Anonym, 1. Hälfte 16. Jahrhundert (italienisch)
Die Hl. Ursula mit ihren Jungfrauen, einem Bischof und einem Mönch,
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Anonym, 1. Hälfte 16. Jahrhundert (italienisch)

Die Hl. Ursula mit ihren Jungfrauen, einem Bischof und einem Mönch,

Anonym, 1. Hälfte 16. Jahrhundert (italienisch)

Die Hl. Ursula mit ihren Jungfrauen, einem Bischof und einem Mönch

Harzen (um 1860) und Koopmann (1891) schrieben das Blatt Baldassare Peruzzi zu. Seitdem blieb es unbeachtet. Die Zuordnung zu dem Sieneser Maler und Architekten rechtfertigen einige seiner Kompositionen, in denen er Gruppen in ähnlicher Reihung anordnet. Dies betrifft zum Beispiel die Wandmalerei in der Casina Vagnuzzi in Rom mit einer „Huldigung der Königin von Saba“ (Anm.1) oder die Zeichnung „Erscheinung Christi vor den Aposteln“ in Holkham Hall.(Anm.2) Auch findet sich bei Peruzzi vereinzelt ein ähnlicher Frauentypus mit antikisierender Gewandung.(Anm.3) Ein zeichentechnischer Vergleich mit den gesicherten Peruzzi-Zeichnungen ist allerdings aufgrund des außerordentlich schlechten Erhaltungszustandes des Blattes extrem schwierig. Eine per anonymer Karteikartennotiz vorgeschlagene Zuweisung an Pupini ist angesichts von dessen lebendigeren Kompositionen und unterschiedlichem Zeichenstil unwahrscheinlich (vgl. z. B. Inv.-Nr. 21078). Sicher scheint aber aufgrund der Figurendarstellung, dass das Blatt im 16. Jahrhundert einzuordnen ist. Hugo Chapman (Anm.4) und Nicholas Turner (Anm.5) betonten, dass es sich wohl um eine Originalzeichnung und nicht um eine Kopie nach einer Vorlage handelt.
Die Geschichte der Hl. Ursula fand vor allem im Spätmittelalter vielfache bildnerische Umsetzung. In der Renaissance lassen sich dagegen deutlich weniger Beispiele nachweisen. Unklar bleibt, wer die beiden männlichen Begleiter am linken Rand der Gruppe sind. Der in der Legende überlieferte Papst Cyriakus dürfte hier aufgrund der fehlenden Mitra nicht gemeint sein.

David Klemm

1 Christof Luitpold Frommel: Baldassare Peruzzi als Maler und Zeichner. Beiheft zum Römischen Jahrbuch für Kunstgeschichte, Bd. 11, 1967/68, S. 99–101, Nr. 57.
2 Ebd., S. 160, Nr. 127.
3 Vgl. Christof Luitpold Frommel: Baldassare Peruzzi als Maler und Zeichner. Beiheft zum Römischen Jahrbuch für Kunstgeschichte, Bd. 11, 1967/68.
4 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 18.1.2008.
5 Mündliche Mitteilung auf der Grundlage einer Digitalphotographie, 12.3.2008.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso oben links nummeriert: "No '29'" (unterstrichen, Feder in Braun); im oberen Bereich Stempel der Sammlung Garnier (L. 1067); unten in der Mitte Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unten links bezeichnet: "Bald. Peruzzi 13.0 7.6." (Bleistift); unterhalb davon bezeichnet und nummeriert: "Scuola di Raffaello N. 8" (Bleistift)

Provenienz

Sammlung Garnier (L. 1067); Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244); NH Ad : 02 : 01, S. 217 (als Baldassare Peruzzi): "Die Heil. Catharina vor dem Richter. Grqfol. Fed. Bister. Netz." ?[Bleistift]; NH Ad : 01 : 03. fol. 102 (als Baldassare Peruzzi): "Die Heilige Ursula hält eine Anrede an die Brittischen Jungfrauen sie für die Wallfahrt nach Rom zu begeistern in Bischof Gegenwart. Ganz in Bister ausgeführt. Mit einem Netz überzogen. 13.0 7.6 Samml. Garnier"; Legat Harzen 1863 an die "Städtische Gallerie" Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 2, Köln u. a. 2009, S.392, Nr.595

Wilhelm Koopmann: Einige weniger bekannte Handzeichnungen Raffaels, in: Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstammlungen 12, 1891, S. 40-49, S.47