inv.-Nrn. 52248–52250 bilden durch das ähnliche Motiv eine zusammengehörige Gruppe. In unterschiedlich großen Ausschnitten wird eine Stadt dargestellt. Dominierend ist jeweils ein gewaltiger zentraler Kuppelbau, der sich über einer Ansammlung von relativ gleichförmigen Häusern mit Satteldächern erhebt. Während der zackige Abschlusssims am Übergang zur Kuppel bei allen drei Zeichnungen übereinstimmt, ist die Laterne unterschiedlich hoch ausgebildet. Einziges Gegengewicht zu diesem Kuppelbau bildet jeweils ein hoher Turm, der wiederum von Blatt zu Blatt in seiner Ausgestaltung differiert. In zwei Fällen wird dabei anscheinend das Zackenmotiv der Kuppel im Helmbereich übernommen, während auf dem vorliegenden Blatt ein nordisch anmutender Turm mit romanischen Fensteröffnungen erscheint. Letzteres Motiv findet sich auch in der Wandstruktur des Zentralbaus, wodurch die beiden Gebäude formal zusammengeschlossen sind.
Alle drei Blätter sind relativ schnell und flüchtig gezeichnete Architekturphantasien von geringem künstlerischem Wert. Die zeichnerische Gesamtwirkung und die Architektursprache lassen – wie Hugo Chapman (Anm.1), Nicholas Turner (Anm.2) und Giuseppe Bonaccorso (Anm.3) bestätigten – eher auf einen nordischen, als auf einen italienischen Künstler schließen. Dieser Eindruck wird durch die Architektursprache der Gebäude unterstützt. Denkbar ist, dass derartige Motive bei religiösen Szenen als städtebaulicher Hintergrund, stellvertretend für eine Art Himmlisches Jerusalem verwendet wurden. Eine Entstehung im späten 16. Jahrhundert ist denkbar.

David Klemm

1 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 18.1.2008.
2 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 12.3.2008.
3 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 28.3.2008.