Adriaen Hendricksz. Verboom, Kopie
Adriaen Hendricksz. Verboom, Kopie
Das Blatt galt bei Dionis Muilman und Georg Ernst Harzen als Originalzeichnung Verbooms, ist jedoch, wie Van Regteren Altena in einer undatierten Kartonnotiz zu Recht bemerkte, eine alte Kopie nach einer Verboom-Zeichnung in Haarlem.(Anm.1) Unser Blatt ist mit der Vorlage annähernd maßgleich, und die schon von Harzen geschätzte sonnige Wirkung – Ergebnis der verschiedenen Farbtöne – verrät eine enge Orientierung an dem zweifarbig lavierten Original. Gleichzeitig verrät sich die Hand des Kopisten in den schematisch wirkenden Laubangaben und der zum Hintergrund hin nachlassenden Tiefenschärfe.
Von der Haarlemer Zeichnung unterscheiden sich auch die hier fehlenden Staffagefiguren – die Fischer im Mittelgrund und ein Wanderer am linken Rand. Diese Abweichungen sind nicht der künstlerischen Freiheit des Kopisten zu verdanken, sondern dokumentieren den Zustand des Originals, das zur Entstehungszeit der Kopie nahezu frei von Staffage war. Fischer und Wanderer der Haarlemer Zeichnung wurden also nachträglich ergänzt.(Anm.2) Dies muss spätestens um 1800 geschehen sein, denn im Katalog der Auktion Gildemeester (1800) wird das Haarlemer Blatt ausdrücklich mit besagter Staffage beschrieben.(Anm.3) Damit ist ein Terminus ante quem für die Datierung der Hamburger Kopie gegeben, die spätestens um 1800 entstanden sein muss.(Anm.4)
Annemarie Stefes
1 Haarlem, Teylers Museum, Inv.-Nr. Q*44, Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, Nr. 495.
2 Dies bestätigt die Vermutung Plomps für die Fischer des Haarlemer Blattes, vgl. Michiel C. Plomp: Jan Pietersz. Zomer's inscriptions on drawings, in: Delineavit et Sculpsit 17, 1997, S. 13-27, S. 420.
3 Aukt.-Kat. Amsterdam, Gildemeester 1800, S. 161, Kunstboek T, Nr. 5.
4 Auch eine frühere Entstehung ist denkbar, denn besagte Staffagefiguren können auch schon im frühen oder mittleren 18. Jahrhundert hinzugefügt worden sein, nur dass sie in diesem Fall nicht berücksichtigt worden wären in den gewöhnlich knapp gehaltenen Katalogtexten der älteren Auktionskataloge.
Details zu diesem Werk
Beschriftung
Wasserzeichen / Kettenlinien
Buchstaben A B oder A D, Heawood deest (schlicht)
ca. 22-24 mm (h)
Provenienz
Dionis Muilman (1702-1772), Amsterdam; dessen Auktion, Amsterdam 1773 (Lugt, Ventes 2149), an Jan Yver; Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 70: "A. Verboom Lichte Waldlandschaft vorn schöne schlanke Eichen an einem stehenden schilfreichen Gewässer. In Feder, Tusche und Bister sehr flüchtig und geistvoll ausgeführt und von sonnigem Effect. 10.6.6.6 [in margine:] Wirkung"; NH Ad: 02: 01, S. 273); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle
Bibliographie
Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog II van Musscher - Zegelaar, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.570-571, Nr.1087
Catalogus van een uitmuntend Kabinet gekleurde en ongekleurde Tekeningen ... benevens eene keurlyke Verzameling van de fraaiste Prentkonst ... verzameld en nagelaaten door wylen den Wel. Ed. Heer Dionis Muilman ..., 29.3. und folgende Tage, Jan de Bosch, Cornelis Ploos van Amstel, Hendrick de Winter, Bernardus de Bosch, Jan Yver, Amsterdam 1773, S.66, Nr.389