Anonym (flämisch), (?) Theodor Rombouts, ehemals zugeschrieben
Knieporträt eines Mädchens,
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Anonym (flämisch), (?) Theodor Rombouts, ehemals zugeschrieben

Knieporträt eines Mädchens,

Anonym (flämisch), (?) Theodor Rombouts, ehemals zugeschrieben

Knieporträt eines Mädchens

Dieses charmante Kinderbildnis galt zu Harzens Zeit noch als Werk des „Rubbens“ und mutmaßliches Porträt einer Tochter des Künstlers. Mit Cornelis de Vos brachte es Michael Jaffé 1979 bei einem Besuch im Kupferstichkabinett in Verbindung.(Anm.1) Dieser schuf grundsätzlich verwandte Kinderdarstellungen, ein konkreter Werkbezug besteht jedoch nicht.(Anm.2) Gegen die zuletzt aktuelle Zuordnung an Theodoor Rombouts wiederum spricht das erst in den 1650/60er Jahren übliche Kostüm.(Anm.3) Zudem unterscheidet sich das Kinderporträt von der durch den Gemäldekontext gesicherten Inv.-Nr. 22434 in der sehr viel kompakteren Anlage der Figur.
Im Unterschied zu Stijn Alsteens, der einer Entstehung im flämischen Raum den Vorzug gab,(Anm.4) wäre nach Peter Schatborn und Rudi Ekkart auch eine Zuordnung an die holländische Schule denkbar.(Anm.5) Für die drahtigen Kringellocken und die etwas ungelenk und zittrig umrandeten Finger finden sich gewisse Verwandtschaften zu Zeichnungen Caspar Netschers, z. B. einem gezeichneten „Mädchenporträt“ der Sammlung Fodor.(Anm.6) Mindestens wird durch ähnlich frisierte, allerdings aufwändiger gekleidete Kinder im Œuvre Netschers der zeitliche Ansatz nach 1650 gestützt.(Anm.7)

Annemarie Stefes

1 Notiz auf dem Passepartout.
2 Vgl. das grundsätzlich verwandte, jedoch ungleich energischer gezeichnete „Kinderporträt“ in Brünn, Moravska Galerie, Inv.-Nr. B 2115, Katlijne Van der Stighelen: Cornelis de Vos as a Draughtsman, in: Master Drawings 27, 1989, S. 322-340, Abb. 14.
3 Das große, in zwei Spitzen über die Brust fallende Schultertuch wurde in dieser Form erst in den 1650er Jahren modern, vgl. Nicolaes Maes, „Näherin“, 1655, London, The Harold Samuel Collection, Mansion House, León Krempel: Studien zu den datierten Gemälden des Nicolaus Maes, Petersberg 2000, Nr. 24, und Hendrik Maertens Sorgh, „Die Familie des Jacob Bierens“, 1663, Rijswijk, Instituut Collectie Nederland, Inv.-Nr. C 1146; als Alltagsgewand ist es allerdings für die Datierung der Zeichnung nur bedingt aussagekräftig, worauf Rudi Ekkart mündlich am 13. 5. 2009 verwies.
4 Mitteilung vom 9. 10. 2007.
5 Mündliche Mitteilungen aufgrund einer Digitalphotographie vom 13. 5. 2009 bzw. 16. 5. 2009.
6 Amsterdams Historisch Museum, Inv.-Nr. TA 10229 (schwarze Kreide, 117 x 120 mm), Ben Broos, Marijn Schapelhouman: Nederlandse Tekenaars geboren tussen 1600 en 1660, Oude tekeningen in het bezit van het Amsterdams Historisch Museum, waaronder de collectie Fodor, Bd. 4, Amsterdam/Zwolle 1993, Nr. 89, um 1665. Vgl. auch das – insgesamt aber feiner modellierte – „Bildnis des Everardus Netscher“, 1673, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 3905 (schwarze Kreide und Rötel auf braunem Papier, 157 x 131 mm), ebd. Abb. 89 b.
7 Z. B. auf Gemälden wie dem „Familienporträt“, Standort unbekannt, Marjorie Elizabeth Wiesemann: Caspar Netscher and Late Seventeenth Century Dutch Paintings, Doornspijk 2002, Nr. 59, um 1666/68; den „Mit Seifenblasen spielenden Kindern“, Standort unbekannt, ebd. Nr. 65, um 1666/69; den „Vier Kindern mit Hund und Katze“, Standort unbekannt, ebd. Nr. 81, 1668; oder der „Mütterlichen Unterweisung“, London, The National Gallery, Inv.-Nr. 844, ebd. Nr. 86, um 1669.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); rechts daneben bezeichnet: "Rubbens" (Bleistift, 18./19. Jh.)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Buchstabe R, ähnlich Heawood 3066 (Amsterdam 1617), aber ohne V und Kreuz
kaum erkennbar (v)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 56 als "Rubbens": "Halbfigur eines jungen achtjährigen Mädchens mit übereinandergelegten Händen, angeblich die Tochter des Künstlers. Kreide auf grauem Papier, gehöht. 6.7.10.7"; NH Ad: 02: 01, S. 267); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.668-669, Nr.1279