Als Zeichner spezialisierte sich Abraham Rutgers auf topographische Ansichten, die er größtenteils in Utrecht und Umgebung aufnahm.(Anm.1) Zu diesen Werken zählt auch das vorliegende Blatt, dessen genaue Bestimmung von Tolie Wilmer, Archiefdienst der Gemeente Utrecht vorgenommen wurde.(Anm.2) Dargestellt ist der „Maliesingel“ mit der „Maliebrug“ außerhalb der Stadtmauern von Utrecht. Ganz links ist ein Teil der „Maliebaan“ zu sehen, rechts erkennt man das Bollwerk „Lepelenburg“. Dasselbe Motiv aus einem leicht abweichenden Blickwinkel ist dargestellt auf einer Zeichnung im Historischen Museum Amsterdam.(Anm.3)
In Technik und Stil verwandte Zeichnungen gleichen Formats befinden sich in Paris und Berlin.(Anm.4) Sie werden zwischen 1680 und 1699 angesetzt, anzuschließen an ein Zeichnungsalbum aus den Jahren 1686/87, das heute im Dordrechter Museum Simon van Gijn aufbewahrt wird.(Anm.5) Auf dem Titelblatt dieses Albums unterteilte Rutgers seine Zeichnungen in „Principale, Inventive & Copijen“ („Originale, Inventionen & Kopien“). Unsere auf unmittelbarer Naturanschaung basierende Zeichnung ist sicherlich der ersten Kategorie zuzuordnen, wenngleich sich eine stilistische Anlehnung an Werke des mit Rutgers befreundeten Jacob Esselens beobachten lässt.(Anm.6)

Annemarie Stefes

1 Vgl. Niemeijer 1964, S. 128.
2 Brief vom 13. 6. 1996.
3 Amsterdams Historisch Museum, Inv.-Nr. TA 18025 (110 x 207 mm), Ben P. J. Broos: Rembrandt en Teekenaars uit zijn omgeving, Oude Teekeningen in het bezit van de Gemeentemusea van Amsterdam waaronder de Collectie Fodor, Amsterdam 1981, Nr. 58. Vgl. ebd. Abb. a für eine vom Motiv her übereinstimmende Darstellung von der Hand des Jan de Beijer (1744).
4 „Ansicht eines Weges außerhalb der Utrechter Mauern“, Paris, Fondation Custodia, Inv.-Nr. 241, Mària van Berge-Gerbaud: Rembrandt et son école. Dessins de la collection Frits Lugt, Paris 1997, Nr. 97; „Herrenhaus an einem Fluss“, Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 13698, Wolfgang Schulz: Die holländische Landschaftszeichnung 1600-1740. Hauptwerke aus dem Berliner Kupferstichkabinett, Ausst.-Kat. Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Berlin 1974, Nr. 164.
5 Dordrecht, Museum Simon van Gijn, Inv.-Nr. SI-k-10/II e 20, vgl. Niemeijer 1964; vgl. dort besonders die Blätter 48, 61 und 69. Für diesen Hinweis danke ich Chris de Bruyn (Mitteilung per E-Mail, Juni 2010).
6 Wien, Grafische Sammlung Albertina, Inv.-Nr. 10050; vgl. Niemeijer 1964, S. 127. Unser Blatt ist abzugrenzen von den Kopien nach Esselens im Dordrechter Album, ebd. S. 129, Nr. 42, 73 und 74.