Dieses Blatt ist ein charakteristisches Beispiel für den frühen Landschaftsstil des Adriaen van der Cabel, entstanden 1654, als der Künstler noch in Den Haag lebte. Der gleichmäßige Baumschlag und die etwas plump proportionierten Figuren erinnern an eine „Mondscheinlandschaft“ aus der gleichen Werkphase.(Anm.1) Unsere Zeichnung lässt in der Lichtwirkung bereits italianisierende Tendenzen erkennen – nicht zu Unrecht fühlte sich Harzen an Jan Both erinnert.(Anm.2) Offenbar ließ sich Van der Cabel von Zeichnungen der bereits zurückgekehrten Italianisanten inspirieren, bevor er sich gegen Ende der 1650er Jahre selbst in den Süden aufmachte.(Anm.3)
Das Blatt wurde von Goll van Franckenstein auf der Auktion der Sammlung Van Broyel erworben. Für diese Erwerbungen schrieb Goll seine Inventarnummern in Bruchform, zusätzlich zu der bis dahin geläufigen Schreibweise.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Mit 136 x 127 mm im Format verwandt: Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts, Sammlung De Grez, Inv.-Nr. 4060/757, Peter Schatborn, Drawn to Warmth. 17th-century Dutch artists in Italy, Ausst.-Kat. Amsterdam, Rijksprentenkabinet, Zwolle 2001, S. 168, Abb. A.
2 Von Both inspiriert ist eine ebenfalls 1654 datierende „Waldlandschaft“ in größerem Format (303 x 258 mm), bei insgesamt duftiger angelegten Vegetationsstrukturen: London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. Oo,10.225.
3 Vgl. eine im Motiv noch eindeutiger italianisierende Landschaft in Paris, École Nationale Superieure des Beaux-Arts, Inv.-Nr. Mas. 1737, Maria Teresa Caracciolo: Adriaen van de Cabel et le Mythe visuel de l'Italie, in: Gazette des Beaux-Arts 142, 2000, S. 93-108, Abb. 1.
4 Vgl. Hans-Ulrich Beck: Anmerkungen zu den Zeichnungssammlungen von Valerius Röver und Goll van Franckenstein, in: Nederlands Kunsthistorisch Jaarboek 1981, S. 111-125, S. 118 und Hans-Ulrich Beck: Goll van Franckenstein als Käufer von Zeichnungen auf der Auktion von Abraham van Broyel in Amsterdam (1759), in: Oud Holland 98, 1984, S. 111-116, S. 111–112.