Abraham Hondius
Drei Enten am Ufer,
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Abraham Hondius

Drei Enten am Ufer,

Abraham Hondius

Drei Enten am Ufer

Nur sehr wenige Zeichnungen können sicher Abraham Hondius zugeschrieben werden, und die friedliche Darstellung des vorliegenden Blattes wirkt auf den ersten Blick ungewöhnlich für einen Künstler, der sich in erster Linie auf blutrünstige Jagdszenen spezialisiert hatte. So wurde Hondius’ Autorschaft etwa von Stechow bezweifelt.(Anm.1) Ferner dachte man im Kupferstichkabinett zeitweise an eine Entstehung im 19. Jahrhundert.
Die Zeichnung ist jedoch auf Papier des späten 17. Jahrhunderts gearbeitet und lässt sich in Stil und Motiv an ein „AH“ monogrammiertes Blatt in Berlin anschließen.(Anm.2) Deren Thema – Enten am Ufer, von einem Hund gestellt – fungiert gewissermaßen als Bindeglied zwischen unserem Blatt und Hondius’ zahlreichen gemalten Jagdszenen mit Wasservögeln, bei denen er Anregungen aus dem Œuvre Jan Fyts verarbeitete.(Anm.3) Die Berliner Zeichnung ist etwas größer als das Hamburger Blatt und wurde zudem mit dem Pinsel überarbeitet. Die erste Anlage in Graphit entspricht jedoch in Linienführung und Schraffur unserer Zeichnung. Charakteristisch sind beispielsweise die scharfen Akzente im Bereich der Vegetationswiedergabe oder die mit kräftigem Strich weich umrandeten Schwungfedern der Enten.
Möglicherweise lassen sich dieser Gruppe weitere Zeichnungen anschließen, die derzeit noch unter dem Namen anderer Künstler verwahrt werden.(Anm.4)

Annemarie Stefes

1 Undatierte Karteinotiz im Archiv des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle.
2 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. KdZ 5326 (245 x 344 mm), Elfried Bock, Jakob Rosenberg: Die niederländischen Meister. Beschreibendes Verzeichnis sämtlicher Zeichnungen, Staatliche Museen zu Berlin. Die Zeichnungen alter Meister im Kupferstichkabinett, 2 Bde., Berlin 1930, Bd. 1, S. 155, in gleicher Technik, aber zusätzlich grau laviert.
3 Vgl. zu der flämischen Beeinflussung des Künstlers Alfred Hentzen: Abraham Hondius, in: Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen 8, 1963, S. 33-56.
4 Dies betrifft möglicherweise die ehemals Jan Weenix, heute Pieter van Laer zugeschriebenen „Enten und Truthähne am Teich“, London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1919,0415.66 (Graphit, grau laviert, mit 187 x 293 mm annähernd maßgleich).

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Auf dem Verso in der Mitte links bezeichnet: "8 1/2 - 6 1/2 No 65" (Bleistift, 19. Jh.); unten links: Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Narrenkappe, ähnlich Heawood 1943 (Details, Glöckchen) oder 1944 (räumliches Verhältnis Kopf-Kreuz), beide London 1677
23-25 mm (h)

Provenienz

Georg Ernst Harzen (1790-1863), Hamburg (L. 1244) (NH Ad:01:02, fol. 31: "Abraham Hondius Drey Enten auf einem Teiche neben einem Bretterzaun, von einem stumpigem? Baum überragt. Bleistiftzeichnung, eckig und geistvoll 8.6 / 6.6 ."; NH Ad: 02: 01, S. 254); Legat Harzen 1863 an die „Städtische Gallerie“ Hamburg; 1868 der Stadt übereignet für die 1869 eröffnete Kunsthalle

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.282-283, Nr.450

Rembrandt und sein Jahrhundert, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle 1994, Nr.63