Abraham Genoels
Ideale Landschaft mit drei Figuren auf einer Brücke,
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Abraham Genoels

Ideale Landschaft mit drei Figuren auf einer Brücke,

Abraham Genoels

Ideale Landschaft mit drei Figuren auf einer Brücke

Der Flame Abraham Genoels arbeitete in Paris, Rom und seiner Heimatstadt Antwerpen. Sein Interesse galt in erster Linie Radierungen und Zeichnungen. In Paris war er als Patronenmaler für die Gobelin-Manufaktur tätig, gegen Ende seines Lebens verlegte er sich offensichtlich auf die dekorative Malerei.(Anm.1) Wie bei vielen seiner niederländischen Zeitgenossen lag auch sein thematischer Schwerpunkt auf der idealisierenden Landschaft in der Nachfolge Gaspar Dughets (1615–1675) und Jean François Millets (1642–1679/80).
Die vorliegende Zeichnung ist ein charakteristisches Beispiel für diese Ausrichtung. Genoels’ Autorschaft ist gesichert durch den Bezug zu der eigenhändigen Radierung B. 65 aus einer sechsteiligen Folge.(Anm.2) Die seitengleiche Ausrichtung lässt auf die Verwendung einer Übertragungszeichnung schließen. Weitere Entwürfe zu dieser Serie stimmen ebenfalls in der Ausrichtung mit den entsprechenden Drucken überein.(Anm.3)
Wie von Stechow bereits 1924 festgestellt, ist die Rötelzeichnung auf der Rückseite des Blattes eine freie Kopie nach Rembrandts Radierung B. 228.(Anm.4) Die nervöse Handschrift mit den eng geschlungenen Linearstrukturen weist bereits voraus auf die nach oder in Italien entstandene Inv.-Nr. 21968.

Annemarie Stefes

1 An Zwollo: Hollandse en Vlaamse veduteschilders te Rome 1675-1725, Assen 1973, S. 6–7 und 10; vgl. auch Hans Verbeek, Robert-Jan te Rijdt, Marijn Schapelhouman: Travels through town and country. Dutch and Flemish landscape drawings 1550-1830, Ausst.-Kat. Haarlem, Teylers Museum, Curaçao 2000, S. 56.
2 Abweichungen im Detail – etwa in der Anzahl der Steine am Flussufer oder der Form der Felsblöcke – sprechen gegen die grundsätzlich denkbare Funktion als Kopie nach der Radierung.
3 London, British Museum, Department of Prints and Drawings, Inv.-Nr. 1871,1209.6295 (Feder in Braun, grau laviert, 198 x 272 mm); Inv.-Nr. 1871,1209.6291 (in gleicher Technik über Graphit, 217 x 317 mm); Paris, Musée du Louvre, Département des Arts Graphiques, Inv.-Nr. 19989 (in gleicher Technik, 180 x 275 mm), zu B. 60.
4 Karteinotiz von Wolf Stubbe „Angabe Stechow 1924“.

Details zu diesem Werk

Beschriftung

Unten rechts Stempel der Sammlung Mouriau (L. 1853); auf dem Verso unten links Stempel der Hamburger Kunsthalle (L. 1328); unterhalb davon Stempel der Sammlung Mouriau (L. 1829); oberhalb davon bezeichnet: "No 3 é[?] / f 4-" (Bleistift)

Wasserzeichen / Kettenlinien

Lilie, ähnlich Heawood 1479 (Amsterdam 1658)
ca. 25 mm (h)

Verso

Titel verso: Landschaft mit Bauernhäusern und Dorf im Hintergrund

Technik verso: Rötel

Provenienz

A. Mouriau (1. Hälfte 19. Jh.), Belgien (L. 1829 u. 1853); dessen Versteigerung Paris 1858; 1866 erworben für die "Städtische Gallerie" vom Kunstmakler Christian Meyer (1811-1886), Hamburg (nicht bei Lugt), HKH, Archiv, Inventarium ..., fol. 77, Nr. 8

Bibliographie

Stefes, Annemarie: Niederländische Zeichnungen 1450-1850. Katalog I Van Aken-Murant, hrsg. von Gaßner, Hubertus und Stolzenburg, Andreas, Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle Kupferstichkabinett, Bd. 3, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2011, S.233-234, Nr.347

Walther Bernt: Die niederländischen Maler und Zeichner des 17. Jahrhunderts, Bd. 4, München 1979, Nr.244

Walther Bernt: Die niederländischen Zeichner des 17. Jahrhunderts, Bd. 1, München 1957, Nr.244

Exposition internationale, coloniale, maritime et d'Art Flamand, Section d'Art Flamand ancien, Bd. 1, Ausst.-Kat. Antwerpen 1930, S.144, Nr.408

Catalogue de la riche Collection de dessins anciens, composant le Cabinet de M. A. Mouriau, ancien Capitaine au service de Belgique, 11./12.3.1858, M. Delbergue-Cormont, Paris, Hotel des Commissaires-Priseurs 1858, S.17, Nr.91

An Zwollo: Hollandse en Vlaamse veduteschilders te Rome 1675-1725, Assen 1973, S.8, Abb.4