Ähnliche Bettler gehörten auch zum Figurenrepertoire des Johannes Lingelbach,(Anm.1) dem das Blatt im Harzen-Inventar zugeschrieben war. Lingelbachs Hand ist jedoch aus stilistischen Gründen auszuschließen, weshalb das Blatt in der Folgezeit erst den anonymen Niederländern, dann Adriaen van de Velde zugewiesen wurde.
Auch wenn das Motiv bislang auf keinem Gemälde des Künstlers direkt nachgewiesen werden konnte,(Anm.2) ist die Zuordnung an Van de Velde doch sinnvoll. Die weiche Modellierung(Anm.3) verbindet mit einer signierten Figurenstudie in Cambridge (Mass.), und die großzügigen Laubangaben im Hintergrund lassen sich ähnlich auf einer gleichzeitig entstandenen Federskizze beobachten.(Anm.4) Annähernd maßgleich und stilistisch ebenfalls eng verwandt ist eine Figurenstudie mit Bezug zu einem 1664 datierten Gemälde des Künstlers.(Anm.5)

Annemarie Stefes

1 Z. B. „Italienische Marktszene mit Zahnarzt“, Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. SK-A-226, I Bamboccianti. Niederländische Malerrebellen im Rom des Barock, hrsg. v. David A. Levine, Ekkehard Mai, Ausst.-Kat. Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Utrecht, Centraal Museum, 1991/92, Nr. 21.1.
2 Eine verwandte Figur begegnet auf einer Zeichnung in Paris, Petit Palais, Sammlung Dutuit, Inv.-Nr. D-Dut 1023, Regards sur l'art hollandais du XVIIe siècle. Frits Lugt et les Frères Dutuit, collectionneurs, Ausst.-Kat. Paris 2004, Nr. 81.
3 Es ist nicht eindeutig festzustellen, ob der stellenweise weich verriebene Strich durch Abnahme eines Abklatsches zu erklären ist.
4 Cambridge (Mass.), Harvard Art Museum/Fogg Museum, Inv.-Nr. 1957.221, William W. Robinson: Preparatory Drawings by Adriaen van de Velde, in: Master Drawings 17, 1979, S. 3-23, Nr. D 16; Heino, Kasteel het Nijenhuis, Stichting Hannema-De Stuers Fundatie, o. Inv.-Nr., ebd. Nr. B 16, um 1671.
5 „Jüngling, sich die Füße waschend“, Sammlung V. d. S., Vorden (Rötel, 188 x 174 mm), Peter Schatborn, Karel G. Boon: Dutch Genre Drawings of the Seventeenth Century, Ausst.-Kat. New York, Pierpont Morgan Library, Boston, Museum of Fine Arts, Chicago, The Art Institute of Chicago 1972, Nr. 98.