Adriaen van Ostade
Bauerntanz, um 1659
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Adriaen van Ostade

Bauerntanz, um 1659

Adriaen van Ostade

Bauerntanz, um 1659

In den späten 1650er Jahren komponierte Van Ostade seine Gemälde gewöhnlich mithilfe zahlreicher Einzelstudien direkt auf der Leinwand.(Anm.1) Es gibt jedoch auch Ausnahmen, und zu den seltenen Entwurfsskizzen dieser Zeit gehört das vorliegende Blatt. Es diente als vorbereitende Skizze für den 1659 datierten „Bauerntanz im Wirtshaus“ in St. Louis.(Anm.2) Einzelne Figuren wurden mit der Feder klärend überarbeitet, und diese Partien – es handelt sich um das stehende Paar und seinen sitzenden Gesprächspartner – sind die einzigen, die auf dem Gemälde direkt übernommen wurden. Dagegen wurden das sitzende Bauernpaar in der Blattmitte und der im Vordergrund auf einer Bank liegende Mann leicht abgewandelt, während Motive wie die Kinder und Zecher ganz rechts gar nicht auf dem Gemälde wiederzufinden sind. Für die weitere Entwicklung der gemalten Komposition griff Van Ostade zurück auf gezeichnete Einzelstudien, von denen sich zwei ebenfalls in der Kunsthalle befinden (Inv.-Nr. 22277, 22285).
Auch für die chronologische Ordnung des Œuvres ist die Hamburger Zeichnung aufschlussreich: Durch den Zusammenhang mit dem Gemälde von 1659 gibt sie wertvolle Orientierungshilfen bei der Einordnung undatierter Zeichnungen. Dabei gelten die stärker formbezogenen Konturen und die „genaue und bedächtige Linienführung“ als stilistische Kriterien dieser Zeit.(Anm.3)
Wie von alter Hand in der Museumskartei vermerkt, wurde die mit Feder gezeichnete Mittelgruppe von späterer Hand mit schwarzer Tusche ergänzt. Schnackenburg sah in diesem „behutsamen“ Vorgehen den Anteil des Cornelis Dusart,(Anm.4) doch sind die deutlich zu klein proportionierten Füße des stehenden Mannes wohl eher der Hand eines unbekannten Dilettanten zuzuschreiben. Die ästhetische „Abrundung“ einer als unvollständig empfundenen Skizze kann im späten 17. und 18. Jahrhundert häufig beobachtet werden.

Annemarie Stefes

1 Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Bd. 1, S. 43.
2 St. Louis Art Museum, Inv.-Nr. 147:1966, Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Bd. 1, Abb. S. 264, Nr. 36.
3 Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, 2 Bde, Hamburg 1981, Bd. 1, S. 40.
4 Ebd. S. 62 und 105.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Verso unten rechts L. 1328

Wasserzeichen / Kettenlinien

Buchstaben CC, oberer Teil, ähnlich Heawood 2892 (Schieland 1645) oder 2896 (Amsterdam 1644)
ca. 23-25 mm (v)

Provenienz

Wahrscheinlich zwischen 1869 und 1886 durch Schenkung oder Erwerbung aus unbekannter Quelle in den Besitz der Hamburger Kunsthalle gelangt

Bibliographie

Ger Luijten, Peter Schatborn, Arthur K. Wheelock, jr: Drawings for Paintings in the Age of Rembrandt, Ausst.-Kat. National Gallery of Art, Washington 2016, S.185, Abb., Nr.74

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.423, Nr.764

Holland in Linien. Niederländische Meisterzeichnungen des Goldenen Zeitalters aus den Königlich-Belgischen Kunstmuseen Brüssel, Ausst.-Kat. Brüssel u.a., Zwijndrecht 2007, S.218, Anm. 3

Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen. Tafeln, Bd. 2, 2 Bde, Hamburg 1981, Abb.Taf. 65, Nr. 123

Bernhard Schnackenburg: Adriaen van Ostade, Isack van Ostade. Zeichnungen und Aquarelle. Gesamtdarstellung mit Werkkatalogen, Text, Bd. 1, 2 Bde, Hamburg 1981, S.32, 40, 41, 43, 63, Nr.123