Anonym, Ende 16.Jahrhundert. Anfang 17. Jahrhundert. (italienisch), Zeichner Anonym, 17. Jahrhundert, Zeichner, ehemals zugeschrieben
Prunkgefäß,
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Anonym, Ende 16.Jahrhundert. Anfang 17. Jahrhundert. (italienisch), Zeichner Anonym, 17. Jahrhundert, Zeichner, ehemals zugeschrieben

Prunkgefäß,

Anonym, Ende 16.Jahrhundert. Anfang 17. Jahrhundert. (italienisch), Zeichner Anonym, 17. Jahrhundert, Zeichner, ehemals zugeschrieben

Prunkgefäß

Das Blatt zeigt ein äußerst prunkvoll gestaltetes Gefäß, das als Behälter für Wein oder kostbare Öle gedient haben mag. Mit seinen plastischen Ausformungen am Sockel und vor allem am Übergang zum Kelch erinnert es an üppig dekorierte Silberpokale der Renaissance. Die verspielte Dekoration des Griffs deutet darauf hin, dass es bei der Gestaltung weniger um funktionale Klarheit denn um Effekt ging, dürften doch die auf dem Griff sitzende Frau bzw. der neben ihr befindliche kleine Knabe beim Benutzen des Gefäßes hinderlich gewesen sein. Derartige Schaugeräte dienten vornehmlich der Repräsentation. Als Hauptthema des Reliefs an der Gefäßwand ist mit großer Wahrscheinlichkeit der „Tod der Lukretia“ dargestellt worden.
Eine nähere Bestimmung des Entwerfers bzw. Zeichners ist bislang nicht gelungen. Unverkennbar steht dieser aufwendige kunsthandwerkliche Entwurf in einer längeren Tradition, die in Italien z. B. von Marco da Faenza (Marco Marchetti) wirkungsvoll vertreten wurde. Dessen Entwurf eines Gefäßes in Oxford zeigt eine ganz ähnliche strukturelle Gestaltung bei sogar noch reicherer Verzierung.(Anm.1) Bei aller Verspieltheit ist aber größere Funktionalität gewahrt, bietet doch der Griff in Form eines Ziegenbockes eine bessere Haltemöglichkeit als die Hamburger Version. Ähnlich phantasievolle Erfindungen veröffentlichte auch Orazio Scoppa (nachweisbar 1608–um 1650) in seiner 1642/43 entstandenen Serie von Ornamentstudien.(Anm.2) Bei ihm finden sich alle Elemente des Hamburger Gefäßes, so das Relieffeld, die Putti, die verzierten, unfunktionalen Griffe, die C-Schwünge – insgesamt ergibt sich ein sehr barockes Erscheinungsbild, wobei das manieristische Erbe unverkennbar bleibt.
Vor dem Hintergrund der hier genannten Vergleichsbeispiele ist eine Entstehung der Zeichnung im späteren 16. oder im 17. Jahrhundert vorstellbar.

David Klemm

1 „Studie eines Gefäßes“, Oxford, Christ Church Library, Inv.-Nr. 887.
2 Vgl. Incisori Napoletani del '600, bearb. v. Alba Costamagna, Rosa d'Amico, Ausst.-Kat. Rom, Palazzo della Farnesina, Rom 1981, S. 49–55.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links Stempel eines anonymen Sammlers (ähnlich L. 2903, hier: Malteserkreuz auf schwarzem Fond); unterhalb der Mitte rechts Beschriftungen: "Benvenuto Cellini [...?] Giorgio Vasari [...?]" (Bleistift), schwer lesbarer Text, womöglich in englischer Sprache

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Doppelkonturiger Anker im Kreis, darüber evtl. Raute[?], darunter Buchstabe „F“; nicht identifiziert.

Provenienz

Vielleicht Graf Moritz von Fries (1777-1826), Wien (L. 2903; hier kein Trockenstempel); erworben 1920 von der Kunsthandlung Charles Alexander de Burlet, Berlin

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.416, Nr.633

Jahresbericht der Kunsthalle zu Hamburg für 1920, Hamburg 1921, S.7