Anonym, Ende 16.Jahrhundert. Anfang 17. Jahrhundert. (italienisch)
Entwurf für eine italienische Landvilla,
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Anonym, Ende 16.Jahrhundert. Anfang 17. Jahrhundert. (italienisch)

Entwurf für eine italienische Landvilla,

Anonym, Ende 16.Jahrhundert. Anfang 17. Jahrhundert. (italienisch)

Entwurf für eine italienische Landvilla

Die Zeichnung zeigt eine italienische Landvilla in Frontalansicht.(Anm.1) Der in Voll- und Halbgeschosse gegliederte Bau ist seiner Funktion nach relativ schlicht, aber nicht ohne Anspruch gestaltet. Den Übergang zum Dachbereich bildet eine von Stichkappen unterbrochene Hohlkehle. Den oberen Abschluss des Gebäudes ziert ein Dreiecksgiebel mit einem Wappen, in dem ein seitlich nach links gewandter Löwe auf den nicht bekannten Auftraggeber verweist. Die Hauptfassade ist mit drei Bogenöffnungen und zwei Säulen hervorgehoben. Der Haupteingang ist mit Rustikaquadern betont. Die Fenster der Beletage sind gleichförmig mit Dreiecksgiebeln akzentuiert. Die Rahmungen sind blockhaft, die Gesimse schwach profiliert. Abgesehen vom Wappen sind keine Ornamente angebracht. Nicht genau nachvollziehbar ist die Anlage der hervortretenden Bauteile. Im vorderen Bereich könnte man sich eine loggiaähnliche Situation vorstellen, durch die die Beletage herausgerückt wird und damit etwas Freischwebendes erhält. Die seitlichen Vorsprünge weisen niedrigere Bogenöffnungen im Erdgeschoss und gleich hohe Fenster in der Beletage auf. Angesichts der erkennbaren Dachkonstruktion sind Giebel an den Seiten offensichtlich nicht vorgesehen gewesen.
Vor allem das Erdgeschoss verweist mit den Bogenöffnungen und den kraftvollen Steinquaderungen auf die Renaissance, wohingegen antiklassische Züge, wie das Einschneiden der oberen Dreiecksgiebel in das darüber liegende Gesims, auf eine spätere Entstehung hindeuten. Dies legt auch die Verwendung der oberen Hohlkehle nahe. Golo Maurer hält eine Entstehung des Blattes in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts für denkbar; für Florenz spräche etwa die Rahmung der kleinen Seitenfenster neben dem Haupteingang. Giuseppe Bonaccorso glaubt, dass die vor allem in Oberitalien (Veneto) nachweisbare Verwendung der Hohlkehle auf eine spätere Zeit hindeutet.

David Klemm

1 Für Hinweise ist Josef Ploder, Graz, Golo Maurer, Heidelberg und Giuseppe Bonaccorso, Rom, herzlich zu danken. Mündliche Mitteilungen auf der Grundlage einer Digitalphotographie, März 2008.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links und unten rechts Stempel der Sammlung Philippi (L. 1335); auf dem Verso in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1234); Stempel der Sammlung Philippi (L. 1335)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Sich aufbäumender Löwe ohne Mähne in Wappenschild; nicht identifiziert.

Provenienz

Ludwig Hermann Philippi (1848-1908), Hamburg (L. 1335); Legat Philippi an die Hamburger Kunsthalle 1908

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.412-413, Nr.635