Anonym, 2. Hälfte 18. Jahrhundert (italienisch)
Kopf eines Mannes,
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Anonym, 2. Hälfte 18. Jahrhundert (italienisch)

Kopf eines Mannes,

Anonym, 2. Hälfte 18. Jahrhundert (italienisch)

Kopf eines Mannes

Die Zeichnung erinnert entfernt an Arbeiten Bartolomeo Passerottis. Eine Zuschreibung ist jedoch, wie Corinna Höper bestätigte, eindeutig auszuschließen, da dessen Studien gekonnter und differenzierter angelegt sind.(Anm. 1) Die im Kabinett bislang vertretene Zuweisung an Gaspare Passerotti, den Sohn Bartolomeos, ist nicht stichhaltig begründbar. Eine alternative Zuweisung der Zeichnung ist schwierig. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht zu den Kopfstudien der Familie Gandolfi. So pflegte Mauro Gandolfi (1764–1834) viele seiner „studi di teste“ mit großer Präzision auszuführen.(Anm. 2) Er wählte dabei Strichlagen, die an Kupferstiche erinnern. Dieses Charakteristikum findet sich auf dem Hamburger Blatt im Augenbereich, vor allem aber am Hals. Unterschiedlich zu Gandolfis Schraffurtechnik erscheint dagegen die Behandlung des Hintergrunds, die bei dem Bologneser Künstler von klarer strukturierten Kreuzschraffuren bestimmt ist. Relativ ungeordnete Strichlagen finden sich dagegen auf einer Radierung von Gaetano Gandolfi (1734–1802).(Anm. 3) Nicholas Turner lenkte die Aufmerksamkeit auf Luigi Sabatelli (1772–1850), für den vereinzelt ähnlich fein und akribisch ausgeführte Strichlagen nachweisbar sind.(Anm. 4)

David Klemm

1 Mündliche Mitteilung beim Besuch des Kabinetts, April 2005.
2 Darmstadt, Hessisches Landesmuseum, Graphische Sammlung, Inv.-Nr. AE 2066; vgl. Simone Twiehaus: Zeichnungen Bolognas und der Emilia 16. bis 18. Jahrhundert, Darmstadt 2005, S. 150–151.
3 Vgl. Catalogo generale della raccolta di stampe antiche della Pinacoteca nazionale di Bologna. Gabinetto delle stampe, Sezione III. Incisori Bolognesi ed Emiliani del sec. XVIII, bearb. v. Giovanna Gaeta Bertelà, Bologna 1974, o. S. Nr. 308, Gaetano Gandolfi: „Kopf einer jungen Frau“.
4 Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 12. 3. 2008.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten links: Stempel der Sammlung Mouriau (L. 1853); auf dem Verso unten rechts: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1233); unten links bezeichnet und nummeriert: "Hellen 662" (Bleistift); unten rechts bezeichnet und nummeriert: "S[?] lg 85" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

WZ: Wappenschild, darin Kreuz (mehr nicht erkennbar); ähnelt in Teilen Heawood 1352 (Rom 1638).

Provenienz

A. Mouriau (1. H. 19. Jh.), Belgien (L. 1853); Washington von der Hellen (1834-1900), Hamburg (nicht bei Lugt); Gustav von der Hellen (1879-1966), San Isidro/Argentinien (nicht bei Lugt); Schenkung von der Hellen 1962 an die Hamburger Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.452, Nr.737

Catalogue de la riche Collection de dessins anciens, composant le Cabinet de M. A. Mouriau, ancien Capitaine au service de Belgique, 11./12.3.1858, M. Delbergue-Cormont, Paris, Hotel des Commissaires-Priseurs 1858, S.38, Nr.207