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Künstlerinnen der Avantgarde (Teil 1)

in Hamburg zwischen 1890 und 1933

Kunst wird von Männern gemacht – so das lange Zeit gängige Vorurteil. Auch zu Zeiten der Avantgarde hatten es Frauen schwer, mit ihren künstlerischen Werken im Kunstbetrieb und in den Museen ernst genommen zu werden und sich durchzusetzen. Hamburg und die Hamburger Kunsthalle bildeten da keine Ausnahme. Dass die neuere Kunstgeschichte Hamburgs jedoch entscheidend von Frauen mitgeprägt wurde, soll in zwei einander folgenden Ausstellungen erstmals umfassend gezeigt werden. Zu sehen sind Werke von Künstlerinnen, die seit Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Zeit des Nationalsozialismus mit ihrer Kunst eigenständige Positionen bezogen haben, oftmals entgegen gesellschaftlichen Konventionen.

 

Teil I

21. Mai bis 20. August

Die aus gutbürgerlichem Hause stammenden Schwestern Helene Cramer (1844-1916) und Molly Cramer (1852-1936) konnten erst nach dem Tod ihres Vaters ab 1882 eine künstlerische Ausbildung absolvieren und nahmen, den Künstlern des Hamburgischen Künstlerclubs von 1897 nahe stehend, an zahlreichen wichtigen Ausstellung nicht nur in Hamburg teil. Ihr malerisches Werk konzentrierte sich im Wesentlichen auf das (Blumen-)Stilleben.

Mary Warburg (1866-1934), Tochter von Senator Heinrich Hertz, erhielt ebenfalls eine künstlerische Ausbildung, bevor sie den bedeutenden Kulturwissenschaftler Aby Warburg heiratete. Mit ihm lebte sie bis 1902 in Florenz, wo u. a. eine Reihe atmosphärisch ausgeprägter Landschaftspastelle entstand. Später war sie auch bildhauerisch tätig.

Elena Luksch-Makowsky (1878-1967) kam 1907 mit ihrem Mann, dem Bildhauer Richard Luksch, von Wien nach Hamburg. Sie hatte ihre Ausbildung bei Ilja Repin in ihrer Heimatstadt St. Petersburg absolviert und sich in Wien im Umkreis der Sezession einen Namen gemacht. Das Hauptwerk ihrer Hamburger Zeit ist die große Plastik „Frauenschicksal“, die sie 1911 für den Stadtpark schuf.

Gretchen Wohlwill (1878-1962) hatte ihre künstlerischen Wurzeln im Impressionismus, entwickelte später in ihren Landschaften entscheidend den Hamburgischen Sezessionsstil mit. 1940 emigrierte sie als Jüdin nach Portugal und kehrte 1952 in ihre Heimatstadt zurück.

Alma del Banco (1862-1943) war 1919 Gründungsmitglied der Hamburgischen Sezession. Ihre Malerei orientierte sich zunächst an französischen Vorbildern, bevor sie ihren eigenständigen Stil fand. Nach Erhalt des Deportationsbescheids wählte die Jüdin den Freitod.

Die jüdische Malerin Anita Rée (1885-1933) gehörte zu den bekanntesten Mitgliedern der Hamburgischen Sezession. Mit ihren einfühlsamen Portraits und radikalen Selbstdarstellungen nahm sie eine wichtige Position innerhalb der Kunst der 1920er Jahre in Hamburg ein. Von den politischen Ereignissen in Deutschland gezeichnet, nahm sie sich das Leben.