Anonym (französisch?) Gerard de Lairesse, ehemals zugeschrieben
Die Israeliten am Brunnen von Mara,
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Anonym (französisch?) Gerard de Lairesse, ehemals zugeschrieben

Die Israeliten am Brunnen von Mara,

Anonym (französisch?) Gerard de Lairesse, ehemals zugeschrieben

Die Israeliten am Brunnen von Mara

Diese bislang unbestimmte Darstellung kann mit 2. Mose 15, 22–25 identifiziert werden: Auf ihrem Zug durch die Wüste Schur gelangten die Israeliten an den bitteren Brunnen „Mara“. Erst als Mose auf Geheiß Gottes ein Stück Holz in den Brunnen warf, wurde das Wasser trinkbar. Hier wurde das Wasser bereits aus dem Brunnen geschöpft. Auf Anweisung von Mose hält einer der Israeliten ein Stück Holz in einen der größeren Kübel; weitere Balken liegen am Boden.
Die alte Zuschreibung dieses Blattes an Gerard de Lairesse entbehrt jeder Grundlage. Innerhalb der niederländischen Kunst finden sich allenfalls stilistische Parallelen zu Werken des Augustinus Terwesten (1649–1711), etwa den in gleicher Technik gearbeiteten Studien nach antiker Skulptur.(Anm.1) Jedoch werden auf der Hamburger Zeichnung Details wie Haare, Muskeln und Füße durch stärker verschliffene, stellenweise luftig verschlungene Linien konturiert. Das insgesamt lockerere Liniengefüge weist eher auf französischen Kontext in der Nachfolge des Nicolas Poussin (1594–1665).(Anm.2)
Der rückseitige Hinweis auf eine Vorlage Giulio Romanos (1499–1546) konnte bislang nicht verifiziert werden. Möglicherweise dachte der Verfasser der Beischrift an kompositorisch verwandte Fresken im Vatikan.(Anm.3) Eine direkte Vorlage ließ sich der Zeichnung bislang nicht zuordnen.

Annemarie Stefes

1 Ähnlich luftige Konturen in Verbindung mit breiten Pinselstrichen begegnen auf einer Kopie nach dem kapitolinischen Relief „Marcus Aurelius und die Barbaren“, 1677, Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Inv.-Nr. RP-T-1982-24, Götter und Helden für Berlin. Gemälde und Zeichnungen von Augustin und Matthäus Terwesten (1649-1711) (1670-1757). Zwei niederländische Künstler am Hofe Friedrichs I. und Sophie Charlottes, Ausst.-Kat. Berlin, Schloss Charlottenburg, Berlin 1995, Nr. 2.3.
2 Robert-Jan te Rijdt hält die Autorschaft des Louis Félix de La Rue (1731–1765) für möglich (Mitteilung August 2009 auf Grundlage einer Digitalphotographie).
3 „Abraham und Melchisedek“, Vatikanische Loggien; „Adlocutio“, Sala di Costantino, jeweils nach Entwürfen Raffaels. Figurentypen und friesartige Reihung erinnern zudem an den „Triumph Scipios“ in Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 3524.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

verso bezeichnet oben Mitte: "N. J: Romano" (Feder in Braun über Bleistift); Mitte L. 1233; unten rechts: "G. Lairesse d'après J. Romano" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Lilienwappen, evtl. nur auf dem Kaschierpapier (vertikale Kettenlinien!), vgl. Heawood 1841 (Amsterdam, um 1769)
kaum erkennbar (h)

Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335); Legat Philippi 1908

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.696-697, Nr.A 9

Alain Roy: Gérard de Lairesse, Paris 1992, S.529, Nr.D.R. 144