Das kleine Format, die fehlende Staffage und die flüchtige Ausführung klassifizieren diese Zeichnung und das anschließende Blatt als freie Ideenskizzen. In der energischen Handschrift vergleichbar sind zwei Skizzenbuchblätter in Oslo.(Anm.1) Diese sind ebenfalls mit Feder, aber über einer Kreideskizze gezeichnet und unterscheiden sich auch in ihrem markanteren und gleichzeitig suchenden Strich von den Hamburger Blättern. Zudem wirken sie in ihrer Funktion als freie Skizzen überzeugender. Diese Unterschiede wären grundsätzlich durch zeitlichen Abstand oder abweichende Funktion zu erklären:(Anm.2) Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass Van der Cabel Zeichnungen wie die Hamburger Blätter als Zwischenstufen der Bildentwicklung anfertigte.
Andererseits ist eine gewisse Skepsis nicht von der Hand zu weisen angesichts der routinierten Ausführung. Dies betrifft auf Inv.-Nr. 21784 eine gewisse Gleichförmigkeit der Strukturen, auf dem vorliegenden Blatt Elemente wie die sich willkürlich schlängelnden Konturlinien an Ufer und Wegesrand. Darüber hinaus ist eine gewisse Nachlässigkeit in der Wiedergabe räumlicher Bezüge zu beobachten, etwa im Bereich der Architektur oder in der Anlage der Baumkronen im Mittelgrund.
Das Monogramm „AvCa“ auf Inv.-Nr. 21784 – im gleichen Farbton, also fester Bestandteil der Federzeichnung – ist nicht zwingend ein Argument für Van der Cabels eigene Hand, sondern könnte ebenso gut auf fälschende Absicht des Zeichners weisen.

Annemarie Stefes

1 Oslo, Nasjonalgalleriet, Inv.-Nr. B. 15815 (172 x 232 mm) und Inv.-Nr. B. 15816 (129 x 247 mm), Nederlandske Tegninger (ca. 1600-ca. 1700) i Nasjonalgalleriet, Ausst.-Kat. Oslo, Nasjonalgalleriet 1976, Nr. 12, 13 mit Abb.
2 Im Unterschied zu den Osloer Skizzen sind die Rückseiten der Hamburger Blätter unbezeichnet: Dies spricht grundsätzlich gegen die Herkunft aus einem Skizzenbuch.